Inhaltsverzeichnis:
- Wir starten unsere Kroatien-Tour
- Tag 1 – Fahrt durch die Rhön nach Coburg
- Tag 3 – Oberaudorf/Übernachten auf dem Pechlerhof
- Tag 5 – Über die Felbertauern – Straße nach Süden
- Tag 6 – Über den Plöckenpass nach Slowenien
- Tag 8- Fahrt nach Kroatien zur Insel Krk
- Tag 9- Camping Omisalj – Radtour in den Ort Omisalj
- Tag10 –Sunset Walking zum Berg Krk
- Tag11- Njivice muss warten
- Tag12- Mit dem Bus nach Malinska
- Tag13- Ein kleines Stück auf dem „Camino Krk“
- Tag14- Radtour über die Insel
- Tag15- Regen-Sonne-Reibekuchen
- Tag 16- Archäologischer Park Mirine – Fulfinum
Wir starten unsere Kroatien-Tour
Gedanken und Überlegungen zur Reise
27. August in Deutschland ⋅ ☁️ 17 °C
Pünktlich gegen 10.00 Uhr starten wir zu unserer zweiten, mehrwöchigen Reise in diesem Jahr.
Im Frühling waren wir fast 6 Wochen in Italien und jetzt in der Nachsaison, geht es wieder Richtung Süden. Dieses Mal entlang der anderen Seite der Adria. Kroatien ist angesagt.
“ Ich möchte mal wieder richtig Badeurlaub machen, und nicht nur „Alte Steine“ ansehen, “ hat mein lieber Mann gesagt und ganz schnell für Anfang September einen Stellplatz auf Krk reserviert. Danach, sagt er, ist er auch bereit weiter zu tingeln.
Wenn der wüsste, wieviel alte Steine es auf Krk zu entdecken gibt.
Der Gedanke, eine Woche nur am Strand zu liegen, macht mich jetzt schon kribbelig.
Aber wir haben ja die E-Bikes dabei. Mit denen kann man super die Umgebung entdecken.
Die rote Paula, unsere Vespa, muss dieses Mal zuhause bleiben, denn Michael möchte auf dieser Tour keinen Hänger
mitnehmen.
Die Herausforderungen in Süditalien, vor die uns der Hänger im Frühjahr manches Mal gestellt hat, sind noch nicht ganz vergessen.
Und letztendlich konnten wir wegen der schlechten Straßen den Roller mit seinen kleinen Rädern nicht einmal so nutzen, wie wir es uns erhofft hatten.
Wir werden sehen, ob wir unsere“ Paula“ vermissen.
Nicht, dass hier der Eindruck entsteht, wir hätten den ganzen Sommer nur zuhause herum gesessen. Dem ist nicht so. Wir haben mehrere kürzere Fahrten unternommen, wie z. B unsere Oma-Opa Tour mit Clara( Enkelkind) , eine Woche Holland verbunden mit ein paar gemeinsamen Tagen mit Paul (Enkelkind) und seinen Eltern, ein Treffen mit Freunden, eine Ausfahrt mit unserem Wohnmobilstammtisch, sowie eine mehrtägige Radtour. Insgesamt waren das über 4 Wochen, die wir im Womo unterwegs waren.
Das ist mehr, als die meisten Menschen für Urlaubsreisen im Jahr zur Verfügung haben. Da muss man einfach auch mal dankbar sein, dass man das alles erleben und machen kann.
Ich persönlich finde sowieso, dass das jetzt die beste Zeit unseres Lebens ist. Zeit ohne Ende…. wann habe ich früher so entspannt das Womo packen können? Da ging es hopplahopp. Direkt nach Schulschluss ab ins Womo und los. Erst unterwegs habe ich oft richtig registriert, was ich da eingepackt oder schlimmer, was ich vergessen hatte.
Keine wirtschaftlichen Sorgen, kein beruflicher Stress mit Karriereambitionen, keine Verantwortung mehr, die Kinder sind erwachsen und stehen auf eigenen Füßen und die Eltern haben Flügel und schweben im Himmel herum.
