Epilog
Belles journées à la mer…. Schöne Tage am Meer, trotzt der allgegenwärtigen Corona Pandemie, hoffen wir in den nächsten Wochen in der Normandie und der Bretagne zu verbringen. Die Infektionszahlen steigen wieder. Wir haben uns nach langem Überlegen für den französischen Atlantik entschieden. Von den Regionen am Atlantik hoffen wir, dass sie nach den französischen Sommerferien nicht mehr so stark frequentiert sind. Wir wollen möglichst Hotspots meiden und uns mehr auf Natur, Landschaft und kleinere Orte konzentrieren. Mit dem Reisen im Wohnmobil können wir ziemlich für uns bleiben und so mögliche Infektionsquellen meiden. Wie schnell man aber vom aktuellen Geschehen überrollt werden kann, hat unsere Reise nach Spanien im Frühjahr gezeigt, die wir nach knapp 2 Wochen wegen den Corona-Maßnahmen abbrechen mussten. Das wird dieses Mal hoffentlich nicht eintreten.
Den Sommer über haben wir im heimischen Garten verbracht, unterbrochen von kurzen Tipps über die Grenze nach Holland Jetzt starten wir zu unserer dritten Reise in den französischen Westen, und wir hoffen endlich unseren Ruhestand ausnutzen und einmal etwas länger unterwegs sein zu können. In den letzten Tagen haben wir im Internet nicht nur nach schönen Stellplätzen Ausschau gehalten, Reiseberichte gelesen und Reisevideos angeschaut, sondern uns auch in den verschiedenen Foren und Gruppen über die Situation vor Ort informiert. Zusätzlich haben wir neben den diversen Stellplatzapps wie z.B „Campercontact „oder „park4night“ auch wieder die App „Sicher Reisen“ vom Auswärtigen Amt installiert, die uns mit den neusten Infos über unser Reiseland versorgt.
Da wir einige Wochen unterwegs sein wollen, reisen wir mit „großem Gepäck“. Das bedeutet, dass unser Hänger beladen mit der „Roten Paula“, unserer Vespa sowie den E-Bikes, auch mit von der Partie ist. Was uns zu einer stattliche Länge von 12 m anwachsen lässt. Aber bei den vergangenen Fahrten haben wir einiges an Erfahrungen sammeln können, so dass wir schon ein wenig Routine mit unserem „Anhängsel“ haben. Trotzdem wünscht man sich nicht unbedingt Situationen, wie mit dem Hänger rückwärts von einer Fähre fahren zu müssen, wie wir sie im letzten Jahr im Baltikum erlebt haben.
Unsere erste Touren-Planung sah einen Stopp in Antwerpen vor. Aber Corona war schneller und die Provinz Antwerpen wurde inzwischen zum Risikogebiet erklärt. Nun wollen wir über Duisburg/Venlo fahren und den ersten Zwischenstopp auf dem Stellplatz in Maastricht machen, bevor es weiter durch Belgien nach Frankreich geht. Feste Ziele haben wir nicht. Wir werden uns, wie wir es immer bei unseren Reisen machen, treiben lassen. Geleitet von Muse, Wetter und Tipps. So steht einer schönen Zeit hoffentlich nichts im Weg .
