Mit dem Wohnmobil an die Costa Brava

Zum dritten Mal geht es in den Osterferien nach Spanien, an die Costa Brava. Das erste Mal mit der „Roten Paula“, unserem Roller und dem Hänger. Entstanden ist dabei natürlich wieder ein Reisetagebuch, in dem wir unsere Erlebnisse, unsere Eindrücke und allerlei Informationen festgehalten haben.

Unterwegs mit Wohnmobil und Hänger

On the Road

Was ist denn das Weiße in der Luft? Das ist doch nicht, das wird doch kein… es sind wirklich vereinzelte Schneeflocken, die sich auf meinem Haar niederlassen, als ich aus der Schule komme. Toller Start in den Frühling und in den verdienten Osterurlaub. In die letzten Osterferien meines Lebens. Im nächsten Jahr werden wir bei unserer Frühlingsfahrt nicht auf die Osterferien und vor allem nicht auf 14 Tage beschränkt sein. Und darauf freue ich mich jetzt schon wie Bolle. Aber Bolle reiste ja nur zu Pfingsten und nach Pankow, wir aber wollen dann schon etwas weiter und vor allem südlicher. Spanien und Portugal schwebt uns vor. Aber das ist erst im nächsten Jahr dran.
Heuer gehts nach Spanien an die Costa Brava. Das dritte Mal zu Ostern.
Zuhause angekommen steht das Wohnmobil schon reisefertig und mit angekoppelten Hänger auf dem Hof. Die „rote Paula,“ unser Roller und zwei Räder haben darin ihren Platz und noch einiges mehr. Wir fahren sozusagen mit eigener Garage und erreichen damit die stattliche Länge von 12 m.
Nur noch die Schultasche an die Ecke gestellt und meine Jacke und die Thermosflasche im Womo verstaut und dann kann es bereits los gehen, denn Michael hat schon fleißig vor gearbeitet. Der Vorteil, wenn man(n) Rentner ist.
Bereits 11.00 Uhr sind wir „on the road“ und hoffen dem Urlaubs- und Ferienverkehr voraus zufahren und möglicht ohne großes Schneevorkommen das heutige Etappenziel, den Stellplatz in Trier an der Mosel zu erreichen. Um nicht die Leverkusener Rheinbrücke umfahren zu müssen, die wir, da über 3,5t nicht benutzen dürfen, wollen wir über Siegen und dann die Bundesstrasse 54 Richtung Limburg/ Koblenz fahren.
Ein Gebiet über dem Wetter Online gerade eine große Schneewand meldet.
Die A2 zeigt sich mit moderatem Verkehr. Rechts und links der Autobahn blüht und grünt es bereits heftig. So komme ich in diesem Jahr um mein Aha-Erlebnis, bei dem ich jeden auftauchenden grünenden Baum und jede Blüte in Richtung Süden als Frühlingsgruß wahrgenommen habe. Trotz der frühlingshaften Natur ist es draußen bitterkalt und grau verhangen. Und während draußen gelb blühende Rapsfelder und grüne Wiesen an uns vorbeiziehen, sammeln sich die Schneeflocken auf der Windschutzscheibe, von der sie ein eifriger Scheibenwischer entfernt. Mitten in einem Schneegestöber verlassen wir die A2 und fahren auf der A1 weiter. Auf der A45 wird es nicht nur bergiger, sondern Regen und Schnee kämpfen um die Macht. Das lockt sogar hin und wieder die Sonne heraus, aber sie lüftet beim Gucken nicht einmal ihre Wolkengardine. Und so fühlt man sie mehr als das man sie sieht.
Auf der B54 zwischen Siegen und Rennerod ist bedingt durch die Höhenlage der Frühling noch nicht vorbeigekommen, und es scheint als heben die Bäume ihre noch kahlen Äste zur Beschwerde gen Himmel. Erst auf der B255 in Richtung Montabaur kommt langsam der Frühling mit blühenden Kirschbäumen zurück. Es scheint sehr windig zu sein, wie dick eingemummelte Fußgänger und flatternde Fahnen dokumentieren. Gab es da nicht mal ein Lied über den Wind im Westerwald. Ich suche es und finde: „Oh, du schöner Westerwald über deine Höhen pfeift der Wind so kalt“ Aber das Abspielen des Heimatliedes findet beim Fahrer wenig Anklang, um nicht zu sagen, regelrechte Ablehnung. Na gut, dann fahren wir eben ohne musikalische Untermalung durch den Westerwald.


