Mit dem Taxi nach Labin

 6. Mai in Kroatien ⋅ ☁️ 14 °C Tag 6

Heute haben wir uns einen Besuch von Labin vorgenommen.
Labin ist die nächst größere Stadt und liegt in Nähe der Ostküste der istrischen Halbinsel auf halber Strecke zwischen Pula und Opatija. Während Rabac mit seinen 1400 Einwohnern ein reiner Fremdenverkehrsort ist, der in der Saison das Vielfachen seiner Einwohnerzahl an Touristen beherbergt, leben in Labin rund 6.900 Menschen. Die Altstadt, die „Stare Grad“, mit den mittelalterlichen Häusern, in denen sich viele Galerien und Ateliere befinden, den historischen Bauwerken, den Gassen mit Kopfsteinplaster, der Kirche Mariä Geburt und dem venezianischen Glockenturm ist mehr ein touristischer Magnet, während in der Unterstadt das urbane Leben stattfindet. Wohnblocks, deren farbigen Fassaden ein wenig von der offensichtlichen Tristess ablenken sollen, Discounter namhafter deutscher Firmen (egal, wohin wir fahren, Lidl ist bereits da), kleine Läden,so wie Ämter, Schulen, und was sonst noch eine funktionierende Stadt ausmacht, sowie eine Markthalle mit einem Bauernmarkt und angeschlossenem Fischmarkt, prägen hier das Stadtbild.
Von Rabac nach Labin ist es eigentlich nicht sehr weit. Kaum 7 km, aber es liegen über 300 Höhenmeter dazwischen. Die engen Serpentinen haben wir zur Genüge bei der Anfahrt mit dem Wohnmobil kennen gelernt. Mit dem Rad ist diese befahrene Strecke ohne Radweg nicht unbedingt zu empfehlen. Wir machen es uns einfach und bestellen uns ein Taxi zu den Markthallen. Mit 60 HRK ist es, geteilt durch vier, nicht teurer als der Bus, der 2 Euro pro Person kosten würde.
In den Markthallen herrscht, wie auch im Taxi, Maskenpflicht. Wir schauen uns das bunte Angebot von örtlichem Gemüse, Fleisch, Backwaren und Fisch an. Unten Gemüse und Obst, in der oberen Etage, Fleisch, Käse und Schinken.
In einem Nebenraum gibt es den frischen Fisch.
Das Olivenöl von den Gemüsehändlern dort ist günstig und soll von toller Qualität sein. Mit Tomaten und frischen Erdbeeren geht es relativ schnell wieder an die frische Luft. Nun wollen wir in die Altstadt, und stellen ganz entgeistert fest: „Die liegt ja ganz oben auf dem Berg.“ Da heißt es über Treppen und Wanderwege bis nach oben laufen bzw. klettern. Aus dieser Aktion steigt Heidi aus und auch Michael ist hin- und hergerissen zwischen Altstadtbesichtigung oder Kaffeetrinken in der Unterstadt. Letztendlich kommt er doch mit. Schon beim Aufstieg können wir bei kleinen Verschnaufpausen immer wieder neue Eindrücken von der unter uns liegenden Stadt gewinnen, die daher logischer Weise auch als Unterstadt bezeichnet wird. Auf dem Turm des stillgelegten Steinkohle- Bergwerks prangt noch immer der Schriftzug Tito. Dabei soll Mussolini der Drahtzieher bei der Errichtung des Bergwerkes gewesen sein. Aber egal, ob Tito oder sein italienischer Politkumpan Mussolino, die Zeiten der Diktatoren sind unwiderruflich vorbei. Früher schuf der Steinkohleabbau Tausende von Arbeitsplätzen in der Region. Dementsprechend mussten auch Wohnungen geschaffen werden. Es entstanden 1936 nicht nur die nahegelegene Bergarbeiterstadt Râsa, sondern auch die Unterstadt Labin. Heute kann das stillgelegte Bergwerk besichtigt werden, wenn nicht gerade Corona solche Aktivitäten einschränkt. Inzwischen sind wir oben in der Altstadt angekommen auf dem „Titov Trg“, dem „Tito Platz „, der umgeben ist von vielen Bars, Cafés und Restaurants. In der Stadtloggia sitzen vereinzelt Gäste beim Kaffee. Ich gehe mal davon aus, dass der Schandpfahl vor der Loggia heute wohl nicht mehr benutzt wird. Von einem Panoramarundweg, der rund um die Altstadt führt, haben wir einen tollen Blick auf die Bucht, die Unterstadt und die umgebenden Wälder, durch die verschiedene Wanderwege nach Labin führen. Danach durchstreifen wir die engen Gassen zwischen den Häusern, von denen viele Renovierungsbedarf haben, oder vielleicht ist das ja gewollt? Die offenkundige Baufälligkeit verleiht einen morbiden Charme. Und auf diese Art Romantik stehen Touristen nun mal. Ausser uns, scheint kaum jemand in der Altstadt unterwegs zu sein. Und so sind die diversen Panoramaplattformen für uns ohne Wartezeit frei zugänglich. Den Aufstieg in den venezianischen Glockenturm und die Besichtigung der Kirche schenken wir uns. Geklettert sind wir in den letzten Tagen schon genug, und in der Unterstadt wartet Heidi auf unsere Rückkehr. Die erfolgt dann auch bald und bei einem Cappuccino, bei dem wir die Gebäckspezialität aus der Markthalle probieren, warten wir auf unser Taxi, das uns wieder nach Rabac zurückbringt. Übrigens: Das Essen von in der Markthalle erstandenen Lebensmitteln zum Kaffee oder Bier in einem nahegelegenem Café oder in einer Bar ist üblich und durchaus erlaubt.
Nach dem Ausflug dient der Rest des Tages zur Wiederherstellung der Urlaubsfähigkeit. Die erreichen wir mit Liegestuhl, Sonne und mit Meer, das aber mit knapp 14 Grad allenfalls zum Kühlen meines ramponierten und heute dazu noch arg strapazierten Zehs zum Einsatz kommt. Das Schwimmen verlege ich daher lieber auf morgen und in dem Hotel eigenen Hallenbad, das uns kostenlos zur Verfügung steht.