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Inhaltsverzeichnis
- Niederlande/Maastrich, Belgien/Peruwelz,
- Frankreich/Veules les Roses,
- Bayeux, Auf den Spuren des D-Days
- Barfeur,
- Les Pieux, Route des Capes
- Erqui, Cap Erqui
- Paimpol, Ile de Brehat
- Lampaul Plouazel, Point de Corsen und Le Conquet,
- St. jean sur Mayenne, Aix on Otte
- Siersburg, Ockersheim, Rückfahrt, Fazit
Tag 1 Maastricht -Ankunft ⛅ 20 °C
23.08.2020
Unser Stellplatz: Camperplaats Maastericht
Bosscherweg 35
Nl-6219 Maastricht
50°52’33″N/05°40’47“
Obwohl wir in den vergangenen Tagen schon fleißig darauf hin gearbeitet haben, das Wohnmobil zu packen und unser Haus und den Garten auf eine mehrwöchige Abwesenheit vorzubereiten, bleibt doch noch etliches am Abfahrtstag zu tun. Und so ist es fast halb elf Uhr, als wir endlich starten können. Wir haben den Sonntag als Reisetag gewählt, da durch das Sonntagsfahrverbot keine LKWs unterwegs sind und die Stellplätze sich gegen Sonntagnachmittag hoffentlich etwas leeren. Die große Hitze ist vorbei. Es sind angenehme 23 Grad und ein Mix aus Sonne und Wolken. Die Fahrt über die A2 ist relativ entspannt. Erst vor dem Kreuz Oberhausen wird es dichter. Dort machen wir den ersten Stopp und haben Glück. Gleich beim ersten angefahrenen Parkplatz kommen wir zum Stehen, was angesichts der vielen LKWs, die über das Wochenende auf den Autobahnparkplätzen geparkt werden, nicht selbstverständlich ist. Immerhin benötigen wir mit dem Hänger einen der begehrten Parkplätze für LKWs und Dickschiffe.
Der Verkehr wir immer dichter und auf der Gegenfahrbahn rollt ein Wohnmobil nach dem nächsten auf der Bahn. Der Himmel ist inzwischen ganz Wolken verhangen und kurz bevor wir auf die A 40 wechseln, fängt es an zu regnen. Bei Duisburg-Homberg fahren wir über den Rhein und ich kann einen Blick auf die dort angesiedelten und wenig einladenden Industrieanlagen werfen. Die Straßenführung ist auf Grund von Bauarbeiten recht abenteuerlich. Kurz vor der Grenze bei Venlo tauchen rechts und links große Gemüsefelder und Treibhäuser auf. Hier in der Umgebung von Strelen werden verstärkt Blumen und Gemüse produziert und vermarktet. Wir wechseln auf die A 73 und überqueren die Maas. Das Fahren auf der Autobahn verliert mit Grenzübertritt seine Hektik. Niemand rast. Keiner drängelt. Die Flächen und Wiesen neben der Autobahn sind von der sommerlichen Hitze der „Hundstage“ gezeichnet. Alles braun und verdorrt. Das Fahren wird durch das starke Verkehrsaufkommen und die ungewohnte Straßenführung auf dem letzten Stück vor Maastricht recht anstrengend. Ob es am letzten Ferientag in dieser Region liegt ?
Dann sind wir in Maastricht und kurze Zeit später am dortigen Stellplatz. Vor dem Parken steht allerdings das Öffnen der Schranke. Dafür müssen wir per Kreditkarte ein Ticket kaufen und den ausgewiesenen Code eingeben. Die Plätze für die langen Wohnmobile sind gleich am Eingang links. Das habe ich mir aus einem Stellplatzvideo gemerkt. So stehen wir wenig später, nach anfänglichen Kommunikationsschwierigkeiten, perfekt und ohne Abkoppeln zu müssen, gleich auf den ersten Platz mit Blick auf die Maas. Das war doch schon mal super.