Am Dreieck Dernbach erreichen wir die A3, die wir kurze Zeit später verlassen, um auf der A48 nach Trier zu fahren. Hier wuselt bereits der Freitagnachmittagsverkehr. Dann erreichen wir das Rheintal. Unter uns schlängelt sich der Fluss bestückt mit Schiffen und eingerahmt mit kleinen Orten. Wir fahren über den Rhein. Auch hier ist die Brücke in Reparatur. Hier unten im Rheintal ist der Frühling im vollen Gang. Die Bäume, blühen und das Gras am Fahrbahnrand könnte schon den ersten Schnitt vertragen. Die Autobahn führt aus dem Rheintal hinaus und hoch in die Eifel. Rechter Hand ist kurz das Moseltal bei Kobern -Gondorf zu sehen. Die noch nicht belaubten Bäume ermöglichen einen freien Blick über die geschwungenen Hügel dieser Landschaft. Schildern zu den Moselorten tauchen auf und verschwinden wieder. Dann geht es hinunter ins Moseltal, dessen Landschaft mit seinen vielen weißblühenden Bäumen wie getupft aussieht. Das Dreieck Moseltal liegt vor uns. Das letzte Stück Fahrt geht direkt an der Mosel entlang Nun ist es nicht mehr weit bis Trier, wo wir auf einen Stellplatz hoffen.

Wohnmobilstellplatz Trevirus

Trier

Wohnmobilstellplatz Treviris

Es ist kurz nach 16.00 Uhr als wir den Reisemobilstellplatz Treviris an der Mosel erreichen. Platz ist noch reichlich und wir brauchen den Hänger nicht abzukoppeln. Inzwischen scheint sogar etwas die Sonne. Nach dem verspäteten Kaffeetrinken mache ich mich daher auf den Weg in die ca 4 km entfernte Altstadt, während sich Michael von der Fahrt erholen möchte. Dieses Mal wähle ich nicht den Fußweg an der Mosel entlang, sondern den Weg über die Moselbrücke direkt hinter dem Stellplatz, und so gelange ich zur Abtei St. Matthias, einem Benediktinerkloster in Trier. Die Kirche der Abtei ist eine romanische Basilika und eine bedeutende Pilgerstätte. Hier wird seit dem 12. Jahrhundert das Grab des Apostels Matthias verehrt, nach dem die Abtei heute benannt ist. In der Basilika stifte ich dem heiligen Antonius eine Kerze und bitte ihn um seinen Beistand auf unserer Reise. Wobei mir nicht so ganz klar ist, für welche Belange der Heilige zuständig ist. Später erfahre ich, dass der Heilige hilft, verlorene Dinge wiederzufinden. Das ist sehr gut. Da brauch ich mir ja um Schlüssel, Portemonnaie und Brille keine Gedanken mehr zu machen.
Der dazugehörige Stadtteil entlang der Matthiasstraße ist geprägt von vielen kleinen Läden, Kneipen, Bars und Gaststätten und gefällt mir wegen seiner noch erhaltenen Autentizität. Von hieraus gelange ich auf geradem Wege in die Einkaufsstraße und zum Alten Markt. Ein Blick auf die Uhr mahnt mich wenig später zum Umkehren. Es ist bereits 19.00 Uhr und ich habe noch nicht einmal etwas fürs Abendessen besorgt. Aber das ändert sich, als ein Dönerladen auftaucht. Jetzt muss ich den Döner nur noch warm bis zum Womo bekommen. Eine Aufgabe, die bei 5 Grad, eisigem Wind und noch 4 km zu laufen fast unmöglich erscheint. Aber scheinbar hat der Heilige ein Einsehen und schickt mir einen Linienbus vorbei mit dem ich bis zur Abtei fahren kann. Von dort ist es nicht mehr weit bis zum Wohnmobil, wo ein hungriger Michael schon wartet. Das war doch heute schon ein erlebnisreicher Einstieg in den Urlaub.