Baden, Eis essen und ein Unwetter

 7. Mai in Kroatien ⋅ ☁️ 16 °C Tag 7

Der Morgen beginnt bewölkt und der Wind weht kräftig vom Meer her. Kein Bilderbuchwetter, aber der angekündigte Regen bleibt wenigstens im Moment aus. Noch im Bett überlege ich, was mit diesem Urlaubstag bei dem angesagten Wetter heute anzufangen ist. Radfahren? Die unbefestigte Strecke vielleicht, die durch den Wald weiter am Meer entlang führt? Unsere Nachbarn im Morelo hinter uns allerdings sind gestern gefahren und meinten, dass ein Mountain-Bike dafür besser geeignet wäre. Also keine Radtour. Vielleicht lieber eine Walkingtour zur Teleferika? Die Teleferika zeigt die Reste des Bauxitverladehafens , der unter der italienischen Regierung ausgebaut wurde. Jetzt kann man eigentlich nur noch hohe und marode Mauern erkennen. Bei den Bootstouren, die von der anderen Seite der Bucht zur Teleferika angeboten werden, wird es den allermeisten Touristen wohl mehr um die schöne Bootsfahrt als um die Besichtigung des Industriedenkmals gehen.
Der Verladehafen war mit einer 9 km langen Seilschwebebahn mit Cere, einem Ort im Hinterland von Labin, verbunden, die nach dem 2. Weltkrieg demontiert wurde.
Die Teleferika ist allerdings nur 600 m vom Campingplatz entfernt. Lohnt kaum die Laufschuhe anzuziehen.
Da kommt mir Heidis Vorschlag gerade recht. Sie fragt, ob wir gemeinsam am frühen Nachmittag einen Spaziergang zu Pingo 2 machen wollen, um ein Eis zu essen. Pingo 2, ist das Eiskaffee fast am Ende der Promenade und im Gegensatz zu Pingo 1, das sich im Hafen befindet, ist dazu ein ordentlicher Spaziergang nötig.
Bis es soweit ist, werde ich eine Runde schwimmen gehen, beschließe ich. Aber nicht im Meer. 14 Grad ist definitiv nicht die Temperatur für ein Vollbad. Und im Gegensatz zu der Badekleidung des Pärchen aus dem Kastenwagen rechterhand, habe ich nur einen normalen Badeanzug und der ist nicht aus Neopren.
Also nehme ich Badehandtuch und Badeanzug -Maske nicht vergessen- und marschiere ins Hotel Hedera, an der Rezeption vorbei und direkt in den Spa-Bereich. Der Pool hat 27 Grad und steht mir in der Zeit unseres Aufenthaltes fast allein zur Verfügung. Die Gäste des Campingplatzes dürfen das Hallenbad kostenlos nutzen. Nach einer 3/4 Stunde Schwimmen, Aquajoggen und Wassergymnastik in dem warmen Wasser bin ich eigentlich reif für die Liege. Aber jetzt geht’s zum Spaziergang. Nun sind wir diesen Weg schon so oft gegangen,aber immer wieder begeistert mich der Blick aufs Meer. Bei einer kurzen Pause auf einer Bank kommt eine Katze und schnurrt um uns herum. Ich glaube, sie hofft darauf, mitgenommen zu werden. Das Eis, ein großer Erdbeerbecher, bei Pingo 2 ist fantastisch. Danach marschieren wir wieder zurück zum Wohnmobil. Meine Versuche, auf der Liege etwas zu entspannen, verhindert der immer stärker werdende Wind, der dicke Regenwolken vor sich hertreibt. Unwetter für Rabac und Umgebung ist angesagt worden. Wir räumen alles ein, und schon geht es mit Blitz, Donner und Sturm los. Das Meer ist aufgewühlt und die Blitze gehen im kurzen Abständen nieder. Das Unwetter dauert bis in die Nacht hinein. Wir gehen zeitig ins Bett, denn auch die Satellitenschüssel haben wir vorsichtshalber wegen des Sturmes eingefahren, so dass kein Fernsehen mehr möglich ist.

