Oma- Opa- Wohnmobil-Wochenende
Einmal im Jahr, meist an einem der langen Wochenenden bekommen wir Zuwachs im Wohnmobil. Dann geht Clara, unser Enkelkind mit auf Tour. Auch in diesem Jahr haben wir über Himmelfahrt ein Oma-Opa-Clara-Womo-Wochenende geplant. Während sie sich in Hamburg schon Wochen vorher darauf freut, überlegen wir Wochen vorher, wo hin es gehen soll, damit alle Beteiligten das Wochenende genießen können.
Die Richtung ist im Grunde schon vorgegeben: nordwärts. Denn Clara lebt in Hamburg. Die Fahrt nach Hamburg, normaler Weise sonst nicht der Rede wert, wird an solch einem Wochenende wie dem Himmelfahrts–Wochenende, allerdings schon zu einer Herausforderung- was Staus betrifft. In diesem Jahr haben wir für 150 km 4 Stunden gebraucht, inklusive 2 voller Stellplätze, die uns eigentlich am Mittwoch nach Arbeitsende als Übernachtungsort dienen sollten. Beim 3.Stellplatz, in Sittensen, schon fast im Hamburger Vorland hatten wir Glück und ergatterten einen der letzten Plätze. Soviel zu der Stellplatzsituation in der Saison. In Hamburg nahmen wir Clara mit Kindersitz, Fahrrad, Bettzeug und diversen Taschen und Täschchen, für die noch irgendwo Platz gefunden werden musste, in unsere Obhut. Dann ging es los. Dieses Mal hatten wir uns einen Campingplatz bei Segeberg ausgesucht, den wir reservieren konnten. Stellplätze kamen schon wegen mangelnder Reservierungsmöglichkeiten nicht in Frage. Wer will schon mit einem kleinen Kind Stellplätze anklappern, um dann eingeklemmt auf Markisenbreite, zwischen Wohnmobilen zustehen? Die einzigen Spielkameraden, die Clara dort finden würde, wären Hunde jeglicher Größe und von jeglicher Rasse. Stellplätze schieden daher schon im Vorfeld aus. Aus den früheren Campingplatz -Vermeidern sind wir als Oma und Opa inzwischen sehr von den Vorzügen eines Campingplatzes angetan, wenn wir mit Kind unterwegs sind. Spielplatz, Hüpfburg, Kinderclub, Pool und jede Menge Kinder sind nicht unbedingt das, was wir als Alleinreisende wirklich suchen würden, sind allerdings ungemein hilfreich bei der Bespassung und Unterhaltung von Enkel- und anderen Kindern.
Was Spielplatz und Pool betraf, da hatten wir beim Klüthseecamp in Klein Rönnau am Segeberger/Klüthsee genau ins Schwarze getroffen. Und die dazugehörigen Spielkameraden ließen auch nicht lange auf sich warten. Aber auch unseren Bedürfnissen wurde Rechnung getragen. Reserviert hatten wir auf „Seeblick“. Leider war damit nur der alte Teil des Camping-Anwesens gemeint und der Name erfüllte in keiner Weise seine Bedeutung. Doch die riesigen, leeren Wiesenflächen mit den Birken und Buchenhecken ließen ein wenig Freisteh- Feeling aufkommen- allerdings mit dem Luxus von Wasser und Strom am Platz und dem Waschhaus hinter der nächsten Hecke. Reservieren hätten wir hier nicht gebraucht. Es standen sogar 8 Stellplätze, alle unbenutzt, vor der Schranke zur Verfügung. Spielplatz, Gastronomie und alle sonstigen touristischen Angebote jedoch befanden sich sehr zu unserem Wohlwollen auf dem neuen Teil, dem Klüthseecamp.
Nach dem wir uns für eine Wiese entschieden hatten, es dauerte immer etwas, wenn wir die Auswahl haben, denn Untergrund, Satelitenempfang, Sonneneinfall, und diverse andere Voraussetzungen mussten in Bezug auf ihr Vorhanden – bzw. nicht Vorhandensein überprüft werden. Nach dem wir also unsere Auswahl getroffen hatten ging es, im Gegensatz zu sonst, erst einmal auf den Spielplatz und zum Ausprobieren aller Gerätschaften. Dann folgte die Erkundung aller noch vorhandenen Platzangebote, bevor es endlich an den See gehen konnte.