Inzwischen ist es fast 14.30 Uhr. Ein wenig ankommen, ein wenig ausruhen, ein wenig Platz gucken. Dann aber treibt es mich in das ca 3,5km entfernte Altstadtzentrum. Dafür nehme ich aber, nach anfänglichen Überlegen, statt zu Fuß zu gehen, doch lieber das Rad, das Michael mir schon vorsorglich vom Hänger geholt hat. Das Zentrum hat den Knotenpunkt Nummer eins. Aber wenn man einfach geradeaus fährt, kommt man auch an. Die Fahrt auf dem Radweg geht entlang des Willemvaart, einem der Maasarme. Hausboote liegen dort beschaulich im grünen Wasser. Schade, dass es so bewölkt ist. Mit Sonnenschein wäre es noch schöner. In der Altstadt stelle ich mein Rad am Stadhuis ab. Dort werde ich es auf alle Fälle immer wieder finden. Dann lasse ich mich durch die Gassen treiben. Wobei treiben vielleicht nicht das richtige Wort ist. Es ist vielmehr ein Ausweichen. Denn die Stadt ist so was von voll. Es ist verkaufsoffener Sonntag. Überall sitzen die Menschen in Biergarten und auf Terrassen, stehen in Schlangen bei Waffeln, Eis oder Kibbelinge an……auf Abstand. Das macht die Schlangen noch viel länger. Die vielen kleinen Laden, die geöffnet haben, locken die Besucher mit ihren Angeboten ins Innere. Eigentlich wollte ich den vorgeschlagenen Altstadtrundgang machen, aber die verschiedenen Straßen sind mir zu voll. So suche ich meinen Weg durch die Stadt in den weniger belebten, aber trotzdem sehr schönen Nebenstraßen bis zum Hafen und zur St.Servatiusbrücke. Überall schnuppere ich verlockende Düfte von Waffeln, Bratwurst und Pommes Frites, die mich bzw. meinen Magen daran erinnern, nur gefrühstückt zu haben. Auf der anderen Seite der Maas verführt der kleine und nicht so volle Biergarten der Stadtbrauerei zum Einkehren. Inzwischen ist die Sonne auch wieder dabei. Ich genieße den Blick auf die Maas bei einem kleinen selbstgebrauten Bier, das seinen Preis hat. Individualität ist halt nicht billig. Hungrig bin ich danach zwar immer noch, aber er ist beschwingter zu ertragen. Danach geht es zurück zum Rad, dass ich ohne Schwierigkeiten im Gewühl der unzähligen Räder wiederfinde. Gelbe Radtaschen sind zwar anfällig gegen Schmutz und hin und wieder will man mir auch mal die Post mitgeben, aber sie sind auch extrem auffällig.
Zurück am Wohnmobil wird der Kühlschrank erst einmal nach Essbarem durchsucht, bevor es dann Abendessen gibt.
Michael hat sich inzwischen wieder erholt von der Fahrt. Meine Abwesenheit hat ihm ihm einige geruhsame Stunden verschafft und so machen wir noch einen gemeinsamen Spaziergang auf dem Deich der Maas entlang. Dort entdecken wir einen Minicamp, dass ich mir unbedingt ansehen möchte. Es hat 15 Platze und man steht ganz idyllisch zwischen kleinen Obstbäumen mit mehr Platz als auf unserem Stellplatz. Der Preis ist der gleiche, auch wenn VE und Sanitär etwas behelfsmäßig aussehen. Langsam wird es dunkel. Zeit den ersten Tag unserer Tour zu beschließen.
Tag 2 Maastricht – drunter und drüber ⛅ 20 °C
24.8.2020
Das Wetter macht nicht so ganz, was es eigentlich soll. In unserem Fall sagt Wetter Online zwei regnerische Tage voraus. Weiterfahren? Bleiben? Wir entscheiden uns fürs Bleiben. Zumal Michael bisher noch gar nichts von Maastricht gesehen hat und ich auch noch ein paar Sightseeing Wünsche offen habe. Und so buchen wir bereits beim Frühstück über das Internet „Maastricht Underground „. In das Labyrinth unterirdischer Gänge darf man nur mit einem offiziellen Führer. Es gibt am heutigen Tag insgesamt fünf Führungen und nur noch zwei in Englisch. Die Alternative wäre eine niederländische Führung. Mehr verstehen werden wir definitiv bei einem englischsprachigen Führer. Das Positive an den Maßnahmen um Corona sind die kleinen Gruppen. Für uns heißt es daher schnell buchen, um noch einen Platz in der gewünschten Führung zu bekommen. Klappt alles wunderbar…. beim 2 .Versuch. Wenig später haben wir zwei digitale Tickets für die Führung um 13. 30 Uhr auf dem Handy und es kann losgehen mit Maastricht Sightseeing, die Zweite.