Eine herrliche und gefährliche Bergtour

 8. Mai in Kroatien ⋅ ⛅ 14 °C Tag 8

Anwesen in den Bergen

Das Unwetter hat ordentlich aufgeräumt am Himmel und so bekommen wir am Morgen einen strahlend blauen und sonnigen Urlaubstag präsentiert. Heute müssen wir einmal selber für frisches Brot sorgen, denn unser joggender Brotholer aus dem Wohnmobil nebenan, hat noch genug Brot vom Vortag. Das Schöne am Wohnmobilfahren ist, dass man gar nicht erst anfängt Routinen zu entwickeln, denn jeder Tag ist einfach anders. So bin ich gerade zähneputzender Weise beim Betten machen, um danach Brot zu holen, als Michael ins Womo kommt und sagt:“ Komm doch auch mal raus, unsere Gastgeber von vorgestern sind da!“ So stehen wir am Meer und unterhalten uns mal wieder mit Heinz und Steffi, die auf Walkingtour sind. Steffi hatte sich vor 2 Tagen angeboten, mit uns in die Berge zu gehen, war aber nicht unbedingt auf großes Interesse gestoßen. Interesse hatte ich zu dem Zeitpunkt schon, nur leider einen ramponierten Zeh. Der ist zwar immer noch ziemlich blau, aber nicht mehr sehr schmerzhaft. Daher frage ich nach, ob das Angebot der Wanderung zum Anwesen des Ölbaron noch steht. Steffi ist sofort dabei und wir verabreden uns zwei Stunden später. So bleibt noch Zeit zum Brot holen und zum Frühstücken. Um 11.30 Uhr holt mich Heinz mit dem Auto am Supermarkt ab. Das spart den Aufstieg bis zur Wohnung der Beiden, denn bergauf wird es noch genug gehen. Steffi wartet schon und zusammen laufen wir dann die Straße stetig aufwärts. Zwischendurch immer wieder einmal umdrehen und die Aussicht genießen. Dann verlassen wir die Straße und wandern auf unbefestigtem Wegen weiter. Steffi will mir unbedingt etwas zeigen. Darum gehen wir in eine schmale Querstraße. Hier ist, in einem Steinhaus mit wunderschöner Terrasse, ein kleines Hotel bzw. eine Pension untergebracht, die dem Ölbaron gehört, zu dessen Anwesen wir auch noch kommen werden. Gegenüber der Pension, in einem Garten, befindet sich ein Pool mit Liegen, von dem man auf die Bucht von Rabac schauen kann. Das ist so traumhaft, dass ich es unbedingt fotografieren muss und mir vornehme, die Adresse herauszufinden, denn das ist ein echter Geheimtipp für einen Urlaub. Das Haus heißt Casa Rustica, und die Adresse ist: Gornji Rabac 14a, 52221, Rabac, Kroatien.
Während wir eine kleine Pause machen, kommt der Besitzer, des Hauses, der Ölbaron, aus dem Haus und Steffi, die ja Kroatin ist, unterhält sich mit ihm . Danach geht es weiter den Berg hinauf. Dann taucht das steinerne Anwesen des Ölbarons auf. Es ist unbeschreiblich. Das Anwesen besteht aus mehreren Gebäuden aus Bruchsteinen und einem riesigen Pool. Am Pool dreht ein Kamerateam gerade einen Film. Und wir werden von einem Tontechniker angehalten uns bitte leise zu unterhalten. Oberhalb des Anwesen machen wir eine kurze Pause. Auf gleichem Weg zurücklaufen