Harlingen erleben

Tag 2

26. Februar 2022 Niederlande ⋅ ⛅ 4 °C

Standort:
Nieuwe Vissershaven 17
Harlingen, Niederlande
8861 NX

Fischerboote in der Nähe des Stellplatzes

Einer der schönsten Momente für mich ist, während einer Wohmobilreise, morgens in aller Frühe die Rollos hochzuziehen und zu schauen, wo sich denn gerade unser Zuhause befindet.

Obwohl Michael neben mir unter seiner Bettdecke ein Protestgegrummel veranstaltet, wegen der Ruhestörung am frühen Morgen, lasse ich mir das auch dieses Mal nicht nehmen.

Die Sonne geht gerade auf und taucht alles in rosafarbenes Licht. Eine Schar Möwen sitzt, genau Vis-a-vis, wie kleine weiße Knäuel, auf den die Fahrrinne markierenden Holzbalken. Doch auch hier gibt es Frühaufsteher, die schon mal in der Luft kreisen und die Lage sondieren.
Zu Möwen habe ich mittlerweile ein etwas gespaltenes Verhältnis, seit sie mir zwei Mal mein Essen weggenommen haben.

Es ist ziemlich frisch draußen. Das Thermometer zeigt gerade mal zwei Grad. Auch im Wohnmobil ist es noch nicht sehr warm. Die Nachtabsenkung der Heizung. Aber in Verbindung mit der Sonne wird sich das bestimmt schnell ändern. Also erst Mal wieder rein ins Bett und die Aussicht aufs Wasser vom Bett aus genießen… mit einem Kaffee, den mir Michael macht, weil er jetzt doch nicht mehr schlafen kann, wie er sagt.

Und so kommt es, dass wir für unsere Verhältnisse schon recht früh am Frühstückstisch sitzen und uns nicht nur die leckeren Brötchen schmecken lassen, sondernn dabei auch das Bild vor der Windschutzscheibe genießen. Hat man ja auch nicht jeden Tag, dass Schiffe den Frühstückstisch passieren.

Aber bei all der Freude über den schönen Tag, stellt sich beim Hören der Nachrichten über den Krieg in der Ukraine fast ein schlechtes Gewissen über unsere Unbesorgtheit und die „Genieße den Tag- Mentalität“ ein.

Michael ist die Grundtemperatur für jedwede Outdoor-Aktivität heute Morgen einfach noch zu niedrig. Darum mache ich allein eine Walkingtour zu den Ecken, die ich gestern noch nicht gesehen habe, und die ihren Abschluss auf dem heutigen Wochenmarkt finden könnte.

Am Fährterminal

Von wegen kalt, es ist einfach nur herrlich, durch die frische Nordseeluft zu laufen und von der Sonne gewärmt zu werden. Kaum jemand ist unterwegs. Die bunten Fischkutter liegen fast regungslos im Wasser, denn der gestrige Wind hat sich gelegt und es ist beinah windstill. Am Fährterminal ist wenig los. Die Fähre von Harlingen nach Terschelling ist erst vor kurzem gestartet. Die Hin- und Rückfahrt kostet für die meisten Menschen in dieser Jahreszeit 28,89 €, es sei denn man ist unter 3, dann ist sie umsonst oder über 65 Jahre, dann kostet sie nur 25 Euro 🙂 .
Die Fahrt dauert 2 Stunden.

Nach dem Hupen zu urteilen, dass die Fähre beim Auslaufen ertönen lässt, müsste sie gefühlt eigentlich stündlich auslaufen. Laut Fahrplan allerdings tut sie das nur alle 2 Stunden. Von 8.00 Uhr bis 20.00.Uhr. Auch Autos und Räder nimmt sie mit. Die müssen allerdings vorher online angemeldet werden.

Die Pendelbusse, die die Passagiere vom Fährterminal zu den großen, vorgelagerten Parkplätzen bringen, können wir aus dem Womo immer gut beobachten.

Ein kleines Stückchen hinter dem Fährterminal befindet sich der Bahnhof von Harlingen. Von hier aus kann man bequem in die umliegenden Städte wie z.B. Leeuwarden fahren.

In der Nähe des Bahnhofes kann man auch einen Blick auf den Zuiderhaven werfen. Einige ganz alte Schiffe liegen dort vor Anker. Ich glaube, bei denen kommt der Begriff „Liegeplätze“ richtig zur Anwendung. Von Fahren kann da wohl kaum noch die Rede sein.
Mein Weg führt vom Havenweg zum Willemshaven. Zwei Schlepper ziehen dort gerade ein riesiges Schiff hinein. Eine Fähre ist das nicht. Wahrscheinlich eine private Yacht. Aber so groß? Wahnsinn.

Ich komme zum Strand von Harlingen. Es ist gerade Ebbe. Ein paar Menschen laufen im Watt herum und kaum jemand, außer mir ist auf dem Deich in Richtung Hafeneinfahrt unterwegs.

Hafeneinfahrt Deichende

Dabei komme ich am „Walfischbrunnen“ vorbei. Angeblich soll er sprudeln, wenn Schiffe in den Hafen einlaufen.
Für mich geht es ab der Spitze wieder zurück. Um auf die andere Seite der Einfahrt zu kommen, müsste ich übers Wasser laufen können. Da ich das nicht kann, geht es zurück in die Stadt. Dort ist Wochenmarkt. Entlang der Einkaufsstraße haben Händler ihre Wagen aufgebaut. Überall sitzen inzwischen die Menschen in der Sonne bei einem Getränk.


Harlingen hat wirklich zwei Gesichter. Einmal das maritime mit dem Weltnaturerbe Wattenmeer und dann das urbane mit den vielen wunderschön restaurierten Patrizierhäusern, den ehemaligen Lagerhäusern, den kleinen Geschäften, Cafés und Restaurants und den lebendigen Binnenhäfen.

Sonnenhungrige

Nach fast 10 km und über zwei Stunden Walken, bin ich wieder zurück. Der Stellplatz ist inzwischen voller geworden.

Draußen in der Sonne können wir später „Appelgebak“, das ich vom Markt mitgebracht habe, zum Kaffee essen und sogar ein kleines Schläfchen wagen.

Später bummeln wir gemeinsam noch einmal durch die Stadt. Windgeschützt in der Sonne mit dem Blick auf den Hafen lassen wie uns ein Bierchen schmecken. Auf dem Rückweg kommen wir an dem tollen Käseladen nicht vorbei.
Den erstanden Käse verkostet wir dann im Wohnmobil.
Die Niederlande sind einfach ein tolles Land.