Frei und ungebunden und dazu noch gesund und einigermaßen fit. Wir brauchen uns und anderen nichts mehr zu beweisen. Wir haben uns akzeptiert und sind zufrieden mit dem, was wir sind. Wenn das nicht ein Grund ist, jeden Morgen mit einem Lachen im Gesicht aufzustehen.
Im Gegensatz zum freien und ungebunden Leben der Jugend haben wir etwas im Gepäck, das man mit Anfang zwanzig noch nicht hat: Dankbarkeit und ganz viel
Lebenserfahrung. Wir nehmen das Leben nicht mehr einfach so selbstverständlich hin, sondern, die Endlichkeit vor Augen, genießen wir jeden Tag, den wir gemeinsam erleben, als ein wunderbares Geschenk.
Fahrt durch die Rhön nach Coburg
27. August in Deutschland ⋅ 🌧 18 °C
Unser Standort: Wohnmobilstellplatz Vesteblick
Wie immer, wenn wir die Nord – Süd-Tangente benutzen, bemühen wir uns den Streckenverlauf zu varieren, um in Deutschland neue Regionen und Orte kennen zu lernen. Auf dieser Fahrt wollen wir östlich der A7 fahren und einen Schlenker durch die Rhön und Unterfranken machen, die Bundesländer Hessen und Bayern durchfahren, bevor wir in Coburg auf dem Stellplatz Vesteblick einen ersten Boxenstopp machen. So weit die Planung.
Nach den heißen Tagen der vergangenen Wochen hat der Regen letzte Nacht endlich etwas Abkühlung gebracht. Allerdings verleihen die Regenwolken am Himmel dem Tag eine ziemliche Tristesse. Die abgeerteten Felder, die vertrockneten Gräser und ja, sogar Bäume am Straßenrand vermitteln so etwas wie Abschiedsstimmung. Nicht nur von zuhause, sondern auch vom Sommer.
Vor Kassel geraten wir in einen kurzen Stau und vor Bad Hersfeld, auf der A7, machen wir eine Pause. Die obligatorischen Spiegeleierbrötchen warten im Kühlschrank.
Draußen ist es ziemlich frisch und nach dem tagelangen Schwitzen ist frösteln doch mal ganz angenehm.
Wir entscheiden uns, in Fulda Mitte abzufahren und auf der B458 in Richtung Gersfeld Rhön zu fahren.
Auf der Autobahn ist trotz Ferienende noch viel Urlaubsverkehr unterwegs. Viele, viele Camping- Fahrzeuge.
In ein paar Jahren, wenn die große Masse der Babyboomer Jahrgänge in Rente geht, dann wird es keine Vor- und Nachsaison mehr geben, sondern zwei Hauptreisezeiten.
Eine für Familien mit Kindern und eine für die Rentner und kinderlose Paare.
Die Strecke durch die Höhenlagen der Rhön ist super ausgebaut. Aber es geht schon ordentlich rauf und runter. In Poppenhausen geraten wir in ein Dorffest. Die Besucher sitzen unter Sonnenschirmen, die ausnahmsweise mal den Regen abhalten.
Das Skigebiet Rimmelsberg wird ausgewiesen und es gibt sogar einen Skilift im Winter.
Hinweisschilder weisen auf die Burgruine Ebersburg hin, die dem Ort Ebersburg seinen Namen gibt.
Und auch die Wasserkuppe befindet sich hier. Die Wasserkuppe ist mit 950 m ü. NHN (Höhe) der höchste Berg der Rhön und zugleich die höchste Erhebung in Hessen. Sie liegt im Landkreis Fulda mit Gipfellage im Gebiet von Gersfeld. Die Fulda entspringt hier.
Inzwischen ist Coburg ausgeschildert, und wir fahren auf der B279 weiter. Die gut ausgebaute Straße schlängelt sich um sanfte Hügel, durchstreift Wälder und führt durch kleine Orte. Die Sonne kommt ein wenig durch. Inzwischen sind wir in Neustadt an der Saale und rätseln, ob wir wohl noch in Hessen sind. Doch wir haben bereits Bayern erreicht und zwar Unterfranken.
