Holwerd – Amelandfähre

Wunderschöne Natur

Pfingstwetter vom Feinsten. Noch im Nachthemd sitze ich mit meinem Morgenkaffee in der Hand auf der Wohnmobiltreppe, genieße den schönen Morgen und schaue den Bootsleuten dabei zu, wie sie ihre Boote für einen Ausflug fertig machen. Da gibt es doch immer viel zu schauen. Das meint Michael etwas später auch, als wir beim Frühstück die Tagesaktivitäten überlegen. Er möchte zunächst einmal dem Hafentreiben und dem Schiffsverkehr auf dem Kanal zu schauen. Unserem Logenplatz sei Dank, können wir beides gleichzeitig und haben Sonne rund um die Uhr. Der Wind ist der Preis, den wir für die freie Sicht bezshlem. Aber der hat heute Morgen eine Auszeit genommen.
Ich beschließe, währenddessen eine Walkingtour zu unternehmen und orientiere mich ein wenig an den grünen Fietsknopp. Da weiß ich aber noch nicht, dass es auch noch ein Wanderknotennetz nach roten Zahlen gibt. Das stelle ich erst zum Ende meiner Tour fest. Nichtsdestotrotz bietet mir die ausgesuchte Strecke eine Fülle von Eindrücken in die Natur. Ob kleine Kanäle, weidende Schafe, grasende Pferd und Esel auf Butterblumen gelben Wiesen, romantische Anwesen, Seerosen und Sumpfdotterblumen, die in Teichen blühen, es ist als liefe ich durch ein Bilderbuch mit Landschaftsbildern. Immer wieder hole ich das Handy heraus zum Fotografieren und genieße die Einsamkeit, die mich umgibt. Nach anderthalb Stunden bin ich tiefenentspannt wieder zurück.


Nun hat Michael genug vom Schiffe gucken. Jetzt möchte er auch etwas unternehmen. Bei der Wahl des Transportmittels favorisiert er den Roller. Leeuwarden oder Fähranleger Holwerd? Da wir für Leeuwarden etwas mehr Zeit benötigen werden, als der fortgeschritten Nachmittag noch zu bieten hat, ist Holwerd das Ziel unserer Wahl.
Wenn wir uns auf eine so schöne Fahrt, wie nach Lauwersoog gestern, gefreut haben, dann sollen wir etwas entäuscht werden. Waren wir gestern meist allein auf weiter Flur, so ist es heute doch voller auf den Straßen. Verständlich! Pfngstsamstag und schönes Wetter, da sind auch die Niederländer unterwegs und wenn es nur zum Einkaufen ist. Die kleinen Straßen auf unserer Strecke sind nicht nur voller Radfahrer, die es zu überholen gilt, sondern auch voller sogenannter Drempel, Schikanen zur Geschwindigkeitsregulierung. Das macht das Zweiradfahren nicht unbedingt angenehm. Von daher sind wir froh, als wir die hinter Dokkum auf die N356 wechseln können. Aber die Freude wird schnell durch den extrem starken Wind getrübt, der uns in Böen immer wieder von der Seite angreift. Der Ort Holwerd ist nicht erwähnenswert. Einige Häuser, die sich um die Kirche gruppieren. Er wirkt jetzt am Samstagnachmittag wie ausgestorben.

Am 5 km entfernten Anleger stellen wir wenig später den Roller ab und erkunden, was zu erkunden ist, per Fuß. Die Nordsee ist ganz schön aufgewühlt und klatscht mit hohen Wellen wütend an die Mauern des Fährhafens. Gut, dass die Haare angewachsen sind. Der Wind reißt und zerrt an ihnen in alle Richtungen. Gegenüber können wir Ameland sehen. So weit scheint es gar nicht entfernt. Nur wenige Besucher sind am Anleger zu finden. Die Parkplätze leer. Einige wenige Passsgiere warten in der Sonne sitzend auf die nächste Fähre. Die Biker sind heute verstärkt unterwegs. Das haben wie schon auf der Fahrt bemerkt und auch hier sitzten einige bei ihren Maschinen in der Sonne. Gastronomie gibt es Corona bedingt nicht. Nichts mit leckeren Kibbelingen, auf die ich insgeheim ein wenig gehofft habe. Aber einen Kaffee to go können wir haben. Da alle Sitzmöglichkeiten vergeben sind, setzen wir uns auf die Steine der Wellenbrecher, in der Hoffnung hinterher auch wieder hochzukommen. Der Wind reißt uns fast die Pappbecher aus der Hand. Unter uns spritzt die Gischt hoch und versucht uns zu treffen. Trotz dem ist es schön hier in der Sonne zu sitzen, Kaffee zu trinken und aufs Meer zu schauen.
Irgendwann beschließen wir die Rückfahrt. Der Wind scheint noch stärker zu sein. Ach, nein! Das Getöse kommt von einer Gruppe Biker, für die wir auf der schmalen Straße mit unseren fast 70 Km ein Verkehrshindernis darstellen, dass sie nicht überholen können. Dafür lassen sie aber immer mal wieder den Motor aufheulen. Tut uns ja leid, Kumpels, aber in Luft auflösen können wir uns nicht. So jagen sie uns eine ganze Zeit vor sich her, bis endlich die Straße ein Überholen zu lässt und die Gruppe mit ohrenbetäubenden Lärm an uns vorbei schießt. In Westereen halten wir kurz am Supermarkt. Kaffee mit Meer ist ja ganz nett, aber Kaffee mit Kuchen ist auch nicht zu verachten. Den Rest des Samstag vergeht mit Sonnen, Schreiben, auch mal ein Pläuschen mit unseren niederländischen Wohnmobilnachbarn halten. Wir sind so ziemlich die einzigen Deurschen hier auf dem Platz und ich wundere mich über die Herzlichkeit und das freundliche Grüßen, von wirklich Jedem, der an unserem Platz vorbei kommt. Das bin ich von Deutschland gar nicht mehr so gewöhnt Selbst bei eindringlichem Blickkontakt habe ich in den letzten Wochen kaum eine Erwiederung meines Grußes bekommen. Als wenn ein freundlicher Gruß bereits absteckend wäre.

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