Anfahrt

 21. Oktober in Deutschland ⋅ 🌧 8 °C

Ein schlechteres Wetter für ein gemeinsames Treffen hätten wir uns wirklich nicht für unsere Herbstfahrt aussuchen können. Es stürmt und regnet, als wir am Morgen gegen 10.00 Uhr losfahren, einen Tag vor dem offiziellen Treffen am Freitag. Die ersten sind allerdings schon seit gestern da. Insgesamt 9 Mobile wollen sich auf dem Stellplatz in den Emmerauen in Bad Pyrmont treffen und eine schöne gemeinsame Zeit verleben. Wie das allerdings bei diesem Wetter mit Unwetterwarnung und angekündigten Sturm mit bis zu 100 Stundenkilometer funktionieren soll, ist mir noch etwas schleierhaft.
Wir entscheiden uns, bei dem Wetter über die A2 bis Bad Eilsen zu fahren. Keine gute Idee, denn wenn man mal davon absieht, dass hier LKW an LKW klebt und der Verkehr so dicht ist, dass wir jederzeit mit einem Stau rechnen müssen, ist auch noch die Ausfahrt „Bad Eilsen“ gesperrt und wir können erst 10 km später in „Rehren“ abfahren. Diese 10 km müssen wir dann wieder zurückfahren. Es geht über eine uns unbekannte Strecke kreuz und quer durchs Weserbergland mit ordentlichen Steigungen und Gefälle.
Wir fahren durch Rodental und Hessisch Oldendorf in Richtung Hameln. In Hameln haben alle Navis unterschiedliche Vorstellungen über den weiteren Verlauf der Fahrt. Da es auf der B1 eine Vollsperrung gibt, erleichtert das die Wahl der Strecke und wir fahren auf der B83 weiter. Inzwischen kann ich auch einen Blick auf die Weser und die Altstadt von Hameln erhaschen.
Trotz des schlechten Wetters leuchten die gelb und rot gefärbten Blätter der Bäume und bringen etwas Farbe in das Regengrau. Bei Sonnenschein muss die Herbstfärbung zurzeit ein tolles Naturschauspiel sein. Vielleicht bekommen wir das auf der Rückfahrt zu sehen.
Wir fahren am Schloss Hämelschenburg vorbei. Leider verdeckt der vorausfahrende LKW etwas die Sicht darauf.
Amelgatzen, Hanebüren und Wesede, kleine Fachwerkorte, folgen. Noch nie etwas davon gehört, und das, obwohl sie doch im Weserbergland, also in unserer erweiterten Heimat liegen. Rechts und links schauen wir auf die sanften und derzeit farbigen Hügel eben diesen Landstriches. Durch Thal, das wirklich im Tal liegt, schiebt sich der Schwerlastverkehr und scheucht den verträumten Ort immer wieder aus seinem Dornröschenschlaf.
Am Straßenrand entdecken wir eine Mitfahrerbank, auf die man sich setzt, wenn man mitgenommen werden möchte. Scheint zu funktionieren. Sitzt keiner mehr drauf.
Wir nähern uns Bad Pyrmont und wären beinahe an der Straße, die zum Wohnmobilplatz führt, vorbeigefahren. Schon bei der Anfahrt auf den Platz sehen wir bekannte Nummernschilder. Wir reihen uns ein. Die Begrüßung der Anwesenden fällt auf Grund des Regens und des starken Windes kurz aus.
Michael ist etwas irritiert. Das Display für die Heizung ist plötzlich weiß. Keine Bedienung mehr möglich. Was nun? Die Heizung funktioniert, lässt sich aber nicht mehr regeln. Das könnte kalt werden jetzt im Herbst.
Die Anmeldung für den Stellplatz ist im Touristbüro. Dort melde ich uns vorsichtshalber erst einmal für nur eine Nacht an. Vielleicht müssen wir wegen der Heizung morgen ja wieder zurückfahren. Im Touristbüro ist man ungemein freundlich. Wir erhalten eine Willkommenstasche mit unserem Namen, in der ein kleines Gastgeschenk, ein Stadtplan, ein Gästeführer und noch einiges mehr ist. In dem Übernachtungspreis von 16 Euro sind nicht nur die VE enthalten, sondern auch der Eintritt ins Erlebnisbad „Pyrmonter Welle“ und der „Hufeland Therme“, sowie des Kurpark, des Schlosses mit Museum und der Dunsthöhle. Dazu gibt es eine Kurkarte, die freie Fahrt in den Stadtbussen und kostenlose Teilnahme an vielen anderen Angeboten und Veranstaltungen ermöglicht. Eine super Sache.
Michael schafft es, anhand der Abbildung auf der Bedienungsanleitung, den Touchscreen blind zu bedienen und die Heizung anzustellen. Wir können bleiben.
Inzwischen hat es kurz aufgehört zu regnen. Ein kurzer Austausch vor den Mobilen, und die Begrüßung der nächsten Ankömmlinge ist möglich. Dann treibt der starke Regen uns wieder in die Wagen.
Am Nachmittag treffen sich alle im Café des benachbarten Tierparks. Wir sind die einzigen Gäste. Bei leckerem Kuchen und vor allem im Trocknen können endlich alle miteinander reden und erzählen.
Eine Regenpause am späteren Nachmittag lockt zu einem Bummel durch die herbstliche Stadt. Der dann einsetzende Regen wird bei einem Longdrink abgewartet, bevor sich die Wege teilen. Eine Hälfte geht zum Abendessen ins Restaurant, die andere Hälfte zum Abendessen ins Wohnmobil. Am Abend sind alle Teilnehmer des diesjährigen Herbsttreffens angekommen.
Morgen erwartet uns wieder ein Regentag. Mal sehen, wie wir den gestaltet bekommen.