Auf nach Frankreich – Chapelle de Guinchay


Unser Stellplatz: Chapelle de Guinchay

Abfahrt von Trier am frühen Morgen
Rot taucht die Morgensonne die Felsen am Morgen auf dem Weg nach Luxemburg

Es ist sechs Uhr als der Wecker klingelt und uns aus dem Schlaf reißt und das am 1. Ferientag. Aber das macht uns nichts aus. Draußen ist es noch dämmerig. Am Horizont ein roter Streifen, der den Sonnenaufgang ankündigt. Ein Kaffee muss reichen. Gefrühstückt wird unterwegs. Michael will die Karte abrechnen, mit der wir den Platz und Strom bezahlen müssen. Gestern hatte ich nur 5 Euro für Strom aufgebucht, von denen es 3,90€ zurück gibt. Und die Übernachtung? Die Karte behauptet: alles bezahlt und abgerechnet. Aber wir sind unsicher. Nachher stehen wir vor der Schranke und kommen nicht raus. Wir schauen noch einmal zu zweit. Aber das Ergebnis ist das Gleiche. Immer diese Automaten, mit denen man nicht reden oder denen man Fragen stellen kann. Wir wagen es und fahren vor die Schranke. Sie öffnet sich. Na, das war dann aber mal eine günstige Übernachtung. Im Schein der aufgehenden Sonne verlassen wir Trier in Richtung Luxemburg. Es sind kaum Autos auf der Straße. Auf einem Parkplatz bauen Händler Flohmarkstände auf. Wir verlassen das Moseltal. Die Morgensonne färbt die Landschaft rosa und unwirklich. Die gefühlte Alleinherrschaft über die Straße endet als wir auf die Tankstelle in Luxemburg fahren. Wo kommen die denn plötzlich alle her? Wir tanken für 1,109€. War auch schon mal günstiger.
Von Luxemburg geht es dann über die Grenze nach Frankreich und dann ganz entspannt, da Geschwindigkeitsbegrenzung, auf der A 31 über Metz, Nancy Richtung Dijon. Die Mosel lässt sich hin und wieder blicken und räkelt sich verträumt unter dem Namen Mosella in ihrem frühlingsfrischen Bett. Kleine verträumte Orte tauchen längs der Autobahn auf oder kleben an den Hügeln. Im Morgendunst können wir Nancy im Tal liegen sehen. Eine riesige Ansammlung von Dächern und Türmen in der grünen Landschaft. Um Nancy nimmt der Verkehr zu. Es ist inzwischen 9.15 Uhr und viele Urlauber sind bereits unterwegs. Kurz nach Nancy machen wir eine Frühstückspause. Aber obwohl es sonnig ist, ist es mit 3 Grad, gefühlt wie -1 Grad, lausig kalt und wir verziehen uns schnell wieder ins warme Wohnmobil. Es wird nochmal spannend, als wie die erste Mautstelle erreichen. Funktioniert unserBip- and -go“ Gerät noch? Oder sind die Batterien vom letzten Jahr inzwischen leer? Aber alles klappt super. Es werden immer mehr Fahrzeuge auf der zweispurigen Autobahn. Gegen 10 30 Uhr ein Stau. Ein Unfall. Von weitem sehen wir die Rauchwolke. Polizei und Feuerwehr versuchen an den Fahrzeugschlangen vorbeizukommen. Und dann die Vollsperrung. Eine dreiviertel Stunde später fahren wir an einem komplett ausgebrannten PKW vorbei. Nur die Drahtgestelle der vier hintereinander angeordneten Sitze erinnern noch vage daran, dass es sich um ein Auto gehandelt haben muss.
Die sanft geschwungenen Hänge des Departements Champagne-Ardenne säumen auf dem folgenden Wegstück die Straße. Eine Kilometer lange Hecke aus fast verblühten gelben Forsythien bringt Abwechslung in die grün-weiße Landschaft, in der die Dörfer wie braune Maulwurfshaufen liegen, aus denen die Spitzen der Kirchen schauen. Bis Lyon sind es noch 285 km. Kurz vor Lyon, in Chapelle de Guinchay, wollen wir die heutige Tour beenden und noch ein wenig den Tag genießen.
Es ist 14.00 Uhr als wir in Thoussey, die Abfahrt zum Stellplatz in Capelle de Guinchay nehmen, das ca. 8 km entfernt liegt. Der Stellplatz ist schon gut besucht. Die Lage scheint sich herumgesprochen zu haben. Aber der frühe Vogel fängt den Wurm, und wir finden einen Platz, an dem wir nicht abkoppeln müssen. Es ist sonnig, um 12 Grad, aber der Wind ist eisig. Wir trinken in der Sonne windgeschützt Kaffee. Dann muss ich dringend ein französisches Baguette besorgen. Darauf haben wir uns schon gefreut. Und so gibt es zum Abendessen in der Sonne spanische Tapas aus französischem Baguette und deutscher Wurst . Aber danach zieht es uns schnell ins wärmere Wohnmobil. Der Wind……!