Auch hier vertrocknete Straßenränder, gelbe Stoppelfelder, sogar die Bäume haben schon eine leichte Gelbfärbung bedingt durch die Trockenheit.
Wir fahren durch Markt Saal an der Saale, einem kleinen Fachwerk Ort mit einer Wallfahrtskirche
In Bad Königshofen machen wir Pause und kaufen bei einem Bäcker Kuchen.
Wegen einer Vollsperrung der B393 müssen wir eine Umleitung über kleinste Straßen und Orte fahren und endlich erreichen wir Coburg.
Schon von weitem sehen wir die Veste auf dem Berg. Die Veste Coburg ist eine zur Festung ausgebaute mittelalterliche Burganlage und überragt die Stadt Coburg im oberfränkischen Grenzgebiet zu Thüringen.
Als wir auf den Stellplatz Vesteblick neben dem Aquaria Bad fahren, ist es nach 15.00 Uhr und es sind gerade noch 2 Plätze frei. Beim ersten Platz funktioniert der Stromanschluß nicht und der zweite ist unter einem Baum und hat daher keinen Satellitenempfang. Was haben wir gedacht? Es ist Wochenende und Bayern hat noch Sommerferien.
Wir entscheiden uns für den Platz unter dem Baum. Er ist nicht nur schön, sondern bietet neben einem tollen Blick auf die Veste auch Strom….. und….. oh Wunder…. das Fernsehen funktioniert trotz Baum.
Wir trinken Kaffee und es gibt den gekauften Kuchen.
Dann gehe ich zur Anmeldung ins Bad. Der Platz kostet 12 Euro pro Nacht, fürs Duschen im Bad bezahlt man 1,50 €.
Man darf sich eine Stunde Zeit lassen und auch kurz eine Runde schwimnen. Sehr schön.
Nach einer angemessenen Ruhepause marschieren wir in die ca 2 km entfernte Altstadt.
Wir wollen essen gehen und das möglichst regional.
Dem Tipp einer Einheimischen folgend, gehen wir in den Biergarten des „Münchner Hofbräuhaus“ in Coburg und können bei Bier und Knödel unseren 47. Hochzeitstag feiern.
Das war doch schon mal ein guter Start. Es wird schon dunkel, als wir zurück zum Wohnmobilstellplatz kommen. Morgen bleiben wir noch hier und wandern auf die Veste.
Aufstieg zur Veste und Stadtbummel
28. August in Deutschland ⋅ ☁️ 20 °C
Unser Standort: Wohnmobilstellplatz Vesteblick
Die Nacht war sehr ruhig und hätte als angenehm durchgehen können, wären da nicht die von Zuhause importierten Mückenstiche gewesen, die in der Bettwärme höllisch an zu jucken fingen. Das so kleine Tierchen so riesige Löcher in der Haut hinterlassen können. Es soll ja jetzt auch diverse „Touristenmücken“ geben, die eine weite Reise auf sich genommen haben, um uns Europäer zu vernaschen und gleich noch ein paar Krankheitsviren im Gepäck haben, wie die Asiatische Tigermücke, die Japanische und Koreanische Buschmücke.
Auch der Campingtourismus aus Südeuropa soll bei den stechenden Globetrottern äußerst beliebt sein und zu ihrer raschen Verbreitung in nördlichere Gefilde geführt haben.
Ich hoffe, es waren nur gemeine Haus- und Wiesenmücken.
Aus diesem Grund benutze ich heute ausnahmsweise mal Autan, bevor wir nach dem Frühstück zur „Wanderung“ auf die Veste aufbrechen. Denn die soll durch den Wald gehen, und da gibt es auch noch die netten Zecken. Michael kommt mit und hat einen Wanderweg herausgefunden, der gleich hinter dem Wohnmobilstellplatz hinaufführt. Das sollen nur knapp 2 km sein.
Für den offiziellen Weg zur Veste, der hinter dem Schloss, durch den Hofgarten hinaufführt, ist mehr als das Doppelte zu veranschlagen, denn wir müssten dafür noch 2 km in die Altstadt laufen. So die Berechnung meines Mannes, der Kilometer sparen will.
