Tag 35 Vieville sur Marne.

 

 

 

 1. Oktober in Frankreich ⋅ ☁️ 17 °C

 

 

 

Unser Standort: Stellplatz am Kanal in Vieville

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir sind heute irgendwo im nirgendwo an der Marne. Auf alle Fälle, nicht da, wo wir eigentlich hin wollten. Und nicht so, wie wir es geplant haben.
Aber so ist das nun mal beim Wohnmobil fahren.

 

 

 

 

Vor 2 Tagen sind wir super auf den Campingplatz in Bourges gekommen, denn der befindet sich, gut erreichbar, in der Nähe der N 52. Der Platz ist ideal, um die Stadt zu besuchen. Nur allzu geräuschempfindlich sollte man nicht sein, denn der Platz liegt an einer befahrenen Straße. Aber nachts war es immer sehr ruhig. Und das ist ja die Hauptsache.

 

 

Das Verlassen der Stadt stellt sich dagegen etwas komplizierter heraus. Es gibt noch einmal eine kleine gratis Stadtrundfahrt und das alles nur, weil wir nicht über Orléans, sondern über Gien fahren wollen.
Wir sind froh, als wir die D 940 endlich erreichen. Aber auch auf der D 940 bleibt es anfänglich etwas spannend, wenn es durch kleine Orte, Baustellen oder an LKWs vorbeigeht.

 

Bei Saint- Georges -sur – Moulon gibt es viele Apfelbäume, die unter Netzen rote und gelbe Früchte tragen. Die Äcker sind zum Teil schon frisch umgepflügt und die rotbraune Erde glänzt in der Herbstsonne.

 

Ich überlege immer noch, warum uns Mathilde (Navi) einen so großen Umweg (80km) über Orléans zumuten will, während Google und das eingebaute Navi d’accord sind ?
Die D940 bis Gien zieht sich schnurgerade, mal von guter, mal von weniger guter Beschaffenheit, durch die Landschaft .
In Gien fahren wir über die Loire und können einen Blick auf den Ort, die Brücke und das Schloss werfen.
Dann geht es auf die A77, die ohne Maut befahren werden kann. Erst ab der A19, die bereits in Richtung „Metz und Nancy“ ausgeschildert ist, müssen wir ein Ticket ziehen.

 

Die Kilometer auf der Autobahn sind ziemlich eintönig. Nur als wir durch die Champagne fahren, bringen die grünen Weinfelder etwas Abwechslung ins Landschaftsbild.

 

Unser heutiges Ziel ist Chaumont an der Marne. Dort haben wir uns im Hafen einen Stellplatz ausgesucht, der auch über Strom für unseren Kühlschrank verfügt. Ich freue mich schon, denn Chaumont ist wieder eine mittelalterliche Stadt.

 

Als wir uns Chaumont über die N 67 und D 101 nähern, begrüßt uns als erstes ein riesiges Viadukt. Das großartige Kunstwerk, das zwischen 1855 und 1856 entstanden ist, überspannt das Suize-Tal. Es hat eine Länge von 654 m, eine Höhe von 52 m und 50 Bögen, die auf drei Etagen sitzen. Jeden Abend bei Einbruch der Dunkelheit soll angeblich das Bauwerk durch dynamische Lichteffekte eindrucksvoll in Szene gesetzt werden.

 

Wir haben aber im Moment wenig Augen für das Viadukt, weil wir mit drei unterschiedlichen Wegbeschreibungen der Navis zu kämpfen haben. Wir vertrauen Mathilde( Navi), das unser Wohnmobildaten hat, auch wenn die Anfahrt zum Stellplatz 8 km länger ist, weil sie uns nicht mitten durch, sondern aussen um Chaumont führen will.

 

Aber Mathilde hat heute wohl absolut keinen guten Tag. Sie führt uns auf kleinsten Feld- und Waldwegen über einen Berg. Das Interessante daran ist, dass diese Strecke für Fahrzeuge bis 19 t ausgewiesen ist.
Wie über diese Strecke ein LKW fahren soll, ist uns schleierhaft. Es ist die reinste Zitterpartie und entgegenkommen darf uns nicht mal ein Radfahrer. Die Gruppe Wanderer, die sich an einer kleinen Brücke an der Marne getroffen hat, schaut uns etwas fassungslos hinterher, als wir mit unserem Gespann in den „Berg“ fahren. Michael flucht nicht mehr leise vor sich hin, sondern schimpft lautstark über das duselige Navi, dass uns genau auf die Strecke schickt, vor der es uns eigentlich bewahren soll.
Endlich wird der Weg etwas breiter und wir zählen die Kilometer, bis wir wieder unten im Tal an der Marne sind. Doch was ist denn das? Das kann doch nicht wahr sein?
Der Stellplatz ist vom 1. bis 4. Oktober gesperrt. Ein richtiger Schock nach dieser Höllenfahrt. Was tun?
Erst mal das Fahrzeug drehen. Auch keine einfache Aufgabe, wenn alles abgesperrt ist.