Empuriobrava/Spanien


Unser Stellplatz: Mas Nou-

Es ist 6.45 Uhr. Die Sonne geht gerade auf, als wir fertig zur Weiterfahrt sind. Der Platz liegt noch im tiefen Schlummer. Einzig die Besatzung des Wohnmobils aus Renzburg steht schon in den Startlöchern, genau wie wir. Ihnen haben wir vorgestern in Trier den Tipp mit dem Stellplatz in La Chapelle gegeben und sie sind wirklich kurze Zeit nach uns dort angekommen. Ihr Ziel ist ebenfalls die Costa Brava. Bevor es auf die Autobahn geht, fahren wir zum nahegelegenen Supermarkt, um zu tanken. Abenteuer französischer Automat. Aber das haben wir schon im letzten Jahr gut bewältigt. Der Renzburger folgt uns auf dem Fuß und begleitet uns auch auf der Autobahn noch ein ganzes Stück. 
Ich kann Maler und Fotografen jetzt verstehen, die extra früh aufstehen, um dieses bezaubernde Licht der Morgensonne und diese besondere Stimmung des frühen Morgens einzufangen. Der Himmel ist wolkenlos und auf den Wiesen liegt noch der Rauhreif. Schon allein wegen dieser Stimmung lohnt es sich früh aufzustehen. Heute sind 580 km zu fahren. Wir wollen am frühen Nachmittag im Zielgebiet ankommen und hoffen in Castelló d’Empúries auf dem Camping „Mas Nou“ noch einen schönen Platz für 2-3 Tage zum An- und Herunterkommen zu finden. Aber davor liegen noch einige hundert Kilometer.
Zunächst geht es durch Lyon an diesem frühen Sonntagmorgen. Die Stadt erwacht gerade, und die Rhone begrüßt uns mit funkelnder Wasseroberfläche. Eine entspannte Fahrt, da wenig Verkehr ist.
Die Rhone ist auch weiterhin unser Begleiter und taucht unverhofft zwischendurch auf, zeigt uns ihre blauschimmernde Seite und lässt uns über ihre Brücken fahren.
Lyon, das Tor zum Süden. Auch die Autobahn heißt nun: “ Autoroute du Soleil“ . Die Sonne ist da und steht an einem wolkenlosen Himmel. Aber der kalte Nordwind hat auch noch ein Wörtchen mitzureden und weht uns eisig um die Ohren. Ab Valance wird es mediterran. Zypressen, rosa blühende Sträucher, Ginster, Glyzinie und Goldregem kann ich am Fahrbahnrand ausmachen. Wir befahren das Rhonetal, das französischen Obstkörbchen. Die Kirschblüte ist schon vorbei und auch die Apfelbäume stehen schon im Laub. Nur der Wein beginnt erst zaghaft grüne Ansätze zu zeigen
Mathilde, unser Navi, mahnt seit geraumer Zeit dazu, eine Pause zu machen, aber Michael will erst das Autobahndreieck Orange hinter sich haben. Kurzerhand stellt er ihre Lamentiererei ab mit den Worten:“Ich lass mir doch von einer Frau nicht vorschreiben, wann ich Pause mache!“ Ich schaue ihn an und frage:“Wie wäre es denn mal mit einer Pause!“
