Tag 22 Fahrt nach Lampaul Plouarzel

 13. September in Frankreich ⋅ ☀️ 20 °C

Aire de Camping-Car
Lampaul-Plouarzel, Finistère, Bretagne, Frankreich

Stellplatz Pluarzel

Ein Problem mit dem Hänger, eine entspannte Fahrt, ein komplizierter Parkautomat, ein Stellplatz am Meer, Planschen in den Wellen, neue Bekannte, ein toller Sonnenuntergang.

Sonne pur vom wolkenlosen Himmel. Ein schnelles Frühstück und dann kann es eigentlich losgehen. Heute bin ich mit meinem Aufgaben schneller fertig als Michael. Der Hänger muss angehängt werden. Dazu muss er vom Platz auf den Weg geschoben werden, und da liegt das Problem. Wir bekommen ihn nicht vom Platz geschoben. Komisch , rein ging er doch fast von allein. Der Platz liegt etwas tiefer als der Weg, und über die kleine Kante bekommen wir ihn trotz Mover nicht geschoben. Da brauchen wir wohl Hilfe. Die naht schon bald in Form eines Campers von Nachbarplatz. Zu Dritt klappt es dann. Noch ein wenig mit dem Wohnmobil rangieren, anhängen und dann kann es losgehen. Zunächst müssen wir direkt nach Paimpol hinein fahren, aber zum Glück nicht durch den Hafen. Dann fahren wir auf der D7 und D9 Richtung Lanvollon. Lanvollon, ein hübscher, blumengeschmückter Ort, liegt in sonntäglicher Ruhe. Wir erreichen die N 12. Auf ihr werden wir bis Brest, und damit kurz vor unserem Ziel Lampaul Pluarzel bleiben.
Brest umfahren wir auf der Peripherie, und dann sind es noch knapp 30 km Landstraße, bis wir den Ort erreichen. Von unterwegs habe ich mit Walter, den ich vor kurzem über die Frankreichgruppe kennengekernt habe, und der mit Wohnmobil und Hänger auf der gleichen Route reist, Kontakt aufgenommen. Denn heute wollen wir mal nicht auf einen Campingplatz, sondern auf einen Stellplatz am Meer. Walter meldet sich und gibt grünes Licht. Es ist noch reichlich Platz, und am Nachmittag wird wohl noch mehr frei. Es ist Sonntag und die Wochenendler müssen heim. Und so ist es auch bei unserer Ankunft. Zunächst aber müssen wir uns mal wieder mit einem Automaten auseinandersetzen. Dieser arbeitet mit QR Codes, die nach Einführen der Kreditkarte ausgedruckt werden. Nach der Angabe über die zu verweilende Zeit auf dem Platz, muss der QR Code unter ein Lesegerät gelegt werden, dann bekommt man den Zahlencode für die Schranke. Geht es wohl noch ein bißchen komplizierter? Und das Ganze für uns zwei Mal, weil er unsere Visakarte beim ersten Mal nicht mag. Irgendwann geht die Schranke hoch, wir können auf den Platz fahren und schauen, wo wir unser Wohnmobil hinstellen wollen. Die Plätze, die auf einer Anhöhe mit schönem Blick aufs Meer liegen, kommen für uns mit dem Hänger leider nicht in Frage. Wir bleiben unten auf der Wiese und können trotzdem aus dem Womo das Meer sehen.