Der Plan klingt gut, wenn es auch sehr steil bergauf geht. Doch plötzlich ist nicht nur der Pfad verschwunden, sondern es versperren auch entwurzelte Bäume das Weiterkommen.
Kreuz und quer bergauf mühen wir uns durch das Unterholz, immer bedacht nicht abzurutschen. Das wäre es: Gleich am ersten Tag der Tour ein Beinbruch des Fahrers.
Endlich erreichen wir wieder einen schmalen Waldweg. Von hier aus haben wir einen tollen Blick hinunter. Und wir finden mitten im Wald einen Brunnen mit Ruhebänken, den „Gustav- Freytag – Brunnen“. Hoffentlich darf man da auch am Sonntag Rast machen. 😉
Gustav Freytag war laut Inschrift ein liberaler Journalist und Schriftsteller und seine Romane spielten z. T. in Coburg. „Soll und Haben“, einer seiner Romane, wäre vom Titel gerade wieder super aktuell.
Dann geht es noch einmal steil bergauf und wir kommen auf dem Parkplatz an der Veste an. Zeitgleich mit dem Veste-Express, dem Bähnchen, das die Besucher vom Schlossplatz im Ort für 4,50€ zur Veste hin- und zurück bringt und zeitgleich mit dem Linienbus, der für 1,80€ seine Fahrgäste auch hier oben absetzt.
Wie dem auch sei, vor uns liegt noch der steile Aufgang zum Eingang der Burg, der bewältigt werden muss.
Aber dann sind wir in der Burganlage und staunen über die mit viel Sorgfalt renovierten Gebäude, Mauern, Türme, die Kapelle und was noch so alles zu einer Burg gehört. Die Burg wird erstmals 1056 urkundlich erwähnt. Auf Grund ihrer strategischen Bedeutung wurde sie in den folgenden 150 Jahren zu einer der größten Burganlagen Deutschlands ausgebaut.
Immer neue Ecken gibt es zu entdecken und vor allem die wahnsinnigen Ausblicke auf das Land darunter, haben die Strapazen des Aufstiegs gelohnt.
Ein berühmter Gast war 1530 der Reformator Luther, der hier an seiner Bibelübersetzung arbeitete.
Bei einem Bummel durch Coburg wird man an verschiedensten Stellen an Luther und die Reformation erinnert.
Für alle, die etwas mehr als wir über die Burganlage wissen wollen, gibt es Führungen zu buchen. Wir aber lassen einfach nur die historischen Gebäude auf uns wirken und genießen die Aussicht, die vor allem von der Bärenbastei grandios ist.
Eigentlich wollten wir uns am Ende für unsere Anstrengungen mit einem Getränk in der Burgschänke belohnen, aber…. inzwischen ist die Mittagszeit fortgeschritten und viele Ausflügler, es ist ja Sonntag, haben die gleiche Idee. Die Schänke ist voll.“Dann trinken wir eben unten in der Stadt etwas“ , ist unsere Idee.
Dazu müssten wir aber einige Kilometer den Berg hinunterlaufen. Da kommt der Veste- Express doch wie gerufen und transportiert uns schweißsparend bergab, mitten in die wunderschöne Altstadt und direkt vor einen Eisstand. Eine willkommene Erfrischung. Lecker.
Ein paar Schritte weiter auf dem Markt hat Michael nicht unbedingt Augen für das historische Rathaus, das im Laufe von Jahrhunderten verschiedene Epochen aushalten musste, sondern für eine kleine unscheinbare Bude mit der Aufschrift: „Coburger Rostbratwurst“.
Nach dem diese dem gleichen Weg gefolgt ist, wie das vorherige Eis, machen wir uns langsam auf den Rückweg. Es ist bereits Nachmittag als wir von unserer Veste- und Stadtbesichtigung zurück sind. Aber es hat sich wirklich gelohnt.
Nach einer kleinen Ruhepause gehen wir am späten Nachmittag ins Aquaria-Bad zum Schwimmen, das in dem Angebot für das Duschen (innerhalb einer Stunde) für 1,50 € mit drin ist, während auf dem Stellplatz ein Wohnmobil nach dem Nächsten unverrichteter Dinge wieder abfahren muss.