Die Parkplätze sind heute am Sonntag voller LKWs, die nicht nur auf den für sie vorgesehenen Parkstreifen, sondern auch quer über den PKW- Flächen stehen. Schon gestern sind wir ein, zwei Mal von Parkplätzen gefahren, auf denen wir keinen Platz gefunden haben, auf dem der Hänger auch drauf gepasst hätte. Heute sieht es auch nicht besser aus. So machen wir es wie die LKWs und stellen uns quer.
Als wir das Wohnmobil verlassen, empfängt uns der heftige kalte Nordwind. Nur windgeschützt und in der Sonne kann man es aushalten. Schnell wieder ins Warme und der Autobahn Richtung Barcelona folgen. Der Wind macht Michael auch beim Fahren Probleme. Mit voller Wucht greift er von der Seite an, rüttelt am Mobil und versucht es von der Fahrbahn zu schieben. Wir müssen noch langsamer fahren. Noch einmal machen wir Rast, 100 km vor Perpignan. Der Wind ist weg und die Grundtemperatur gestiegen. Die schneebedeckten Gipfel der Pyrenäen tauchen vor uns auf. Linker Hand Port Leucate und der Binnensee „Etang de Leucate.“. Wir erreichen Perpignan, begleitet von Weinfeldern rechts und links. Leider ist es inzwischen nicht mehr so klar wie am Morgen und die Berge verschwinden im Dunst.
Es ist 17.00 Uhr. Seit drei Stunden sind wir in Empuriabrava, der künstlichen Lagunenstadt in der Bucht von Roses. Wir haben uns auf dem Camping Mas Nou eingerichtet und einen schönen Platz gefunden. Die Auswahl war groß, und es fällt dann immer schwer sich zu entscheiden. Inzwischen sitze ich bereits in einer Strandbar und schaue auf den leeren Strand und das Meer. Leerer Strand ist nicht gleichzusetzen mit nichts los. Im Gegenteil, die Sonntagsausflügler bevölkern Promenade und Gastronomie. Aber es ist nicht überlaufen oder überfüllt. Gerade so wie wir es mögen. Michael wollte sich nach der Fahrt ausruhen. Ich bin auf Entdeckungsreise mit dem Rad gegangen. Bis zum Strand sind es immerhin 3 km.
Es ist schon ein gigantischer Ort, dieses Empuriabrava. Eine künstliche Lagunenstadt. 1964 stellte die Fa. Eurobrava ein Projekt vor, das sich an den kalifornischen Yachtsiedlungen orientierte. In den folgenden Jahren wurde das Acker-und Weideland am Meer zwischen dem Fluß La Muga und dem Bewässerungskanal Rec de Saline in zwei Bauphasen zur heutigen Stadt Empuriabrava. Insgesamt 23 km befahrbare Wasserkanäle entstanden. Dazu Häfen, Gebäude, Grünanlagen, Sport- und Freizeitanlagen. Heute am Sonntag herrscht reger Andrang bei den Elektrobooten, die man mieten kann, um damit die Kanäle zu befahren. Die Häuser an den Kanälen sind luxuriös und die Yachten davor noch mehr. In der geschützten Strandbar genieße ich die Mittelmeersonne bei Oliven und einem Glas spanischen Bieres, bevor es zurück zum Wohnmobil geht. Morgen werden wir einiges zu entdecken haben. Für heute reicht es mit den vielen Eindrücken.