Nachdem wir uns eingerichtet haben, statte ich Walter und seiner Familie einen Besuch ab. Er ist mit Frau und erwachsenem Sohn, zwei Mobilen mit Hängern und Rollern und 4 Hunden unterwegs. Nach ein wenig Smalltalk verabreden wir uns für den späten Nachmittag an unserem Wohnmobil. Danach erkunden wir Stellplatz und den Strand, der genau gegenüber des Stellplatzes liegt. Dort schlagen die Wellen hoch an den Strand und motivieren uns, zum Planschen in der Brandung. Auf dem Stellplatz hier waren wir vor 2 Jahren schon einmal, daher kennen wir das meiste schon.
Kaffee trinken, ein wenig vor dem Womo relaxen. Dann kommt unser Besuch. Wir erzählen natürlich von unseren Fahrten, von Stellplätzen und von Erlebnissen. Vor dem Abendessen verabschieden wir uns voneinander mit dem Plan einer gemeinsamen Rollerfahrt am nächsten Tag.
Michael geht es am Abend nicht gut. Er hat sich wohl auf der Île de Brevat erkältet, als wir total durchgeschwitzt auf die Fähre gegangen sind und vom kaltem Wind abgekühlt wurden. Er hat Halsschmerzen und etwas Husten. Trotzdem kann ich ihn noch zu einem Strandspaziergang zum Sonnenuntergang überreden. Die untergehende Sonne taucht alles in ein zauberhaftes Licht. Ein wunderschöner Tagesabschluss an einem wunderschönen Ort. Michael möchte Mitte nächster Woche gern den Rückweg nach Deutschland antreten. Ich glaube, er hat ein bisschen Heimweh……oder Angst vor den stetig steigenden Corona Infektion hier in Frankreich.

Tag 23 Plampaul Plouarzel

 14. September in Frankreich ⋅ ⛅ 19 °C

Küstenwanderweg

Ein heißer Tag, ein kranker Mann, Wanderung auf dem GR 34, Freiluftbacken, Spaß am Strand, ein Abgang mit Folgen.

So wünscht man sich einen Tagesanfang am Meer. Blauer Himmel und Sonnenschein. Michaels Erkältung ist noch nicht besser und er möchte heute nicht mit dem Roller fahren, sondern sich nur ausruhen. Deshalb nehme ich einmal wieder meine Stöcke und mache mich auf zu einer Walkingtour auf dem GR 34 in Richtung Cap Corsen. Mit 27 Grad ist es für bretonische Verhältnisse Mitte September ungewöhnlich heiß. Trotz der kühlen Luft, die vom Meer zu mit hoch weht, fange ich an zu schwitzen, denn auf den mit Heide und anderen niedrigen Pflanzen bewachsenen Felsen ist nirgendwo Schatten. Das Laufen und Radfahren ist bei dieser Tour ziemlich kurz gekommen. Wenn wir oft Stunden mit dem Roller unterwegs sind, fehlt die Motivation noch einmal für 1-2 Stunden Rad zu fahren oder eine Walkingrunde zu machen. Dann genieße ich auch gern einmal den Liegestuhl vorm Wohnmobil. Aber heute bleibt der Roller stehen, und ich freue mich über die tollen Ausblicke in die kleinen Buchten mit den Sandstränden. Zwischen den Farnen und Pflanzen taucht von weitem immer mal wieder das weiße Dach eines vereinzelten Wohnmobils auf. Die kleinen Strandparkplätze, die direkt oberhalb der Strände liegen und einen tollen Blick aufs Meer bieten, sind um diese Jahreszeit wenig frequentiert und werden von Freistehern als Stellplätze aufgesucht. An einem dieser Wohnmobile komme ich vorbei und sehe, dass es aus Deutschland kommt. Mit der Frau, die davor sitzt und liest, komme ich ins Gespräch. Sie ist mit ihren zwei Hunden allein unterwegs und sucht immer diese einsamen Plätze. Angst hat sie keine. Sie hat ja ihre Hunde. Allein fahren findet sie herrlich. Ihren Ehemann, der keine Zeit oder keine Lust hatte, hat sie in Freiburg zurückgelassen. Das spart Wasser und Nerven, meint sie. Ganz schön mutig, denn es kein kleines Wohnmobil mit dem sie unterwegs ist.