oder über den Berg weiter wandern, will Steffi wissen. Natürlich über den Berg! Und weiter geht es berghoch. Inzwischen ist der Weg nur noch ein schmaler, steiniger Pfad, an dessen Rand wilder Thymian, Salbei und Rosmarin blüht. Dementsprechend duftet es auch. Eine große Fläche des Bewuchses hier oben ist gerodet und mit Olivenbäumen bepflanzt worden…..vom Ölbaron. Wir folgen dem Wanderpfad weiter bergauf. Dann endlich geht es abwärts. Aber plötzlich sind wir nicht mehr allein in der Natur und vor allem gehört uns der Pfad nicht mehr allein. Ein Mountain-Biker nach dem nächsten saust abwärts und lässt uns im letzten Moment rechts oder links vom Pfad Schutz suchen. Wir sind mitten in ein Bergrennen geraten. Das ist eigentlich gar nicht so lustig, weil die Biker in voller Fahrt von oben gerauscht kommen, uns erst, wegen der vielen Kurven, im letzten Moment sehen können, keine Klingel haben und schon gar nicht bremsen können. Die nächsten Stunden verbringen wir damit, ein Stück zu laufen, angespannt zu hören, ob was kommt und dann aus dem Weg zu springen. Zwischenzeitlich glaube ich, dass wir überhaupt nicht mehr unten ankommen werden.
Die meisten der Radler bedanken sich mit einem „Hvala“, einem „Dankeschön“, bei uns für unsere Aktion, aber der eine oder andere meckert auch und ruft uns zu, dass hier ein Rennen stattfindet. Später erfahren wir, dass für das Rennen 300Teilnehmer gemeldet waren. Aber nicht ein einziges Hinweisschild machte auf das Rennen aufmerksam.Wir sind halt nicht in Deutschland. Wir haben es letztendlich geschafft, heil wieder auf die Promenade am Meer anzukommen. Dort waren die meisten der Radfahrer schon dabei, sich und ihr Rad zu säubern und auf die Siegerehrung zu warten. So mancher wird in den beiden vorbei walkenden Damen das plötzliche Hindernis vom Berg erkannt haben. Wir schlängeln uns durch die wartenden Menschen hindurch bis zum Eiscafe Pingo 2, wo Heinz schon seit geraumer Zeit auf uns wartet. Den Termin zum Treffen haben wir leider nicht einhalten können, weil wir uns kurz vorm Schluß noch etwas verlaufen haben. Aber: „Ende gut…..Alles gut.“ Wir erholen uns bei Wasser und Eiskaffee, bevor mich Heinz mit dem Auto zurück zum Campingplatz bringt. Da war eine wirklich eine schöne und aufregende Walkingtour.
Am Spätnachmittag sitzen wir noch ein wenig mit Heidi und Hans Werner zusammen. Morgen ist unsere gemeinsame Zeit hier in Rabac um. Nur ungern verlassen wir den schönen Platz. Aber wir haben schließlich ein Wohnmobil, mit der Betonung auf Mobil und in Istrien gibt es sicher noch viele schöne Orte. Wir fahren morgen erst einmal für 2-3 Tage nach Medulin und danach schauen wir mal, wohin es uns treibt. Heidi und Hans Werner haben für die nächsten 4 Wochen einen Platz auf dem Camping Polari bei Rovinj. Dort werden wir in unserer letzten Istrienwoche wieder zu den Beiden stoßen.