Bier und Oliven am Strand
Leerer Strand


Empuriabrava

Heute wollten wir uns eigentlich einmal den Luxus des länger Schlafens gönnen, aber wir sind trotzdem zeitig wach. Auf dem Platz ist es sehr ruhig. Gestern Abend sind die spanischen Wochenendler noch weggefahren, so dass es hier nur noch eine überschaubare Anzahl von vor allem niederländischer Wohnwagenfahrern gibt. Aber alle Angebote, bis auf den Pool sind nutzbar. Der wird erst am 1. Mai geöffnet. Unser Stellplatz ist riesig. Über 100 m2. Der Übernachtungspreis dagegen eher klein. Wir bezahlen mit der ADAC Karte (die ist hier noch 1 Euro günstiger als die ACSI Karte).
17 Euro für alles. Also auch inklusive Strom, WLAN, Duschen usw. Am Morgen von 8.00 Uhr bis 11.30 Uhr öffnet ein kleiner Pavillon und man kann zu moderaten Preisen Brot und Kuchen kaufen. Obwohl er nicht direkt in Strandnähe liegt, befindet sich der Campingplatz zentral zur Stadt und den Kanälen. Alle erdenklichen Supermärkte und Discounter sind in Fußnähe zu erreichen.
Nach dem Frühstück ist erst einmal „Klarschiff machen“ angesagt. Dann geht es mit dem Rad in die Stadt. An die spanischen Verkehrsverhältnisse muss man sich erst einmal gewöhnen. Eine super aufwendige Fussgänger -und Radfahrerbrücke führt über die ziemlich befahrene C 260. Der sich anschließende Radweg endet allerdings im Nichts vor einem hohen Bordstein. So machen wir es wie alle und reihen uns in den fließenden Autoverkehr ein. An einem der Hauptkanäle machen wir Halt, stellen das Rad ab und bummeln entlang des Kanals. Vor allen der aufwendigen, zum größten Teil im maurischen Stil erbauten Häusern und Villen dümpelt Boot in unterschiedlicher Größe. Kleine, zu mietende Elektroboote befahren die Kanäle. An den Auslagen von Immobilien- und Schiffsmaklern vorbei, erreichen wir einen Hafen. Hier ist gerade eine riesige Ausstellung von gebrauchten Schiffen und Booten. Für jeden Geldbeutel ist etwas dabei. Im Gegensatz zu den Maklern liegt hier das Preisniveau deutlich niedriger. Michael ist begeistert und würde das eine oder andere Boot wohl am liebsten mitnehmen, wenn er wüsste wie oder wovon. Hätte ich nicht so eine Aversion gegen Wasser, vor allem tiefem Wasser (ich schaue es mir furchtbar gern an, aber hinein, das muss nicht unbedingt sein), hätte unser Wohnmobil wahrscheinlich schon lange einen Kiel statt Räder. Wir lassen die Ausstellung hinter uns und gelangen an den Strand. Der Wind weht kräftig vom Meer. Der Strand ist leer. Ich male mir gerade aus, wie es hier bereits in in sechs oder acht Wochen aussieht. Nichts für uns. Jetzt aber genießen wir Strand, Meer und Wind bei einem Spaziergang und sitzen windgeschützt danach in einer Strandbar bei „Aceitunas“ und einem Glas „Cerveza desde el barril“. Leider kein San Miguel, sondern Estrella.