 

 

 

 

 

 

Wir routen einen neuen Stellplatz. Wieder an der Marne und wieder in einem Hafen, nur 20 Kilometer weiter nordöstlich. An der Marne gibt es viele Häfen und in den meisten ist ein Stellplatz. Wir müssen erst einmal aus dem Ort Chaumont herauskommen. Nach einigem Hin- und Her, wir verfahren uns können aber kurz vor der Altstadt aber an einem Kreisel wenden, erreichen wir wieder die N 67 und können etwas aufatmen.
Die Zufahrt nach Vieville über die D167 ist soweit Ok und wir können, als wir die Marne überqueren, bereits ein Wohnmobil parken sehen. Um ein Haar wären wir in einen Feldweg gefahren, anstatt in die Zufahrt, die sich direkt daneben befindet.
Davor bewahrt uns ein Paar, das uns mit seinen Hunden entgegen kommt und heftige Handzeichen macht.
Es ist das Paar aus dem Münchner Wohnmobil, das kurz vor uns genau diesen Fehler gemacht hat und den ganzen Weg rückwärts zurücksetzen musste.
Das hätte uns heute zum Abschluss noch gefehlt.
Wir müssen dann trotzdem noch ein wenig rangieren, bis das Womo endlich am Kanal steht und wir auf die ankernden Boote schauen können. Strom ist, Gott sei Dank, auch auf der Leitung.
Später unternehme ich seit langem mal wieder eine Walkingtour. Es geht durch das Dorf, das aus 10 Häusern, einer Kirche, der Post und der Mairie besteht. Es gibt nicht einmal einen Bäcker. Anschließend laufe ich noch entlang des Kanals, an dem auch ein gut ausgebauter Radweg entlang führt. Bei der Schleuse nach ca. 3 km kann ich die Seite wechseln und zum Wohnmobil zurückkehren. Heute gibt es weder ein beleuchtetes Viadukt noch Altstadfeeling, noch Fernsehen, dafür Ruhe, Natur pur, Blick auf den Kanal und eine Herde Kühe hinter dem Küchenfenster.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tag 36 Koblenz

 

 

 

 2. Oktober in Frankreich ⋅ ☁️ 11 °C

 

 

 

Unser Standort: Knaurs Camping/Stellplatz Koblenz

 

 

 

 

 

 

 

 

Es hat schon etwas, als wir am frühen Morgen auf der D 167 durch die noch schlafenden Dörfer aus gelb-braunem Sandstein fahren. Kaum ein Auto ist unterwegs und die herbstlich anmutende Landschaft mit den abgeernteten Sonnenblumenfeldern und den gepfügten Äckern gehört uns allein.
Die Enge der Orte, in denen große Teile der Häuser renovierungsbedürftig sind, und bei denen bunter Blumenschmuck vom sichtbaren Verfall ablenken soll, wechseln ab mit der Weite der Äcker und Wiesen, die einen grandiosen Blick auf die sanft geschwungene Hügellandschaft ermöglichen.
Ich mag diese Stimmung am Morgen, und vor allem mag ich sie in dieser Gegend, die den Eindruck erweckt, als könne alles Weltgeschehen sie nicht aus ihrer Verschlafenheit wecken.
Von der D44 wechseln wir auf die D 674. Inzwischen hat sich die Sonne auch bequemt, aus ihrem Wolkenbett zu steigen, und die ersten Bewohner eilen mit einen Baquette unter dem Arm die Straßen entlang.
Wir sind heute früh aufgestanden. Es ist noch dunkel, als der Wecker klingelt, den wir schon lange nicht mehr benutzt haben. Wir wollen heute bis Koblenz fahren, wo wir uns mit Bekannten verabredet haben. Das sind über 400 Kilometer und davon große Teile Landstraße. Da wir noch gern etwas vom Tag haben möchten, wollen wir in der Mittagszeit dort sein. Mal schauen, ob alles klappt.