Die Räder lassen wir wieder beim Stadhuis. Das hat sich bewährt. Allerdings stelle ich fest, dass heute viel weniger Menschen unterwegs sind im Vergleich zum gestrigen Tag. Dort, wo mich gestern volle Lokale und Geschäfte geschockt haben, ist heute gähnende Leere. Ich möchte gern die Kirche besuchen, die zum Buchladen umfunktioniert wurde. Die zweite Kirche in Maastricht, die entweiht und für kommerzielle Zwecke genutzt wird. (In der anderen ist ein Fitness-Center). Wir finden den „Boekhandel Dominikanen“ in der Dominikanerkerkstraat in der Nähe des Frijhofs. Es ist schon beeindruckend, wie im einstigen Kirchenschiff über drei Stockwerke Bücherregale hinaufragen. Im Altarraum ist ein Café untergebracht und über allem klingt dezente Orgelmusik. Muss man nicht gut finden. Sollte man aber unbedingt einmal gesehen haben. Michael findet die Luft in der Bücherkirche nicht so gut, darum verlassen wir sie recht schnell wieder.
Auch heute scheitert mein Versuch auf den roten Kirchturm der St.Janskerk zu gelangen, von dem man einen wunderbaren Panoramablick auf Maastrich haben soll. Kirche und Turm sind geschlossen. Langsam füllen sich die Lokale um den Frijhof. Man sitzt beim Cafe oder schon bei einem ersten kleinen Lunch.
Wir streifen durch die Straßen in Richtung Servatiusbrücke. Michael braucht eine Kaffeepause. Direkt an der Brücke mit Blick auf die Maas kehren wir im Café d’Pothuiske zu einem „Kaffee verkehrt“ ein. Ein Blick auf die Uhr ermahnt uns kurze Zeit später zurück zu den Rädern zu gehen. Es ist bereits 13.00 Uhr. In einer halben Stunde beginnt unsere Führung und wir müssen noch zum Pietersberg radeln.
Café d’Pothuiske und Ankunft im Fort Sint Pieter
In der Mittagshitze schwitzen wir trotz der E-Bikes, als es den Berg zum Fort Sint Pieter hochgeht. Das soll sich aber bald ändern. Am Meeting Point treffen wir auf unseren Führer, einen älteren Herrn, dem Humor und Freude am Geschichten erzählen, ins Gesicht geschrieben sind. Unsere zehnköpfige Gruppe besteht aus 4 deutschen und einem französischen Paar. Schade, wären es alles Deutsche gewesen, hätte er die Führung auf Deutsch gemacht. So müssen wir uns konzentrieren, um ihm mit unserem Schulenglisch folgen zu können. Aber nach kurzer Zeit gelingt das sehr gut und wir können seinen Geschichten und Anekdoten lauschen. Wir müssen noch fast einen Kilometer bis zum Eingang der Nordhöhlen laufen. Sehr zu Michaels Leidwesen, der eigentlich schon durch den fast 8 km langen Stadtbummel das tägliche Maß der Belastung seiner Füße für mehr als erfüllt hält. Die drei Laternen, die unser Führer verteilt, sind die einzigen Lichtquellen in dem sonst stockdunklen Gewirr von Gängen. Dieses alte Netzwerk von Grotten entstand bei der Gewinnung von für den Bau genutzten Mergel, bereits schon vor mehreren hundert Jahren. Im Untergrund ist ein wahrer Irrgarten von kleinen und schmalen Gängen und Höhlen. Die Wände sind mit außergewöhnlichen Abbildungen wunderschön verziert.