Auf meinem weiteren Weg komme ich an der vorgelagerten Insel „Île Sêgal“ vorbei. Auf ihr kann man archäologische Ausgrabungen von Gräbern anschauen und bei Ebbe ist sie zu Fuß zu erreichen. Auf ihr war ich schon beim letzten Mal. Außerdem ist gerade Flut und die Insel zur Zeit wirklich eine vom Wasser umgebene Insel.
Irgendwie komme ich nur langsam voran. Das liegt daran, dass ich immer wieder stehen bleibe, schaue und fotografiere. Als ich am „Plage de Ruscumunoc“ angelangt bin und auf die Uhr schaue, bin ich schon über 1 1/2 Stunden unterwegs und zurück muss ich auch wieder. Dabei habe ich Michael gesagt, dass ich höchstens eine Stunde weg sein werde. Aber so ist das hier am Meer. Man läuft, hängt seinen Gedanken nach, genießt die Stille, die nur vom Rauschen der Wellen unterbrochen wird, atmet die frische, klare Meer Luft ein und schon hat man die Zeit vergessen.
Ich schicke eine Nachricht, dass es später wird. Nicht, dass Michael sich zu seinem Schnupfen noch aufregt, weil ich verschwunden bin.
Am Wohnmobil zurück, habe ich Appetit auf Kuchen. Den muss ich mir aber erst machen. So backt etwas später draußen auf dem Grill eine Apfeltarte in der Omnia und ein leckerer Geruch nach frischem Kuchen weht über den Platz. Da wird dem einen oder anderen das Wasser im Mund zusammen laufen. Zwischen lesen, schreiben und sonnen, bereite ich noch ein spanisches Omelett, Buscetta und einen Salat für den Abend vor.


Nach dem Kaffee trinken kann ich Michael zu einem Strandbesuch überreden. Es sind ja nur ein paar Schritte. Einige Badegäste liegen dort zwischen den Felsen im Sand. Aber nur wenige sind wirklich im Wasser. Die Wellen kommen ganz schön hoch an den Strand geschlagen. So ganz in die Wellen mag ich mich trotz der hohen Temperaturen nicht stürzen Das Wasser ist ganz schön frisch. Aber vorne in der Brandung mit den Füßen herum zu planschen und aufzupassen, dass die Wellen nicht komplett über mir zusammenschlagen, macht auch viel Spaß. Irgendwann bin ich dann trotzdem nass.
Nach dem Abendessen beobachten wir, wie der Himmel diesig wird. Die Sonne macht heute keinen so tollen Abgang. Die Schleierwolken verdecken alles.
Einen fulminanten Abgang allerdings macht Michael an diesem Abend noch, als er im Dunkeln einmal vor die Tür gehen will und über seine eigen Gummilatschen stolpert, fällt und dabei mit dem rechten Fuß umknickt. Das muss ganz schön schmerzhaft sein, so wie er in diesem Moment aussieht. Hoffentlich helfen die Sofortmaßnahmen, damit der Knöchel nicht dick wird.
“ Gut, dass der Tempomat wieder funktioniert, “ meint er nur, “ das ist mein Gasfuß.“ Der Scherzkeks. Spät am Abend fängt es leicht an zu regnen. Na so was! Das hätte ich nach so einem tollen Sommertag nicht für möglich gehalten.

Tag 24 Point de Corsen und Le Conquet

 15. September in Frankreich ⋅ ☁️ 19 °C

Nebel am Morgen, eine Verabschiedung, Einkaufsspaß im Super U, eine Rollerfahrt zum Cap Corsen, Bummel durch Le Conquet.