Medulin

 9. Mai in Kroatien ⋅ ☀️ 18 °C -Tag 8

Unser Stellplatz; Camping Arena Medulin

Heute geht es definitiv weiter. Eine Woche auf dem gleichen Platz zu verbringen, haben wir nur ein einziges Mal geschafft, vor 20 Jahren in Istrien. Damals waren wir in der Hauptsaison unterwegs, hatten einen wunderschönen Platz in Biela Uvala ergattert und waren irgendwie nicht bereit, ihn aufzugeben. Aber schon das Jahr darauf sind wir bis kurz vor Split getingelt.
Bei dieser Tour allerdings wollen wir Istrien wegen des niedrigen Inzidenzwertes nicht verlassen und in den nächsten zwei Wochen ein wenig herumfahren. Unser nächstes Ziel ist Medulin. Das muss ein ziemlich touristischer Ort sein, mal schauen, was uns in Coronazeiten und Vorsaison dort erwartet.
Aber erst noch einmal die Füße ins Meer halten und den Anblick vor unserer Womotür beim Frühstück genießen. Man weiß ja nicht, was wir wieder bekommen. Dann verabschieden wir uns von Heidi und Hans-Werner, die ebenfalls aufbrechen und nach Rovinj fahren wollen. Dort haben sie schon lange einen Platz mir Meerblick reserviert. In zwei Wochen stoßen wir wieder dazu. Beim Frühstück erreicht uns auch die Mail, die unsere Reservierung dort bestätigt…..wieder auf einem Platz neben Krügers.
Beim Wegfahren denke ich, dass es, wenn es voll auf dem Platz ist, gar nicht so leicht sein wird, ein großes Wohnmobil von den vorderen Plätzen am Meer heraus zu manövrieren. Aber heute ist das alles kein Problem. Die Nachrücker für die Plätze stehen schon in den Startlöchern und warten bereits ungeduldig auf die Abfahrt. Am liebsten hätte sich der „Nachmieter“ gleich morgens neben Hans Werner mit auf den Platz gestellt. Während Krügers noch entsorgen, fahren wir bereits auf den Serpentinen hoch nach Labin. Rabac um diese Zeit war wunderschön und wir werden das bestimmt noch einmal wiederholen. Dann geht es bei Sonnenschein und schönstem Frühlingswetter auf die ca. 50 km lange Fahrt nach Medulin. Wir kommen an der ehemaligen Bergarbeiterstadt Raža vorbei, die in einem Tal liegt. Die Straße ist in einem guten Zustand und lässt sich angenehm fahren. Die Landschaft ändert sich. Statt Olivenhainen bemerken wir vermehrt Weinfelder. Nach einigen Serpentinen rauf und runter über die Berge bleiben wir unten auf der Ebene und erreichen Medulin.
Medulin liegt an der Südspitze von Istrien, nur ungefähr 10 km südöstlich von Pula. Das einstige Fischerdorf hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte zu einem angesagten Urlaubsziel gewandelt. Zusammen mit den Nebenorten Pomer, Banjole und Premantura bildet es die beliebte Riviera von Medulin.
Gleich am Ortseingang grüßt ein großer Lidl. Der Ort, das merken wir schon bei der Zufahrt zum „Camp Arena Medulin“, ist in der Saison ein absoluter touristischer Hotspot.
Der Campingplatz“Arena Medulin“ ist einer von drei sehr großen Plätzen rund um Medulin und liegt direkt am Rande der Altsstadt und dem Hafen. Er verteilt sich über zwei kleinere Inseln, die mit einer Brücke verbunden sind.