Während der französischen Belagerung von Maastricht suchten viele Bauern aus den Dörfern um den Sint Pietersberg Schutz in diesem unterirdischen Gänge-Netz. Noch heute sind Jahrhunderte alte Brotöfen, Ställe und Unterkünfte hier zu sehen. Sogar eine Kirche gibt es. Im 2. Weltkrieg wurden viele wertvolle Kunstwerke in den Grotten gelagert. Unter anderem auch Bilder von Rembrandt. Die Temperatur beträgt hier unten 10 Grad, und die Kälte kriecht schon nach kurzer Zeit trotz Jacke unter unsere Sommerkleidung. Drei Tage kann man bei diesen Temperaturen überleben, erklärt uns der Führer. Die Kälte und die vollkommene Dunkelheit, die er uns eindringlich durch das Ausschalten der mitgenommen Lampen demonstriert, war schon häufig der Grund für den Tod von Menschen, die sich in diesem Labyrinth verirrt haben. Falls wir die Gruppe verlieren, sollten wir daher nicht auf eigene Faust versuchen zum Ausgang zu kommen, sondern einfach stehen bleiben und warten, denn natürlich funktioniert hier 35 m und mehr unter der Erde kein Handy und kein GPS. Die Stunde Führung vergeht in Windeseile und schon bald sehen wir wieder Licht am Ende des Tunnels. Das war doch mal spannend und authentisch. Zurück geht’s zu den Rädern und durch die Stadt, die sich wieder gut gefüllt hat, in Richtung Stellplatz.
Maastricht ist eine Studentenstadt und junge Menschen prägen das Stadtbild. Studenten bekommen sogar Rabatte bis zu 20 Prozent in Läden und Lokalen. Die Läden und auch Lokale sind ganz schön „abgefahren“ und voller Ideen und Lifestyle und hätten eine ausgiebigere Erkundung verdient. Aber wer mag zu Zeiten von Corona schon großartig irgendwo hineingehen?
Kurz vor dem Stellplatz halten wir beim „Spar“ -Laden und ich besorge zwei Teile „Appelgebak “ zum Kaffee, den wir uns jetzt redlich verdient haben. Meinen kleinen Rucksack und den Kuchen werfe ich nach dem Einkauf schnell und achtlos in die Radtasche. Als ich am Wohnmobil den Inhalt der Tasche ausräume, fallen mir die Blätterteigteilchen und der Rucksack aus der Hand und alles verteilt sich im Wohnmobil. Welche Sauerei! Ich kehre die Krümel zusammen und stelle kurz darauf beim Einräumen des Rucksacks fest, dass mein kleines schwarzes Portemonnaie fehlt. Ich schaue in der Radtasche nach. Nix! Betrachte jedes einzelne Teil des Inhaltes meines Rucksacks. Nix! Alle in Frage kommenden Kleidungsstücke werden gefilzt. Nix! Das Portemonnaie ist weg und bleibt weg. Michael hat es die Sprache verschlagen. Er kann nicht mal mehr über meine Schusseligkeit schimpfen. Es ist nicht wegen des Geldes, das sich in dem Täschchen befindet. Die Summe wäre zu verschmerzen. Aber die Kreditkarten, der Personalausweis und der Führerschein eher nicht. Wir suchen noch einmal alles ab. Während ich bereits überlege zurück zum Sparladen zu fahren und dort zu fragen, überlegt Michael bereits, was mit den Kreditkarten zu tun ist. Dabei fällt sein Blick auf den schwarzen Teppichboden vor dem Fahrersitz. Und dort liegt wie ein Chamäleon, das sich seiner Umgebung anpasst, mein kleines schwarzes Portemonnaie. Mit den Steinen, die uns bei seinem Anblick vom Herzen fallen, hätten wir den Schotterweg des Stellplatzes pflastern können. Michael ist fix und fertig …. von der Dunkelheit in der Höhle, von den gelaufenen Kilometern und nicht zuletzt von dem fast verlorenen Portemonnaie. Während er sich von den Anstrengungen bei einem verspäteten Mittagsschlaf erholt, schreibe ich ein wenig Reisetagebuch, um das Erlebte fest zu halten.