Der Platz ist seit dem Morgen pickepacke voll. Heute morgen stand sogar ein Womo in der Einfahrt und wartete auf einen freien Platz.
Nicht alle sind so rücksichtsvoll. So beobachten wir in den frühen Abendstunden ein Wohnmobil, dass sich rücksichtslos zwischen zwei andere drängt, obwohl die Plätze pazelliert und nummeriert sind. Erst die heftige Intervention der Besitzerin eines der betroffenen Wohnmobile, sorgt dafür, dass es schließlich den Platz verlässt und auf den Groß- Parkplatz gegenüber des Bades parkt.
Wir rätseln ein wenig, warum es am Sonntagabend hier auf dem Platz noch so voll ist. Sollte das Open-Air-Konzert von „Pur“ auf dem Schlossplatz heute Abend auch Auswirkung auf den Stellplatz haben?
Die gespenstisch Ruhe am Abend auf dem Platz spricht dafür.
Als die Sonne untergeht und mit den durchziehenden Wolken abstrakte Gemälde an den Himmel zaubert, unternehme ich noch einen kleinen Abendspaziergang. Obenauf dem Berg thront die Veste im goldenen Licht der Sonne. Ein kleines Stück die angrenzende Hahnstraße hinunter, befindet sich nicht nur der Bäcker für die morgendlichen Brötchen, sondern auch eine Teddyfabrik und eine Eismanufaktur.
Zu entdecken gibt es genug in Coburg, aber dafür braucht man etwas mehr Zeit.
Für einen Zwischenstopp ist Coburg und der Stellplatz „Vesteblick“ auf alle Fälle zu empfehlen.
Für uns geht es morgen weiter. Schließlich wollen wir nach Kroatien.
Veste Express: www.GeckoBahn.de
Oberaudorf/Pechlerhof
29. August in Deutschland ⋅ ⛅ 21 °C
Unser Standort: Stellplatz Pechlerhof
Strahlender Sonnenschein und angenehme Temperaturen, also bestes Reisewetter heute Morgen.
Das Frühstück beschränken wir auf einen Kaffee und holen es unterwegs nach, denn wir haben etwas verschlafen. Heute sind fast 400 km zu fahren. Wir wollen auf unserem Weg nach Kroatien bis nach Rosenheim kommen.
Unser Etappenziel ist der Pechlerhof in Oberaudorf in Oberbayern.
Dort wollen wir uns mit Hans und Marion treffen, die uns auf dem weiteren Weg nach Kroatien begleiten werden. Damit das mit den beiden Stellplätzen auf dem Bauernhof auch klappt, der Hof hat insgesamt nur 5 ausgewiesene Plätze, hat Hans gestern noch telefonisch reserviert😊.
Es ist 10.00 Uhr, als wir vom Stellplatz rollen, aber außer dem Motor ist da noch ein anderes Geräusch zu hören. Es klappert gewaltig. Oh je, die Klappen vom Geschirrschrank sind nicht verriegelt. Aber alles noch einmal gut gegangen. Irgendwie ist der Start heute Morgen etwas holperig. Meine Sonnenbrille, die schon einmal die Tendenz zum Liegenbleiben gezeigt hat, ist nicht aufzufinden. Hoffentlich habe ich die nicht gestern im Bad liegen lassen. Aber jetzt ist nicht die Zeit das Wohnmobil nach ihr abzusuchen, denn Michael will starten, und bevor es auf die Autobahn Richtung Bamberg geht, noch einmal voll tanken. Kurz vor der Anschlussstelle bietet sich eine Möglichkeit. Doch was ist das? An allen Säulen klebt ein handgeschriebener Zettel: „Diesel leer“. Na so was! Das könnte unter Umständen lustig werden. Alle füllen vor dem Wegfall des Tankrabattes noch schnell den Tank voll. Das hat Auswirkungen. Nicht nur auf die Verfügbarkeit, sondern auch auf den Preis, wie wir wenig später erfahren.
Wir sind von der Autobahn abgefahren, um zu tanken und bezahlen trotzdem noch 2.03 € für den Liter Diesel…. mit Tankrabatt, wie mir die Tankstellenangestellte auf mein Erstaunen hin, mitteilt.