In der Rezeption melden wir uns an und bekommen einen Stellplatzplan. Wir sollen später wieder kommen oder anrufen, welchen Platz wir uns ausgesucht haben. Dass das Gelände riesig ist, merken wir kurz darauf. Daher auch der Vorschlag mit dem Telefonieren. Langsam fahren wir die Insel ab, halten an, wägen ab, fahren weiter und laufen herum. Das ist immer das Probleme, wenn alles frei ist. Letztendlich dauert die Suche nach dem optimalen Platz an Meer fast genauso lange, wie die Fahrt von Rabac nach Medulin.
Dann aber stehen wir, können die Stühle herausstellen und aufs Meer schauen. Es ist doch einiges los auf dem Platz. Aber das meiste sind Tagesgäste, die hier an den Strand zum Baden (brrrr…) und Sonnen gekommen sind. Von unserem Platz bis zur Rezeption sind es mindestens 1 1/2 Kilometer zu laufen. Eigentlich wollte ich die Platznummer telefonisch durchgeben, weil wir bei der Platzsuche schon so viel herumgerannt sind, aber dann stelle ich fest, dass ich das Mäppchen mit den Campingkarten nicht mehr habe. Ob ich die bei der Anmeldung liegengelassen habe? Aber um das in Erfahrung zu bringen, muss ich nochmal den Weg zur Rezeption laufen. Michael ist genervt.
Und wirklich, das Mäppchen ist da. Es war mir beim Hinausgehen heruntergefallen und ein Herr hatte es gefunden und abgegeben.
Michael hat inzwischen die Räder vom Träger geholt. Bei der Weitläufigkeit des Geländes werden die hier häufiger zum Einsatz kommen. Mit den Rädern fahren wir dann noch einmal die beiden Camping-Inseln ab und schauen, wo Gastronomie, Waschhäuser oder wo ein Laden ist, und was davon bereits geöffnet ist. In der Saion können hier mindestens 2000 Plätze besetzt werden plus der vielen Mobilheime, die auch hier zu finden sind. Die meisten Plätze sind unter Pinien. Im Sommer bestimmt wegen des Schattens begehrt. In dieser Jahreszeit suchen sich die Gäste aber gern die sonnigen Plätze entlang des Strandes aus, wie wir es auch machen und die sind dann natürlich auch teurer.
Wir fahren noch in den Hafen. Hier tobt in ein paar Wochen, so Corona es zu lässt, wirklich der Bär.
Entlang des Hafens und der freundlichen Strandpromenade haben sich Restaurants, Bars, Cafes und Geschäfte angesiedelt, die zum Bummeln einladen. Gastronomie wohin man schaut, die sogar geöffnet hat. Aber bis auf ein paar Menschen ist alles leer. Die Kellner vor den Lokalen versuchen sogar uns im Vorbeifahren zur Einkehr zu bewegen.Während Michael nach der Hafenbesichtigung wieder zurück zum Wohnmobil fährt, erkunde ich noch ein wenig die Altstadt, deren Straßen nur aus Einbahnstraßen zu bestehen scheinen, die eigentlich auch mit dem Fahrrad nicht verkehrt herum benutzt werden dürfen. Aber da kaum Verkehr herrscht und ich inzwischen total genervt davon bin, fahre ich einfach unter Missachtung der geltenden Verkehrsregeln zur Kirche, dem Mittelpunkt der Altstadt. Die Altstadt wirkt heute an einem Sonntagnachmittsg wie ausgestorben. Viele der kleinen Konobas, das sind Gasthäuser mit istrischer Küche, und Restaurants sind noch geschlossen. Eine Fahrt entlang der schönen Sandstrände, an denen auch noch fleißig gearbeitet wird, beendet meine Erkundungsfahrt durch die Stadt. Auf dem Rückweg zum Mobil entdecke ich ein schönes Restaurant am Wasser, das geöffnet hat. Dorthin gehen wir gegen Abend und sitzen ganz romantisch in der Abendsonne mit Blick auf das Meer.