Nach dem Abendessen unternehme ich noch einen Spaziergang entlang der Maas. Dieses Mal in die andere Richtung. Im Flussbett, in dem sich vom eigentlichen Fluss nur noch ein kleines Flüsschen schlängelt, sitzen hunderte von Möwen. Ein Wanderer sucht zwischen den Steinen. Wahrscheinlich den Stein der Erkenntnis. Den könnte ich auch gebrauchen beim Anblick einiger Gebilde am Rand des Deiches. Ist das noch Sperrmüll oder schon Kunst? Die Antwort liegt wohl im Auge des Betrachters. Zeit den Tag ausklingen zu lassen
Unsere Maastrich Tipps:
Boekhandel Dominikan Maastrich Underground
Panoramablick vom Turm der St. Janskerk
Tag 3 Belgien Hafen Peruwelz⛅ 24 °C
25. August in Belgien ⋅
Unser Stellplatz: Stellplatz im Hafen Peruwelz
Belgien, , 7600 Peruwelz
Strasse:Rue de la Boiterie 8
Anzahl Plätze:10
Der Himmel ist bewölkt. Kommt jetzt der Regen, den man uns bereits für gestern prophezeit hat? Der gestrige Tage war nämlich entgegen aller Ansagen warm und größtenteils auch sonnig. Wir haben es nicht so eilig. Heute geht es nur gut 200 km weiter nach Belgien, in den kleinen Hafen Péruwelz. So schlafen wir aus, frühstücken gemütlich und machen das Wohnmobil mit Ver-und Entsorgen wieder reisefertig. Es ist kurz vor halb elf, als wir den empfehlenswerten Stellplatz und die Stadt Maastricht verlassen. Wieder fällt mir das Gewirr der Straßen auf, die neben und übereinander in die verschiedenen Richtungen führen. Gut, dass wir Navi Mathilde haben, die aufpasst, dass wir die richtige Spur nehmen. Wir fahren auf der N2 in Richtung Lüttich. Dabei folgt die Straße eine ganze Zeit der Maas, die hier schon beträchtlich an Breite zu genommen hat. Michael hat für den Anblick des Flusses mit seinen Booten wenig übrig. Zu sehr nimmt der wuselige Verkehr und der Ring um Lüttich seine Aufmerksamkeit in Anspruch. Um ein Haar wären wir auf der A40 geblieben, statt auf die A42 zu wechseln. Dieses Mal habe ich aufgepasst und Mathilde widersprochen, die sich kurz darauf korrigiert. Es fängt an zu regnen. Na prima. So wünscht man sich doch das Urlaubswetter.
Um die Mittagszeit erreichen wir den kleinen Hafen der Stadt Péruwelz. Péruwelz ist eine Gemeinde in der Provinz Hennegau im wallonischen Teil im Süden Belgiens, unmittelbar an der Grenze zu Frankreich. Die Anfahrt über die N 60 ist die reinste Buckelpiste, die das Geschirr und die Gläser klappern lässt. Auch sonst macht der Ort auf den ersten Blick den Eindruck, als würde hier ein beträchtlicher Renovierung -und Reparaturstau herrschen.
Der Hafen allerdings macht einen netten Eindruck. Etwas verwundert sind wir, dass der Stellplatz schon fast voll ist. Von den 10 Plätzen sind bereits 7 besetzt. Alle Wohnmobile haben ein belgisches Kennzeichen. Und das um die Mittagszeit, mitten in der Woche und außerhalb der Ferienzeit.