Kurpark, Speed- Dating, Essen gehen…..

 22. Oktober in Bad Pyrmont⋅ 🌧 7 °C

Es hat ordentlich gestürmt in der Nacht und der Sturm jault auch noch in den Morgenstunden. Damit übertönt er wahrscheinlich das Geschrei der Affen im Tierpark direkt nebenan und wir werden nicht durch die Affen geweckt. Die sitzen nur getreu dem Lied: „Auf die Bäume ihr Affen“ 🐵, hoch über uns im Baum und spielen fangen. Afrika im Weserbergland.
So nervig der Wind auch sein mag, er hat aber doch Vorteile. Er schiebt die dicke Wolkendecke zwischenzeitlich immer mal wieder an die Seite und präsentiert uns Phasen von Sonnenschein und Himmelsblau.
So eine etwas länger andauernde Phase wollen wir ausnutzen, um einen Spaziergang durch den Pyrmonter Kurpark zu machen. Allein wegen dieses Spazierganges durch den sonnenbeschienenen, herbstlichen Park hat sich schon die Anreise gelohnt.
Im Park sind hunderte von Pergamentpapiertüten in zentrischen Kreisen aufgestellt. Am Abend werden sie mit Kerzen bestückt und den Kurpark erleuchten, während die Schauspieler eines Improvisation -Theaters die Besucher mit hinein in die Kreise nehmen und Stationen des Lebens darstellen. So erklärt es uns später ein Mitglied des Ensembles. Hört sich sehr interessant an.
Die kleine Gruppe der Löhner Wohnmobilisten, aus den gemeldeten 10 sind durch Krankheit und Wohnmobilreparatur nur 8 Fahrzeuge übrig geblieben, genießt bei einem Spaziergang den sonnenbeschienenen Park in den herrlichen Herbstfarben. Hans Werner hat „Proviant “ dabei und teilt gern mit den Anwesenden. Nebenbei werden Pflanzen und Bäume bestimmt. Nicht jeder kannte bis dahin die Funktion von Google Lens.
Auch die verwaisten Schaukelstühle am Teich werden ausgiebig genutzt. Alle freuen sich und genießen die Sonne und die Farben.
Nach dem Spaziergang ist ein Besuch im Café eine willkommene Pause. Wir schaffen es gerade noch vor dem nächsten Regenschauer zurück zum Stellplatz zu kommen.
Für den Nachmittag ist Dauerregen angesagt. An ein gemeinsames Kaffeetrinken mit dem mitgebrachten Kuchen vor den Mobilen ist nicht zu denken. Deshalb veranstalten wir ein Speed-Dating-Kaffeetrinken in den Wohnmobilen. Alle 20 Minuten drückt Simone auf die Hupe und dann wird gewechselt. So kommt im Laufe des Nachmittags jeder mit jedem ins Gespräch. Nur spätestens nach dem 2. Wohnmobil-Date mag keiner mehr Kaffee und Kuchen. Wie gut, dass auch noch andere Dinge in den Wohnmobilen zu finden sind. Gegen 18.00 Uhr ist der Regen durch und alle gehen in das griechisches Restaurant „Panorama“ zum Essen.
Danach hat allerdings keiner mehr Lust auf Kurpark Beleuchtung und Theater. Während ein Teil der Gruppe zurück zum Stellplatz und ins Womo geht, verfolgt ein anderer Teil „Plan B“.
Wobei Plan B nicht nur eine Alternative zum Wohnmobil ist, sondern „Plan B“ heißt eine angesagte Cocktailbar, die für einen „Schlürschluck“ aufgesucht wird. Wir aus Nordrhein-Westfalen sind dann sehr erstaunt, dass in Niedersachsen noch in den Lokalen geraucht werden darf. Das gibt es in NRW schon lange nicht mehr. Ist schon komisch, dass etwas in einem Bundesland geht, was in dem anderen verboten ist.
Den Cocktail hätte man von „Sex on the Beach“ auf „Smoke in the Air“ um taufen können. Eine ordentliche Brise wird in Kleidung und Haaren mitgenommen.
Den heutigen Schlechtwettertag haben wir doch ganz amüsant verlebt. Morgen soll es trocken bleiben, und dann kommen die Räder zum Einsatz.