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Medulin per Rad

 10. Mai in Kroatien ⋅ ☀️ 18 °C Tag 10

Das Wetter ist immer noch super. Meer und Himmel leuchten blau um die Wette und fordern zu Aktivitäten auf. Heute steht eine Radtour durch Medulin und entlang des Meeres bis zur Spitze bei Kâzela auf dem Programm.Von unserem Wohnmobil aus können wir auf dieser Spitze Camping-Fahrzeuge sehen. Wir radeln entlang der Strandpromenade. Dort wird fleißig gearbeitet, gestrichen, aufgebaut, eingeräumt, erneuert. Bis auf eine der Terrassen am Meer haben noch alle geschlossen, und auch die vielen Buden, die in ein paar Tagen Souvenirs, Eis und Fastfood verkaufen werden, sind noch zu. Am Ende der gepflasterten Strandpromenade wird gebaggert, Kies verteilt und Metallhülsen für Sonnenschirme in das Erdreich getrieben. Hier entsteht ein neuer, privater Strandabschnitt mit kostenpflichtigen Liegen und Schirmen. Wir müssen daher den Rad- und Wanderweg verlassen, der eigentlich dort weiterführt und über Anwohnerstraßen diesen Teil des Strandes umfahren. Dann führt der Weg über den Camping Kâzela. Am Strand warten etliche nagelneue Mobilheime mit gläsernen Fronten auf Gäste. Nur wenige davon sind bewohnt. Nach den Strandhäusern folgen die Luxusplätze für Wohnmobile, auch direkt am Meer, mit Wasser und Abwasser am Platz. Hier stehen einige Boliden nebeneinander. Wir kommen mit dem Besitzer eines Morelos aus Leer ins Gespräch. Neben dem Tipp, die Safari-Bar zu besuchen, wenn wir ins Naturschutzgebiet um das Kap Kamenjak fahren, erfahren wir auch den Preis dieser Luxusplätze. 35 Euro außerhalb der Saison. Mehr als das Doppelte in der Saison. Eigentlich sollten diese Plätze sogar in der Saison um die 100 Euro kosten. Aber das war niemand bereit zu bezahlen, erfahre ich später. Das Camp Kâzela ist riesengroß. Über 5000 Stellplätze plus der Mobilheime. Hier kommt im Sommer die Personenzahl einer Kleinstadt zusammen. Jetzt, so leer sieht es aus, wie ein gepflegter Park.
Früher, so erzählen mir später die Münchner aus dem Wohnmobil oberhalb von uns, die viele Jahre dorthin gefahren sind, war das alles Natur pur und mitten drin ein kleiner Camping. Die Wohnmobile standen kreuz und quer auf einer Wiese. Zeiten ändern sich. Der Bedarf ist mehr als da, wenn nicht gerade Corona alles ausbremst. Da wird investiert, in der Hoffnung auf guten Profit. Diese Mammutprojekte werden allerdings durch ausländische Investorengruppen finanziert. Die großen Campingplätze hier in Istrien gehören meist einer Gruppe an. Zum Beispiel die Plätze in Medulin gehören zur Arena-Campsite -Gruppe. Wenn man will, braucht man den Camping nicht zu verlassen. Es gibt dort Läden, Restaurants, Eisbuden, Bootsverleih, und vor allem auch Strand. Die Einheimischen versuchen durch kleine Hotels, Pensionen, Konobas, Läden, Cafés , Bootsverleih und Bootstouren usw. auch ein Stück vom fetten Touristen-Kuchen abzubekommen.
Wir radeln bis zur Spitze des Landstrichs und dann über die Landstraße zurück in den Ort. Auch heute kämpfen wir hier mit der Einbahnstraßenregelung. Im Ort ist, ausser einiger Baustellen, deren Straßensperrungen den Straßenverlauf noch undurchsichtiger machen, kein Betrieb. Wir radeln weiter am Hafen entlang zum Ortseingang. Dort sind die Discounter angesiedelt. Natürlich ist Lidl auch da. Wir ergänzen dort unsere frischen Lebensmittel. Getränke werden wir in den nächsten Tagen beim Wegfahren mit dem Wohnmobil auffüllen. Auf dem Rückweg halten wir im Hafen, um ein Eis zu essen. Die Kellner hofieren uns regelrecht und buhlen um unsere Einkehr. Das werden sie ab Pfingsten wahrscheinlich auch nicht mehr nötig haben. Schon liegt die Eiskarte auf dem Tisch und der Kellner wartet auf unsere Bestellung. Ich bestelle einen Coup Dänemark Die Abbildung sieht sehr ansprechend aus. Ich habe aber in der Eile nicht gelesen, dass „Coup Dänemark“ fast nur aus Schokoladeneis besteht. Wenn ich eine Eissorte nicht mag, dann ist es Schokolade. Aber wie sagt man so schön:“ Hunger treibt es rein!“ Vorerst habe ich genug von Eis.
Am späten Nachmittag unternehme ich eine Walkingtour, um den ungeliebten Eisbecher keine Chance zu geben, sich am mittleren Ring zu etablieren. Ich mag es, durch die engen Gassen zu laufen, und in die Häuser und Gärten zu schauen. Oft entdecke ich dabei schöne Motive, ausgefallene Dekorationen oder ansprechende Pflanzen und Blumen. Wenn ich die Landessprache kann, erfahre ich nach einem freundlichen Gruß auch das eine oder andere von der Gegend. Viele Kroaten sprechen deutsch. Vor allem die Älteren. Die haben es noch in der Schule gelernt, wie uns ein Mann in Rabac erklärt hat. Heute lernen die Kinder Englisch.
Der Rückweg führt mich wieder am Meer entlang. Das Licht des späten Nachmittags verleiht dem leeren Strand mit den verschiedenen Blautönen des Meeres einen Hauch von Karibik.