Was ist das denn? Wenn ich mit allem gerechnet hätte, aber nicht mit dieser Waschküche heute morgen. Grauer Nebel lässt Himmel und Meer eins werden und hüllt alles ein. Ist das wirklich Nebel, oder sind das tiefhängende Wolken? Laut Wetter-Online sollte heute den ganzen Tag die Sonne scheinen. Aber den Regen, der in der Nacht gefallen ist, hat man auch nicht vorausgesagt. Also noch einmal ins Bett mit Kaffee und Zeitung und auf die Sonne warten. Die ist aber um 9.00 Uhr immer noch nicht da. Was hilft es, raus aus den Federn und frühstücken.
Kurz nach dem Frühstück kommen Walter ind Brigitte Gerdes vorbei. Sie wollen sich verabschieden. Wir setzen uns zusammen, tauschen Telefonnummern aus und erzählen uns gegenseitig unsere weiteren Vorhaben. Für Gerdes geht es heute Stück für Stück an der Küste zurück nach Hause. Auch wir wollen morgen in kleinen Schritten in Richtung Deutschland starten. Der Anstieg bei den Corona Neuinfektionen beunruhigt vor allem Michael. Eigentlich haben wir vorgehabt noch weiter in die südliche Bretagne, auf die Île de Ré und die Île de l’Oléron zu fahren. Aber diese ganze Ecke ist von der französischen Regierung schon zum Risikogebiet mit erhöhten Infektionszahlen erklärt worden. Wir werden morgen quer durch Frankreich, dort wo noch kein französisches Risikogebiet ist, fahren und noch zwei hoffentlich schöne Gebiete kennenlernen. Und dann vielleicht noch ein paar Tage in Deutschland unterwegs sein, bevor es nach Hause geht. Ein bißchen traurig bin ich schon. Ich wäre gern noch weiter am Atlantik in den Süden gefahren. Aber ich kann auch Michaels Sorge verstehen.
Nachdem wir uns verabschiedet haben und der Nebel immer noch da ist, fahren wir mit dem Roller zum 5 km entfernten „Super U“. Es fehlt inzwischen doch so einiges, vor allem Getränke, Brot, Obst und Gemüse. Bei der Fahrt über die miserable Straße merke ich, dass ich auch so was wie Bandscheiben habe. Wir werden ordentlich durchgerüttelt. Der Einkauf in dem riesigen Supermarkt ist, wie immer, ein kleines Erlebnis. So viele lecker aussehende und unbekannte Sachen. Letztendlich ist der Einkaufswagen reichlich gefüllt, dass wir fast ein Problem beim Transport bekommen. Doch es geht alles im Rollercase mit.


Es ist immer noch nebelig, als wir den Einkauf im Wohnmobil verstaut haben. Und auch nach dem Kaffeetrinken ist der Nebel noch da. Wir fahren trotzdem mit dem Roller zum Cap Corsen. Es geht wieder über kleine, kaum befahrene Straßen bergauf und bergab. Kurz vor dem Pointe de Corsen entdecken wir einen weiteren Stellplatz mit wunderschönem Meerblick unterhalb des Leuchtturms von Trezien, den werden wir uns ansehen und merken. Oben auf dem Pointe de Corsen herrscht richtig Betrieb. Eine Anzahl Wanderer haben dieses Ziel erreicht und auch Ausflügler mit dem Auto wollen einen Blick von hier oben auf das Meer werfen. Leider, leider ist die Optik grau in grau. Der Nebel ist zwar weg, aber die grauen Wolken sind auch nicht besser. Wir halten uns eine ganze Zeit am Aussichtspunkt auf, schauen in alle Richtungen, lesen alle Informationstafeln, aber das Aha-Erlebnis bleibt uns irgendwie verwehrt. Die Wolken sind schuld. Ohne das Licht der Sonne wirkt das alles nicht.