Radtour nach Emmerthal, Grillen, Feuer

23.10.2021 in Bad Pyrmont⋅ ⛅ 8 °C

Laute Männergespräche lassen mich aus dem Schlaf hochschrecken. Haben wir verschlafen? Sind die anderen schon wach und versammeln sich zur geplanten Radtour? Ich springe aus dem Bett und reiße das Rollo hoch. Dunkelheit liegt über dem Stellplatz. Einzig der Mond am Himmel sorgt für Licht. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass sich hier noch niemand für eine Radtour fertig gemacht haben kann. Es ist nicht einmal sieben Uhr. Also zurück ins Bett. Autotüren schlagen, Motoren brummen. Endlich ist wieder Ruhe.
Nach dem Frühstück werden die Räder ausflugsfertig gemacht. Nicht alle wollen mit auf die Radtour nach Emmerthal. Gegen 11.00 Uhr startet eine Gruppe von 8 Radlerinnen und Radlern. Jetzt heißt es erst einmal den Einstieg in den Radweg zu finden, denn schließlich wollen wir nicht an der Bundesstraße entlang fahren. Nach einigem Hin und Her haben wir ihn gefunden und fahren relativ autofrei bzw. verkehrsberuhigt Richtung Löwensen. Dort überqueren wir das erste Mal die Emmer, die malerisch unter den Zweigen einer Trauerweide wie ein Spiegel das Sonnenlicht reflektiert. Von Löwensen geht es durch Thal und Wesede. Von da an führt der Radweg durch den Wald, der plötzlich steil bergauf geht und total aufgeweicht und matschig von den letzten Regenschauern ist. Jetzt hilft nur noch schieben. Eine anstrengende Angelegenheit durch den Schlamm und so steil bergauf. Oben angekommen, brauchen wir eine Pause. Es gibt es erst einmal einen kleinen Energiekick in flüssiger und in süßer Form.
Gut gestärkt geht es weiter, bis wir die Schornsteine des AKW Gronde am Horizont auftauchen sehen. Nun ist auch Emmerthal nicht mehr weit. In Emmerthal haben wir das Problem, irgendwo eine geöffnetes Gasthaus oder ein Café zum Einkehren zu finden. Alles geschlossen. Schließlich haben wir Samstagnachmittag. Zum Schluss können wir bei einem Bäckerei -Cafe im hiesigen Edeka Supermarkt die Draußenplätze reaktivieren. Schön in der Sonne sitzend, genießen wir Kaffee und Kuchen und sind uns einig, nicht über die Schlammstrecke im Wald zurückzufahren. So fahren wir bei wunderschönem Herbstwetter auf der Landstraße und kommen dabei sogar am Schloss Hämelschenburg vorbei, das aber geschlossen ist. Der Wind weht steif von vorn und hält den Himmel wolkenfrei. Da sind wir doch froh, dass wir die sanften Hügel des Weserberglandes mit E-Bike nehmen können. Nach Welsede steigen wir wieder in den schönen Radweg an der Emmer ein. Wir haben 36 km auf dem Tacho, als wir zurück am Stellplatz sind.
Die Sonne scheint immer noch, und so werden Stühle und Tische herausgestellt.
Später werden die Grills angezündet. Die Tische biegen sich beinahe unter den Leckereien, Salaten, Getränken, Brot, Dips usw, die aus den Wohnmobilen kommend und für die Allgemeinheit aufgebaut, dort Abnehmer suchen. Als die Sonne untergeht, sind alle pappsatt. Ein kleines Feuer in der Feuerschale dient weniger zum Wärmen, dazu haben sich die meisten in Decken gewickelt, als der Gemütlichkeit. Doch gegen acht Uhr nutzen weder Decken noch Feuer. Es ist einfach zu kalt, um weiterhin draußen bleiben zu können. So wird abgeräumt und alle, insoweit sie es nicht schon getan haben, verziehen sich ins warme Mobil, um den Tag ausklingen zu lassen. Wir haben halt Herbst, und für diese Jahreszeit haben wir dem Tag schon viele schöne Stunden abgewinnen können.