Die Plätze sind lang genug, um den Hänger nicht abkoppeln zu müssen. Und schnell stehen wir mit schönem Blick auf die im Hafen dümpelnden Boote. Beim Versuch uns beim Hafenmeister anzumelden, komme ich mit einem belgischen Wohnmobilfahrer, der das gleiche Vorhaben hat, ins Gespräch. Der ist von seinem eigenen Land nicht gerade angetan. Er meint, dass in Deutschland und in den Niederlanden alles gut ist. In Belgien wäre nichts gut und nichts OK! Wie redet der denn über sein Heimat?
Den Hafenmeister finden wir nicht in seinem Büro. Das ist abgeschlossen. So bleibt uns nichts anderes übrig, als auf seinen Rundgang zu warten. Das macht auch nichts, da der gerade einsetzende Regen sowieso jegliche Outdoor- Aktivität bis zum Nachmittag verhindert. Was Michael gleich für einen Mittagsschlaf nutzt und ich nutze die Zeit zum Schreiben.
Nach dem Kaffee trinken mache ich mich, von Regenjacke und Schirm begleitet, auf einen Erkundungsgang in den Ort. Auch jetzt, auf den zweiten Blick, bemerke ich den recht schäbigen Zustand vieler Häuser. Von Straßen und wenn überhaupt vorhandenen Bürgersteigen wollen wir mal gar nicht reden. Dem Ort scheint echt Geld zu fehlen. Doch es sind nicht nur die fehlenden finanziellen Mittel, die alles etwas verwahrlost aussehen lässt. Es sind auch fehlende Pflege der Gärten oder es fehlt einfach ein wenig Ordnung.
Aber nicht alle Häuser sind da über einen Kamm zu scheren. Es gibt vereinzelt auch richtige Anwesen mit gekiesten Auffahrten, blühenden Balkonkästen und Autos von Nobelmarken vor der Tür. Allerdings ist das eher die Ausnahme. Ich bin der Straße einfach einmal ein ganzes Stück gefolgt und will gerade umkehren, da ich mit nichts Sehenswertem mehr rechne, da entdecken ich in der Ferne die Türmchen eines roten Schlösschens, das ich mir dann doch näher ansehen will. Das Schlösschen stellt sich als Bahnhofsgebäude von Péruwelz heraus. Wunderschön aus rotem Backstein erbaut, mit vielen Erkern und Türmchen. Auf die geschlossenen Fensterläden der hohen Bogenfenster hat jemand Zahlen gesprüht. Auch hier der Eindruck von Verwahrlosung und Verfall.
Ich gehe zurück zur Hauptstraße über die wir auch gekommen sind. Hier hatte ich doch einen Intermarché gesehen. Ich beschließe dort ein Baguette zu kaufen. Aber der Weg zum Intermarché an dieser stark befahrenen Straße ist etwas zum Abgewöhnen. Den Seitenstreifen, den ich für einen Fußweg gehalten habe, muss ich mir mit Mofas und Motorrollern teilen. Dann stehe ich vor dem Problem, wie komme ich über diese stark befahrene Straße ohne Ampel, ohne Zebrastreifen, denn der Intermarchë liegt gegenüber? Als ich nach einem lebensgefährlichen Spurt auf der anderen Seite ankomme, frage ich mich, ob das Baguette das wirklich wert ist. Das müssen wir auf alle Fälle genießen, denn das habe ich unter Einsatz meines Lebens besorgt. Für den Rückweg wähle ich dann den Rad- und Fußweg entlang des Kanals. Dafür muss ich allerdings noch einmal die Straßenseite wechseln. Entschädigt werde ich durch die Sonne, die sich endlich blicken und alles farbiger und weniger düster erscheinen lässt und den schönen Weg am Kanal, der genau zum Hafen und Stellplatz führt.
Im Sonnenschein sitzend, auf das Wasser schauend, genießen wir dann das Baguette mit Käse, Wurst und einem Glas Wein, bis die Sonne untergeht und ein heftiger Wind einsetzt. So hat dieser Tag, so regnerisch und grau wie er begonnen hat, doch noch einen guten Abgang gehabt.