Ein älteres Ehepaar mit zwei Kleinkindern nimmt neben uns Platz. Franzosen. Großeltern mit Enkelkindern on Tour. Für die Franzosen ist es ja nur ein Katzensprung über die Grenze in das deutlich günstigere Spanien. Während er sich eine dicke Zigarre ansteckt, Zigarre rauchende Männer sieht man ja heute eher selten, und so eine dicke und lange Zigarre hab ich noch nie gesehen. Also während er raucht, füttert sie das Baby mit mitgebrachten Essen. Gelungene Rollenverteilung würde ich mal sagen. Aber was die Mama des Babys dazu sagen würde, wenn sie sähe, dass Oma dem Baby aus einem Glas Cola zu trinken gibt, das weiß ich nicht so genau.
Wir fahren zurück zum Wohnmobil. Mittagsruhe unter spanischer Sonne ist angesagt. Zwei Stunden später habe ich nicht nur die Hälfte dieses Berichtes geschrieben, sondern auch den ersten Sonnenbrand. Man sollte die spanische Sonne auch in der Vorsaison nicht verkennen. Michael überrascht mich mit zwei Stück Erdbeertorte. Die hat er heute Morgen beim Brötchen holen ergattert. Die Sonne ist wohl verstimmt und versteckt sich hinter Wolken. Trotzdem geht es auf Entdeckungstour und zwar zu Fuß und mit Walkingstöcken. Eine Gruppe Chinesen, an denen ich vorbei marschiere, ist sichtlich irritiert und schaut suchend hinter mir her. Sie wären nicht die Ersten, die die Ski beim Nordic Walking vermissen.
Haben wir uns heute morgen die Gegend der Etablierten und Reichen angeschaut, suche ich jetzt die Randgebiete, die kleinen Straßen auf. Die Häuser sind eng aneinandergebaut. Auffällig sind die Mauern und Zäune, mit denen jedes auch noch so kleine Grundstück nach außen abgesichert ist. Ich erreiche einen öffentlichen Park. Auf dem dortigen Boulefeld ist viel Betrieb. Verschiedene Gruppen stehen untereinander im Wettstreit. Vom Park aus gelange ich an den Fluss Muga. An seinem Ufer entlang führt ein Wander- und Radweg, dem ich folge. Ein kleiner Strand- und Rastplatz am Fluss erregt meine Aufmerksamkeit. Ich verlasse den Weg, um mir das Flussufer, an dem ein Vater mit seinen zwei Söhnen angelt, näher anzusehen. In diesem Moment holt der Angler einen großen Fisch an Land, der sich ziemlich wehrt. Vater und die Söhne haben ordentliche zu tun, dass der Fisch , er sieht aus wie ein Karpfen, nicht wieder ins Wasser abhaut. Ich bewundere den Fang und werde gebeten, ein Foto zu machen. Weiter geht es durch kleine Anwohnerstraßen. Jedes Haus ist individuell und kreativ gestaltet mit Türmen, Podesten und Säulen. Irgendwo höre ich deutsche Stimmen. Zwei Frauen unterhalten sich. Mit einer der Frauen komme ich kurze Zeit später ins Gespräch. Sie hat 34 Jahre in Deutschland gelebt und gearbeitet und ist vor 2 Jahren mit Beginn des Rentenalters zurück in ihre Heimat gegangen. Jetzt hat sie immer noch etwas Heimweh nach Deutschland. Wir unterhalten uns eine ganze Zeit und ich bekomme Tipps über die Gegend. Allen voran darüber, wo man am günstigsten tanken kann. Dann verabschieden wir uns und ich muss mich langsam sputen. Es sind noch ein paar Kilometer, um zurückzukommen, und es ist schon 18 Uhr. Michael wartet bestimmt schon. Und so ist es auch. Der Grill steht bereit und wartet auf seinen Einsatz. Wieder geht ein Urlaubstag langsam zu Ende.