 

 

Während wir unterwegs sind , rechnen wir aus, ob wir mit dem vorhandenen Diesel noch Luxemburg erreichen können.
Es könnte sehr knapp werden. Also lieber noch einmal für 20 Euro, den teuren französischen Diesel tanken, der bis zu 1,66 € kosten kann.

 

In Neufchâteau bietet sich dazu eine günstige Gelegenheit. Gegen 9.30 Uhr kommt Leben in die Ortschaften und wir müssen die Straße wieder häufiger mit anderen Fahrzeugen teilen. Es macht Spaß über Land zu fahren, denn es gibt immer etwas zu entdecken. So z.B. hat jeder Ort seine Labels am Ortseingang platziert. Die Franzosen lieben es ihre Orte mit Labels wie: „Villes et villages fleuris“ , “ Die schönsten Dörfer Frankreichs“ oder “ Die schönsten Umwege Frankreichs“, auszuloben. Interessant sind die „Schönsten Umwege Frankreichs“. Es gibt eine Liste toller Orte, wenn man unterwegs ist.

 

 

 

 

 

 

Und dann fahren wir auf die A 31 . Es geht durch das Land der Meurthe-et-Moselle in der Region Grand Est.

 

In Toul, das wir dann passieren, haben wir schon einmal wunderschön auf dem Stellplatz vor der alten Festung gestanden.

 

Auf der A31 fahren wir an Nancy vorbei, das im Dunst des Vormittags im Tal unter uns liegt. Nancy ist, wie auch das bald folgende Metz, eine Stadt, an der man schon so oft vorbeigefahren ist und nicht einmal geschaut hat, welche Überraschungen und Sehenswürdigkeiten diese Städte zu bieten haben.

 

Je mehr wir uns Luxemburg nähern, umso dichter wird der Verkehr und umso dichter werden auch die Wolken. Das freundlich-sonnige Wetter haben wir hinter uns gelassen.

 

In Wasserbillig wird der Tank noch einmal voll gemacht und Kaffee gekauft. Das Pfund Kaffee kostet 2.25€ und der Liter Diesel 1.30€.

 

Kurze Zeit später fahren wir über die Grenze nach Deutschland und auf der A1 Richtung Koblenz . Wo wir schon erwartet werden.

 

Aber so schnell sollen wir nicht den Campingplatz erreichen. Zwei Mal fahren wir im dichten Samstagverkehr über die Rheinbrücke und durch den Kreisverkehr und jedes Mal versagen die Navis und schicken uns wieder zurück. Es kann doch nicht so schwer sein, auf die andere Seite zum Campingplatz kommen. Wir sind ziemlich genervt. Beim dritten Anlauf klappt es dann endlich und wir sind so froh, dass uns auch eine darauf folgende Straßensperrung nicht mehr aufregen kann. Die Freude ist groß, als wir nicht nur Hans- Werner und Heidi antreffen, sondern auch Anja und Eckhard, die Urlaub an der Mosel gemacht haben, antreffen. Auch sie haben die Fahrt über die Brücke “ genossen“ und sogar noch einen Unfall gehabt.
Den Rest des Tages sitzen wir zusammen mit Blick auf das Deutsche Eck, die Festung und die vorbeifahrenden Schiffe und erzählen uns unsere Erlebnisse und genießen den ersten Federweißer des Jahres, den Heidi extra besorgt hat. Abends gehen wir gemeinsam in das Lokal am Campingplatz. Das ist doch ein schöner Abschluss unserer Fahrt, denn morgen geht es nach Hause.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tag 37 Rückfahrt und Fazit

 

 

 

 3. Oktober in Deutschland ⋅ 🌧 18 °C

 

 

 

 

 

 

 

 

Es klopft heute Morgen an der Wohnmobiltür und das Geräusch weckt uns aus tiefsten Träumen. Es ist Hans-Werner, der schon Brötchen für alle besorgt und sie uns auf die Treppe gelegt hat. Jetzt aber raus aus den Federn und gefrühstückt.

 

 

Über Nacht ist es irgendwie Herbst geworden. Die Temperaturen sind zwar im zweistelligen Bereich, aber der Wind pfeift und weht die trockenen Blätter durch die Luft. Vom Sommer in den Herbst mit jedem Kilometer in den Norden.