Doch da hätten wir am liebsten ganz schnell wieder Reißaus genommen, hätten wir Clara nicht versprochen gehabt, dass sie mit den Füßen die Temperatur des Wassers testen dürfte. Versprochen ist versprochen und wird nicht gebrochen, auch wenn gefühlt alle Vatertags-Bollerwagen der Region inklusive der dazugehörigen, nicht mehr standfesten Mannschaften den Strand bevölkerten. Sie teilten sich das Ufer mit Polizei-, Rettungs- und Notarztfahrzeugen. Dazwischen rauchende Grills, hämmernden Musik aus diversen Musikquellen und Jugendliche, die die Bedeutung des Vatertags irgendwie missverstanden haben mussten und Vatertag scheinbar feierten, weil sie einen Vater hatten. Das musste der Grund auch für die vielen feiernden Mädels sein. Egal wie und warum, wir versuchten durch den Menschenpulk ans Wasser zu gelangen, um unser Versprechen einzulösen. Dann aber war die Devise: Nichts wie weg, zurück zum Wohnmobil, an dem von alle dem nichts zu spüren war. Der See musste bis morgen warten.
Der Tag verlief auf alle Fälle anders als es sonst. Kein Walken oder Radfahren. Dafür durfte ich die Aufgaben des Bademeisters übernehmen und am Pool Badeaufsicht führen. Oder als Gegengewicht auf der Wippe dienen. Kinder gab es auf dem Spielplatz zwar, aber der Funke war noch nicht übergeflogen. Am Abend war duschen angesagt. Das entwickelte sich zu einer ungewollt gemeinsamen Aktivität, denn die betreuende Oma wurde unfreiwilliger Weise von der Deckenbrause, ausgelöst von einer vorschnellen Kinderhand, gleich mitgeduscht. Dann ging es ab ins Bett. Clara wohlgemerkt. Denn ihr Bett war zunächst einmal unser Bett, in das sich Clara gern hineinkuschelte. Doch einige Zeit später wollten auch die müden Großeltern schlafen gehen und bauten darum für Clara die Dinette zum Bett um. Jedoch nur auf 1.40 m Sparform. Das musste reichen. Das Kind wurde umgelegt und Oma und Opa beanspruchten ihr Bett wieder für sich. Aber nicht sehr lange. Irgendwann schob sich ein warmes, kleines Etwas dazwischen und forderte auch seinem Platz in dem 1.40 m breiten Bett. Zwar schlafend, aber mit Nachdruck. Nach einiger Zeit mit Knien im Rücken und Füßen im Bauch, es muss so gegen 4.00 morgens gewesen sein, kapitulierte ich. Morgens beim Aufwachen wunderten sich Opa und Clara über das Verschwinden der Oma. Die entdeckten die dann kreuzlahm auf 1.40m zusammengerollt im Kinderbett. Und die schwor sich, dass das Kinderbett am kommenden Abend auf jeden Fall auf die komplette Länge aufgebaut werden würde, denn niemand weiß so genau, wer letztendlich darin schlafen musste.
Am nächsten Tag, nach einem wunderschönen Frühstück im Freien, starteten wir die versprochene Radtour. Einmal um den Segeberger See herum. Die 10 km konnten wir Clara, die erst vor kurzem Rad fahren gelernt hatte wohl nicht zu muten. Also sollte es einfach so weit gehen, wie Clara Spaß daran hatte. Zunächst aber ging es auf einer eher für Mountainbikes geeigneten Strecke bergab. Oh Gott. Hoffentlich wusste das Kind auch, dass man auch beim Schieben bremsen musste, wenn das Fahrrad keine Eigendynamik entwickeln sollte. Aber alles ging gut und der gefürchtete Sturz in die Brennnesseln, den ich schon vor mir sah, blieb aus. Am See unten angekommen wollte Clara bereits die erste Pause machen und ein wenig planschen.
Das Wort Radtour erfuhr mit Kind gleich eine andere Bedeutung. Man hat viel mehr Zeit, um Details wahrzunehmen, wie zum Beispiel Flaschen und Glassplitter vom Vortag. Immerhin sind wir dann stolze 5 km am See entlang gefahren. Mit drei Trink- und zwei Planschpausen im Wasser.