Wir fahren weiter. Über kleine Wege und viele Kurven kommen wir zum Plage de Kernhonu. Die Straße führt so steil hinunter zum Strand, dass es mir schon ein wenig Angst macht hinten auf dem Roller. Dieser Strand ist eingeschlossen von zwei Bergen und sieht aus wie eine einsame Pirateninsel. Auf dem Parkplatz oberhalb haben sich zwei Wohnmobile einen Platz gesucht . Weiter geht es auf der anderen Seite den Berg hinauf. Dieses Mal in engen Serpentinen und dann weiter durch die tolle Landschaft, die wir höchstens mal mit einem Radfahrer teilen müssen. Von weitem können wir Le Conquet sehen. In Le Conquet fahren wir einmal durch den Ort und können dabei schon einen Blick auf den tiefer liegenden und von Felsen eingeschlossenen Hafen werfen. Wir suchen uns dann einen Parkplatz mitten in der Stadt. Ein Teil des Parkplatzes ist für Wohnmobile reserviert. In der Saison sind allerdings nur 4 Stunden Parken zur Stadtbesichtigung erlaubt. Jetzt in der Nachsaison sieht man es, glaube ich, nicht mehr so eng.
Inzwischen ist die Sonne da, die Wolken sind fort und Le Conquet zeigt sich uns im schönsten Nachmittagslicht. Auch hier finden wir viele Blumen, die üppig in Kästen, Schalen oder Beeten wachsen. Wir bummeln durch den hübschen kleinen Ort, laufen zum Hafen hinunter, wo die Fähren zu den Inseln Île Molène und Quessant. abfahren Schnaufend kommen wir wieder oben im Ort an. Nach einem Bier, bisher haben wir überall ohne Probleme alkoholfreies Bier bekommen, in einer kleinen Bar, geht es wieder zurück zum Wohnmobil. Aber dieses Mal mit Sonne.


Am Abend nach dem Essen, das wir wieder draußen zu uns nehmen können, bereiten wir alles für die morgige Abreise vor: Michael dreht schon mal den Hänger in Fahrtrichtung und ich hole ein paar Kannen Wasser. Morgen geht es fort von der Küste und schon ein wenig in Richtung Heimat.

Tag 25 Fahrt nach St. Jean sur Mayenne

 16. September in F

Frankreich ⋅ ⛅ 19 °C Aire du camping-car St. Jean sur Mayenne

Abfahrt im Nebel. Behinderung durch die Polizei. Ein schöner Stellplatz am Fluss, der uns bekannt vor kommt. Heiße Luft und kühle Getränke. Baguette aus der Bar.

Pünktlich um 10.00 Uhr sind wir heute startbereit. Das Wetter macht es uns leicht: graue Wolken und Nebel. Der begleitet uns auch noch eine ganze Weile. Es geht vom Meer weg ins Inland und zwar Richtung Deutschland. Wie immer suchen wir uns dabei Orte und Gegenden aus, die wir nicht kennen. Der erste Stepp soll uns ins Département Mayenne in der Region Pays de la Loire führen und zwar in den kleinen Ort St. Jean sur Mayenne. Hier wollen wir zwei Tage bleiben und die Gegend an der Mayenne erkunden.
Über die D5 und D 105 geht es nach St. Renain. Von dort aus in Richtung Brest. Kurz vor Brest fahren wir auf die „Route National“, die wird für die nächsten 250 km unsere Straße sein und uns um, durch oder über Orte wie Morlaix oder Saint Brieux führen. Die Strecke ist recht bergig, aber zweispurig ausgebaut und entspricht unserer Autobahn. Plötzlich sehen wir in der Ferne Blaulicht. 4 Bullis der Gendarmerie begleiten einen Transport von fünf gepanzerten Fahrzeugen. Sie wechseln sich stets damit ab, die linken Spur zu sperren. Überholen ist erst einmal nicht möglich. Auch die Auffahrten sind von vorausfahrenden Polizei-Fahrzeugen gesperrt? Was soll das? Keine Ahnung! Dann wird die linke Spur plötzlich freigegeben. Eine Anzahl PKWs überholt den Konvoi. Wir schließen uns an. Aber direkt vor uns setzt sich wieder ein Blaulichtfahrzeug auf die linke Spur und hindert uns am Überholen. Wir sind ratlos und reihen uns wieder hinter die LKWs rechts ein. Zwei Mal machen sie mit uns das Spielchen, dann dürfen wir überholen und wir wissen immer noch nicht, wieso und weshalb, alles gesperrt wird. Transportieren die Sprengstoff ? Egal! Wir sind erst einmal daran vorbei.