 

Wir sind gerade mit dem Frühstück fertig, da kommen Hans Werner und Heidi, um sich zu verabschieden. Wenig später sind wir auch abreisebereit und verabschieden uns von Eckhard und Anja, die ihrem Kaffee noch mit Blick auf das Denkmal genießen.

 

Wir verlassen Koblenz ohne den gestrigen Stress und fahren auf die A 48 und dann auf die A 3.
Plötzlich beginnt Marhilde (Navi), wie wild an zu rechnen und will, dass wir in einigen Kilometern auf die A 560 abfahren. „Google Maps“ will das zeitgleich auch. Mit etwas Verzögerung fängt auch das „Zenec“ an umzurouten und macht den gleichen Vorschlag.
Spinnen die alle heute Morgen? Wir fahren auf der A3 bis Kreuz Leverkusen und dann auf die A1! Basta!
Aber nachdenklich macht uns das schon, dass sie sich alle so einig sind. Dann blinkt ein „Gesperrt-Zeichen“ bei Google auf und wenig später die Gewissheit, Vollsperrung der A3 in Richtung Köln.
„Liebe Navis, da habt ihr gut recherchiert und reagiert. Schön wäre es noch, wenn ihr uns mitteilen könntet, warum ihr manchmal solche verrückten Umroutungen macht. Dann könnten wir euch viel besser verstehen und müssten auch nicht mehr so viel mit euch schimpfen, und vor allem: bitte vertragt Euch und seid einer Meinung.
Das würde auch im Womo- Cockpit für eine harmonische Stimmung sorgen.
Aber im großen und ganzen habt ihr uns die ganzen Wochen prima geführt und ich möchte euch nicht mehr missen oder mit euch tauschen.“
Wir stauen uns dann über die A560 und weiter über die A59 bis wir die A3 erreichen, die aber, wie sollte es um Köln herum auch anders sein, auch wieder voll ist. Haben wir gedacht, es wird auf der A 1 entspannter, dann haben wir uns getäuscht. Dazu setzt noch starker Regen ein, so dass die Fahrbahn im weißen Wassernebel verschwindet. Ein erneuter Stau bei Unna und noch einer vor dem Westhofener Kreuz. Tolle Rückfahrt. Da verliert auch mein eigentlich gelassener „Allesfahrer“ die Lust am Fahren. Auf der A2 würden wir gern eine Pause machen, besonders der Fahrer, den ein allzu menschliches Bedürfnis drückt. Aber die Rastplätze sind voll. Keine Chance, mit dem Wohnmobil zum Stehen zu kommen, geschweige denn, mit Wohnmobil und einem Hänger. Die LKWs stehen schon in der Zufahrt und quer vor den anderen LKWs. Die Erlösung bringt der dritte abgefahrene Rastplatz.

 

Die letzte Kilometer schaffen wir auch noch, aber Autobahn fahren in Deutschland ist wirklich etwas zum Abgewöhnen.

 

Nun sind wir wieder Zuhause. Wir sind in den 5 Wochen 3500 km mit dem Wohnmobil, 500 km mit der Vespa und 250 km mit dem Rad gefahren und diverse Kilometer zu Fuß unterwegs gewesen.

 

Rückblickend haben wir fast fünf tolle Wochen in Frankreich erlebt. Wir haben ungemein viel gesehen und das Land mit allen Sinn erlebt. Die Franzosen haben wir ausnahmslos als freundlich und hilfsbereit erlebt.

 

Alle Plätze, die wir angefahren haben, waren schön und mit der ACSI Karte auch preislich super.

 

Nicht zuletzt ist es auch dem tollen Wetter zu verdanken, das wir in den Wochen gehabt haben, dass uns diese Fahrt farbenfroh in Erinnerung bleiben wird.
Michael war wie immer ein souveräner Fahrer, sei es mit dem Wohnmobil oder mit dem Roller. Das hat er wirklich super gemacht.

 

Bis auf den Kühlschrank sind keine Ausfälle zu verzeichnen. Da hoffen wir, dass wir nicht allzu lange auf die Reparatur warten müssen. Etwas Schwund ist immer.

 

Das Beste, was man vom Reisen nach Hause bringt, ist die heile Haut.“ Darum sind wir dankbar, dass wir gesund und unfallfrei wieder zuhause angekommen sind.

 

 

PS: Nachtrag….die Lieferung der defekten Platine für den Kühlschrank wird wohl einige Wochen in Anspruch nehmen. Lieferschwierigkeiten!!!

 

 

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