Abschluss des Treffens

 Heute in Deutschland ⋅ ☀️ 4 °C

Herbstwetter vom Feinsten. Wer hätte das am Donnerstag gedacht. Als ich in den frühen Morgenstunden aus dem Fenster schaue, schiebt sich gerade ein rosaroter Streifen am Horizont hoch und taucht die dünnen Nebelschwaden in geheimnisvolles Licht. Die Sonne geht nach einer eiskalten Nacht mit Bodenfrost auf. Ein zauberhaftes Schauspiel für die Frühaufsteher unter den Wohnmobilisten. Doch die Ruhe über dem Platz zeugt davon, dass es nicht allzu viele sind, die am frühen Sonntagmorgen unterwegs sind. Um es genau zu nehmen, kenne ich nur einen, der um diese Zeit seine Laufrunden dreht und sich an der Morgenstunde erfreuen kann. Uns erfreut er mit frischen Brötchen. So brauchen wir heute morgen kein Brot essen. Und ich denke einmal mehr daran, wieder morgens früh meine Walkingrunden zu drehen.
Ab 10.00 Uhr sind dann alle Löhner wach, haben gefrühstückt und genießen die Sonne bei einem Plausch vorm Mobil. Die Stühle und Tische, die über Nacht draußen geblieben sind, werden zum Trocknen in die Sonne gestellt. Es herrscht leichte Aufbruchsstimmung. Doch einige wollen bei dem tollen Herbstwetter noch ein, zwei Tage dranhängen. Wohl dem, der nicht mehr im Arbeitsprozess steht und über seine Zeit frei verfügen kann.
Alle sind sich einig, trotz des nicht so prallen Wetters war es eine tolle, gemeinsame Zeit, die jeder auf seine Art genossen hat. So soll es ja auch sein: „Alles kann, keiner muss.“ Wir gehören zu den ersten, die vom Platz rollen. Conny und Horst fahren hinter her. Dieses Mal wollen wir die Strecke über Lemgo nehmen. Es folgt ein herbstlicher Farbenrausch durchs Weserbergland. „Indien Summer“ made in OWL.
Morgen Abend ist wieder Stammtisch. Da werden wir die meisten wieder sehen, und wir werden den anderen Wohnmobilisten von unserem Herbsttreffen in Bad Pyrmont erzählen.