Die Fahrt geht dann ungestört weiter, bis wir in Laval von der Route National 157 / A 81 abfahren und über die D 161 auf den Wohnmobilstellplatz in St. Jean sur Mayenne fahren. Der gepflegte Stellplatz liegt direkt am Fluss Mayenne, der dieser Region auch den Namen gibt. Es ist kurz vor 14.00 Uhr und der Platz scheint wie ausgestorben. Es sind nur wenige Wohnmobile da. Wir stellen das Wohnmobil ab und suchen uns einen schönen Platz……mit Schatten. Denn schon seit den letzten zwei Stunden ist die Sonne wieder da und zwar so heftig, dass wir die Klimaanlage im Fahrzeug angeschaltet haben. Beim Aussteigen haben wir das Gefühl, eine Backofentür zu öffnen. Es fehlt die schöne, kühle Luft am Meer. Und 31 Grad sind wir auch nicht mehr gewohnt. So verbringen wir den Nachmittag im Schatten auf der Liege und gewöhnen uns erst einmal an die veränderten Temperaturen. Beim Gang über den Stellplatz, der auch über ein kleines Sanitärhäuschen, einen Grill und Picknickplätze verfügt, kommt Michael alles etwas bekannt vor und er glaubt, dass wir schon einmal hier waren. Eigentlich bin ich diejenige, die sich an alle Stellplätze erinnern kann. Erst nach langem Forschen in den kleinen, grauen Gehirnzellen setzt die Erinnerung an einen Regen Stopp vor 3 Jahren ein. Der Platz war vor 3 Jahren super und ist es heute immer noch. So viel steht fest. Im Preis von 10 Euro pro Nacht ist alles, sogar Strom und Dusche enthalten.


Am späten Nachmittag möchte ich Michael zu einem kurzen Spaziergang in den Ort überreden. Aber ihm ist zu heiß und er hat keine Lust alles abzuschließen und einzuräumen. Also gehe ich allein. Auch der Ort scheint völlig ausgestorben zu sein. Als ich an der Tabac- Bar vorbei komme, sitzen einige Männer beim Bier auf der luftigen Terrasse. Das will ich auch und suche mir einen Platz. Als der Inhaber, ein jüngerer Mann, nach meinen Wünschen fragt, zeige ich auf die rote Flüssigkeit im Gas des Mannes am Nebentisch und frage, ob das Bier ist. Der Mann nickt und bringt mir auch eine Schale rotes Bier. Ich frage ihn nach dem Namen des Getränkes und er sagt: “ Das ist Leffe rousse.“ Aha! „Leffe“ ist eine Biermarke und „rousse“ bedeutet rot. Also rotes Bier. In Deutschland würde man eine “ Berliner Weiße“ bestellen, sagt mein Gaumen, nachdem ich das Bier gekostet habe. Bier mit Himbeersirup. Ob es wohl auch „Leffe vert“ gibt…..mit Waldmeister?
Auf der Terrasse geht ein kühles Lüftchen und es ist angenehm dort zu sitzen. Ich schreibe Michael eine WhatsApp und wirklich….kurze Zeit später kommt auch er.


In der Zwischenzeit hat das Baguette auf dem Nachbartisch meine Aufmerksamkeit erregt. Woher stammt das wohl? Der Bäcker hier im Ort hat seit längerem geschlossen, das habe ich bei meinem Bummel schon festgestellt. Also spreche ich den Mann an und frage. Bereitwillig erzählt er mir, dass es im Ort keinen Bäcker mehr gibt und man das Baguette hier in der Bar kaufen kann. Als Michael eintrifft, liegt bereits ein Baguette vor mir auf dem Tisch.


Wir bleiben noch etwas in der Tabac-Bar, die wohl so etwas wie der zentrale Mittelpunkt des Ortes ist.
Gegen Abend wird es etwas kühler, aber auch früh dunkel. Ungewohnt Dunkelheit und Hitze. Wir grillen und sitzen noch ganz lange draußen, während die Franzosen sich größtenteils mit dem Dunkelwerden ins Wohnmobil verzogen haben.

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