Cap Kamenjak und die Safari Bar

 11. Mai in Kroatien ⋅ ⛅ 18 °C Tag 11

Was gibt es Schöneres, als die erste Tasse Kaffee des Tages direkt am Meer zu trinken und den Wellen zu zusehen, wenn sie an den Steinen aufschlagen. Es ist noch alles ruhig. In den 2- 3 Wohnmobilen in unserer Nähe, bewegt sich nichts. Man hört nur das Rauschen der Wellen und Vogelgezwitscher. Aber nicht mehr lange, dann wollen die Nachbarn linker Hand frühstücken. Ein wenig amüsiert schaue ich zu, wie der Frühstückstisch ein paar Meter weiter getragen wird, bis er direkt vor den Felsen am Meer seinen Platz findet und dort gedeckt wird. Nach dem Fotografieren aus allen Blickwinkeln kann dann gefrühstückt werden.
Auch wir frühstücken, aber mit Blick auf das Meer vom Wohnmobil aus.
Ich habe Michael eine Radtour nach Premantura und in das Naturschutzgebiet Kamenjak vorgeschlagen. Der Ort Premantura, liegt zwar keine 500 m von uns entfernt, allerdings Luftlinie und dazwischen ist die Bucht von Medulin.
Wenn wir nicht hinüber schwimmen wollen, müssen wir mit dem Rad um die ganze Bucht herumfahren. Radwege scheint es nicht zugeben, und so fahren wir auf der Landstraße Richtung Pula und werden von Autos und LKWs überholt. Nicht sehr schön. Etwas besser wird es, als wir später in Richtung Pomer abbiegen. Es kommen weniger Autos vorbei, aber die Straße ist auch enger und holpriger. Da wir keinen wirklichen Plan haben, ausser auf der Landstraße zu fahren, biegen wir zum Hafen von Pomer ab, in der Hoffnung auf Nebenwegen zum Ziel zu kommen. Der sehr schöne Anblick des Hafens hilft uns allerdings auch nicht weiter, als die Straße vor einem Camping endet. Das ist nicht einfach nur ein Camping, sondern „Glamping Arena One 99“ ,und hier „glampt“ der zahlungkräftige Gast in Safariezelten, Lodges und Tippis mit Holzterrasse davor, mit WIFI, Kühlschrank, Kaffeemaschine, Badezimmer, Lichterketten, Sonnenmöbeln, und natürlich Meerblick und Meerzugang.
Wir fahren durch die weitläufige und sehr gepflegte, Park ähnliche,Campinganlage.
Gegenüber sehen wir die Landstraße nach Prementura verlaufen. Nur zwischen uns und ihr liegen gut 300 m und das Wasser einer Bucht. Plötzlich sehen wir einen Betonpfad, der quer durch das Wasser zur anderen Seite führt. Das ist die berühmte Brücke von Pomer. Wir erreichen die Brücke über die Terrasse eines kleinen Imbiss. Der offizielle Weg ist das wohl nicht. Über die Brücke schieben wir lieber, denn sie ist nicht sehr breit. Wenn eine Windbeutel kommt, hat man zu tun, das Rad festzuhalten. Auf der anderen Seite geht es auf der Landstraße weiter und stetig bergauf. Wir erreichen Premantura. Premantura ist ein kleines Fischerdorf mit etwa 850 Einwohnern nicht weit vom Kap Kamenjak. Gleich am Ortseingang ein Hinweischild zur Safari-Bar und zum Landschaftsschutzgebiet, und da steht auch etwas von „Kassa“. Sollte es etwa Eintritt kosten, wenn man zum Kap fahren oder wandern möchte?
Die gepflasterte Straße endet in einem staubigen Schotterweg. Gut, dass kaum Autos heute unterwegs sind. In einer Staubwolke möchte ich nicht fahren wollen. Nach den Parkmöglichkeiten zu urteilen, ist wohl sonst mehr Betrieb. Die Kassenstelle für die Autos kommt nach einem Kilometer. Zurzeit ist der Eintritt scheinbar kostenlos. So wunderschön die Natur hier ist mit duftenden Kräutern, blühenden Blumen und beeindruckenden Ausblicken auf das Meer, so anstrengend ist das Rad fahren auf Steinen und Geröll. Ich glaube, Michael hat sich unter der Radtour zur Safari Bar etwas anderes vorgestellt. Er schaut nicht sehr motiviert aus. Um nicht zu sagen, reichlich genervt. Entlang des Weges befinden sich herrliche Buchten und Strände mit attraktiven Schluchten und vorgelagerten kleinen Inseln des Medulin-Archipels. Das Kap Kamenjak ist für Orchideen und den Dinosaurierpark bekannt. Fast 5 km fahren und schieben wir durch die Landschaft. Dann taucht der Parkplatz der Bar auf. Aber wo geht es hinein? Kleine Pfade führen in eine Art Irrgarten mit Höhlen,Terrassen und Nischen, in denen sich Sitzgelegenheiten für die Gäste befinden, liebevoll hergerichtet mit verwunschenen Winkeln, romantischen Sitzecken, mit Ausblicken aufs Meer durch Bambushecken, Schilf und Prunkwinden, total kreativ und ausgefallen….. unbeschreiblich.
Daneben von der Natur umwucherte ausgediente Fahrräder oder andere Fundstücke, Schaukeln und Rutschen. Ein Abenteuerspielplatz für groß und klein. Überall gibt es was zu entdecken.
Wir suchen uns einen Platz mit Blick auf die Klippen, von denen im Sommer ins Meer gesprungen wird, erholen uns bei einem Getränk von der Fahrt und genießen die traumhafte Umgebung, die auch Michael wieder mit der schlechten Wegstrecke aussöhnt. Die Rückfahrt verläuft besser als geglaubt, da wir am Ortsausgang von Prementura den Radwegweiser „Medulin direkt“ entdecken. Der führt uns oberhalb der Bucht und fern von allem Autoverkehr durch eine wunderbare Landschaft und das sogar auf einiger Maßen akzeptablen Wegen.

Safari-Bar
Morgens am Meer