Der Nachmittag bescherte uns dann zwei Freundinnen. Oma und Opa waren allenfalls noch als Badeaufsicht aktuell. Dies verhalf zu mindestens einem von uns zu Zeit, um die Gegend zu erkunden. Opa ging lieber mit Baden, so dass ich die Gelegenheit wahrnahm, dem Klüthsee einen Besuch abzustatten, den Segeberger See zu umrunden und Segeberg selbst kurz in Augenschein zu nehmen. Und ich muss sagen, die Segeberger Ferienlandschaft ist wirklich einen Besuch wert und braucht sich hinter den Plöner Seen und der Mecklenburger Seenplatte nicht zu verstecken. Liegen sie ja alle auf einem Breitengrad und sind in etwa zur gleichen Zeit entstanden. Vielleicht sind sie nicht ganz so bekannt, aber das muss nicht unbedingt ein Nachteil sein. Auf dem Rückweg fuhr ich noch an der historischen Wassermühle vorbei. Nach gut zwei Stunden war ich wieder zurück und konnte Aufsichtspflichten übernehmen, die sich dann aber als nicht so notwendig herausstellten. Claras Freundinnen hat Mütter, die das übernahmen und auf dem Gelände des Campingplatzes konnte sie ihre Radkünste ungefährdet weiter ausbauen. Bis um 22.00 Uhr tollten die Kinder gut beschäftigt auf dem Platz herum. Einer Uhrzeit, die der Opa nicht unbedingt für Kinder geeignet hielt. Waren seine eigenen Kinder nicht immer um 20.00Uhr im Bett verschwunden gewesen? Aber da funktionierte scheinbar das Langzeitgedächtnis nicht korrekt, das keine Unterschiede zwischen Ferien- und Schulzeit zu machen schien. Oma hingegen dachte mehr an das Ausschlafen können am nächsten Tag und ließ das Kind mit den Anderen spielen.
Dass, mit dem Ausschlafen hat dann aber doch nicht so recht funktioniert. Schon um sechs Uhr morgens stand Clara unternehmungslustig vor unserem Bett, ließ sich aber Dank des Einsatzes eines Tablets überreden, noch ein Stündchen in ihrem Bett zu verweilen. Wir hatten ihr versprochen, dass sie an diesem Morgen die Brötchen aus dem kleinen Campingplatz -Laden holen dürfte. Und der öffnete erst um 8.00 Uhr seine Türen. An diesem Tag besuchte uns Claras Mama. Sie kam gegen 11.00 Uhr zu einen etwas verspäteten Frühstück. Aber weder Frühstück, das Vorhanden sein der Großeltern, die sie ja nicht oft sieht, noch das Erscheinen der Mama konnte Clara vom gemeinsamen Spiel mit der inzwischen neuen Freundin abhalten. Flora, schon etwas älter, übernahm es auch Clara den letzten Schliff beim Schwimmen beizubringen. Beide konnten gerade noch daran gehindert werden, die Schwimmhilfen abzulegen. Melody, die Freundin vom Vortag, die mit Eltern, Oma, älterer Schwester und Baby-Zwillingsschwestern sowie zwei belgischen Bulldog -Welpen in einem feststehenden Wohnwagen lebte und die, die wirklich allerbeste Freundin zu sein schien, war an diesem Tag bereits abgeschrieben.
Zu einem gemeinsamen Spaziergang zum See war Clara nur bereit, weil auch Flora mit ihren Eltern dort am Strand waren. Am nächsten Morgen, wir wollten zeitig aufbrechen, um noch vor der großen Stauwelle in und um Hamburg herum, Clara abzuliefern und um möglichst auch einiger Maßen ohne Stau nach Hause zu kommen, schlief das Kind um acht Uhr und es schlief auch noch um 9.00 Uhr. Es ließ sich auch nicht von Geräuschen und Aktivitäten rund ums Frühstück machen stören. Um halb zehn Uhr haben wir Clara dann zum Frühstück geweckt, dass schnell gegessen wurde, um danach Ausschau nach Flora zu halten. Der Abschied wenig später, hätte herzzerreißender nicht sein können. Adressen wurden ausgetauscht und dann konnten wir in Richtung Hamburg starten. Die Rückfahrt nach Hamburg gelang auch Stau frei. Was wir zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht wussten war, dass wir für den Rest von 230 km über 5 Stunden benötigen würden, denn dieses Wochenende hatten sich nicht nur Oma und Opa ausgesucht, sondern die halbe Nation auch.
Das Oma-Opa--Wochenende hat Spaß gemacht und Erinnerungen an vergangene Zeiten aufleben lassen. Zwar haben wir nicht unbedingt viel von der Gegend gesehen, aber an diesem Wochenende standen auch mehr das gemeinsame Erleben und die Nähe zum Enkelkind, das wir auf Grund der Entfernung nicht so häufig sehen, im Vordergrund. Wieder einmal haben wir die Erfahrung gemacht, dass der Aufenthalt mit kleineren Kindern meistens viel unproblematischer für alle ist, wenn ein Campingplatz anstelle eines Stellplatzes gewählt wurde.
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