Cadaqués

Heute Nacht hat es geregnet und der Morgen kommt auch ziemlich grau daher. Aber es ist warm genug, um draußen zu frühstücken. Heute ist eine Rollertour nach Cadaques geplant. Eigentlich haben wir uns dafür eine etwas freundlichere Optik vorgestellt. Naja, was nicht ist, kann ja noch werden. Und wirklich, als wir gegen 11.00 Uhr starten, schaut die Sonne schon einmal nach dem Rechten. Die Fahrt bis Roses geht über die Schnellstraße. Interessant wird es erst danach. Da liegen ca. 15 km Serpentinen über die Bergkette von L’Albera auf der Halbinsel Cap de Creus vor uns. Kurve an Kurve schiebt sich die Straße hoch ins Gebirge und um die Berge herum. Es ist wenig Verkehr. Wir halten hin und wieder auf einem Aussichtstreifen am Fahrbahnrand an. So können wir in Ruhe ins Tal und zum Meer schauen. Überholen kann man auf dieser Strecke so gut wie nicht und selbst Mountainbiker zwingen den Autos ihr Tempo auf. Während unter uns das Meer und Roses in der Sonne liegen, fahren wir durch tief hängende Wolken. Die Vegetation ist hier oben ziemlich karg. Aber in den Hängen kann ich angelegte Terrassen für Oliven und sogar für Wein entdecken. Was für eine Arbeit, so etwas anzulegen. Früher war diese Gegend für den Weinbau ziemlich bekannt, aber die Reblaus machte dem ein Ende und führte zur Verarmung der Region. Im 19. Jahrhundert entdeckten Künstler wie Picasso, Miro und Dali das kleine Fischerdorf Cadaques und verhalfen ihm zu Bekanntheit. Seit dem herrscht hier reger und in den Sommermonaten sogar sehr viel Tourismus. Im Sommer übersteigt die Zahl der täglichen Besucher oft das zehnfache der Einwohnerzahl.
Dann führt die Straße bergab und wir können Cadaques und die Bucht sehen. Bald sind auch die Serpentinen abwärts geschafft und wir fahren in den Ort. Am Ortseingang ist für PKWs und vor allem für Wohnmobile Ende. Es gibt einen kleinen kostenpflichtigen 
Parkpkatz. Ansonsten nur die Alternative die schmale Einkaufsstraße bis zum Meer zu fahren. Für Wohnmobile verboten. Würde auch kaum eines durchpassen. Beim Wegfahren sehen wir ein großes Mobil, das sich nach der Serpentinenfahrt in diese Straße wagt. Wo soll es an dieser Stelle sonst hin, und dann rückwärts wieder hinaus muss. Wohnmobile können höchstens am Cap de Creus auf dem dortigen Campingplatz zum Stehen kommen. Also Cadaques nicht mit dem Wohnmobil anfahren.
Nachdem der Roller einen Parkplatz gefunden hat, hier gibt es mehr Zweiräder als Autos, ist ja auch kein Wunder bei den schmalen Gassen, durchsteifen wir den Ort. Überall in den winzigen Straßen finden sich Läden mit Kunst und Kunstgewerbe. Obwohl Vorsaison, sind doch viele Touristen im Ort unterwegs. Wir kommen zur Kirche Santa Maria, die bekannt ist für ihren barocken, geschnitzten Altar. Obwohl er nicht beleuchtet ist, ist er in seiner ganzen Größe sehr beeindruckend. „Wenn der jetzt noch beleuchtet wäre,“ sagt Michael zu mir, macht einen Schritt nach vorn. In diesem Moment erstrahlt der Altar in vollem Licht. „War das jetzt höhere Gewalt,“ fragt Michael“,oder einfach nur eine Lichtschranke?“ 
Wir gelangen zum Dali Haus, das heute ein Museum ist. Der Maler Dali hat große Teile seiner Kindheit in Cadaques verbracht. Der Eintritt ins Museum ist frei. Über drei Etagen hängen seine surrealistischen Bilder, die ich jedes Mal mit mehr Befremden betrachte. Später kehren wir auf einen Kaffee am Strand ein, bevor es die Serpentinen wieder zurück nach Roses geht. Dieses Mal mit mehr Verkehr, nicht nur durch Autos, sondern auch durch Radfahrer, die sich den Berg hinaufquälen.

Roses

Auf dem Rückweg von Cadaques machen wir noch Halt in Roses und fahren an der Ciutadella de Roses, der Zitadelle von Roses vorbei. Die militärische Festungsanlage aus dem 16. Jahrhundert ist eine bedeutende archäologische Fundstätte unterschiedlicher Zeitepochen. Nach noch mehr Kultur steht uns jetzt nicht mehr der Sinn, und so bummeln wir nur über die ziemlich leere Strandpromenade. Die ersten Osterurlauber sind da und die Bars, Restaurants und Geschäfte haben alle geöffnet. Man hofft auf Kundschaft und Gäste. Jetzt am frühen Nachmittag sind die Touristenlokale schon ganz gut besucht. Nicht nur große, ausgelegte Speisekarten amimieren zum Besuc , sondern auch junge Frauen sprechen die Passanten an, und fordern zum Besuch auf. Wir studieren die Angebote, die mehrsprachig aushängen und versuchen uns zu orientieren, denn inzwischen hat sich der kleine Hunger eingestellt. Aber ein Touristenmenü ……? In einer kleinen Seitenstraße finden wir ein Tapasrestaurant. Das Angebot hört sich gut an. So sitzen wir wenig später vor einer Auswahl Tapas und probieren uns durch Muscheln, Calamares, Patatas Bravas, Tortillas, Sardinen, Salat, Tomatenbrot, Käse , Oliven, Chorizo und mehr. Auf den Liter Sangria, den es noch dazu gibt, verzichten wir dankend um diese Zeit. Danach sind wir pappsatt und wollen nur noch zurück zum Wohnmobil und die Nachmittagssonne im Liegestuhl genießen. Nix geht mehr heute.