“ Welcher Tankrabatt?“, will ein eintretender Kunde wissen. „Ich komme gerade aus Kroatien und da kostet der subventionierte Diesel 1,30 €. Wieso klappt das in Deutschland nicht?“ Gute Frage und gut zu wissen, dass die Dieselpreise für uns im weiteren Verlauf der Reise heruntergehen werden.
Hinter Erlangen, das mit seinen Kirchtürmen grüßt, verlassen wir die A73 und fahren im Kreuz Nürnberg, das immer noch eine chaotische Baustelle ist, auf der A 3 weiter, bevor wir auf die A9 Richtung München/ Ingolstadt wechseln.
Das Fahren auf der Autobahn ist ziemlich monoton, zöge da nicht hin und wieder ein Dorf an der Scheibe vorbei, dessen Kirchturm, wie ein erhobener Zeigefinger in den Himmel weist und die gläubigen Schäfchen mahnt, gottesfürchtig, sittsam und fromm zu leben. Nur werden es immer weniger Schafe, denn auch die Schafe haben inzwischen gelernt nicht alles zu glauben, sondern auch mal den Hirten zu hinterfragen.;-)
Im Altmühltal machen wir Pause auf dem Rastplatz Gelbelsee, um zu frühstücken. Tolle Kulisse! Vor uns eine Lärmschutzwand, neben uns ein LKW und auf der anderen Seite ein Womo. Vom See keine Spur. Egal. Mit Michaels selbstgebautem „Gastoaster“, einem alten und an den Füßen verlängerten Drahtrost aus einer Mikrowelle, werden die Vortragsbrötchen wieder lecker und knusprig.
Eine halbe Stunde später geht es weiter.
In Ingolstadt überqueren wir die Donau.
Kurze Zeit später erhalten wir den Live Standort von Hans und Marion, die aus der Werkstatt von Morelo in Schlüsselfeld kommen und ca. 80 km hinter uns sind.
Kurz vor München wird der Verkehr dichter und stoppt auch kurz mal. Wir wechseln auf die A99, die um München herumführt.
Danach geht es auf die A8 Richtung Salzburg.
Bald tauchen die Umrisse der Berge im Dunst und von Wolken bekränzt auf. Die sanften und vor allem noch saftig grünen Hänge
des Allgäu begleiten uns.
Auf den Wiesen wird zum 2. Mal in diesem Jahr Heu gemacht.
Wir wechseln auf die A93 Richtung Kiefersfelden, und schon bald kommt die Abfahrt nach Oberaudorf.
Wenig später sagt das Navi, dass wir angekommen wären.
Auf dem Bauernhof steht bereits ein Wohnmobil auf der Wiese. Aber wo bitte sollen da noch zwei weitere Wohnmobile stehen können? So mein erster Eindruck.
Ich suche den Bauern. Ein uriger Bayer erteilt uns im besten oberbayrisch die Anweisungen zum Drehen. Auf dem Hof ist kein Platz mehr, aber Wiesen hat er noch reichlich…… und auch einen Traktor zum Herausziehen falls es regnen sollte, stelle ich beruhigt fest, denn die Wiesen sind natürlich nicht befestigt. Auch so zeigt sich der Pechel- Bauer als ein originelles bayerisches Unikat. Als ich Michael, wie gewohnt, beim Drehen helfen will, scheucht er mich zur Seite. Das wäre „nix für Weibsleut“. Oh ha! Die Emanzipation hat sich bis hier hin wohl noch nicht herumgeprochen.
Ich nehme es von der lustigen Seite. Wenig später kommt noch ein weiteres Wohnmobil mit Anhänger und wird ebenso vom Chef persönlich eingewiesen wie Hans und Marion danach. Dann hat es der Pechelbauer aber ziemlich eilig, denn er will zum Oktoberfest nach Rosenheim fahren. „Früher“, erklärt er uns später, als er sich in seiner feinsten Ausgeh-Krachledernden präsentiert, “ früher hab‘ ich mir immer einen Rausch abgeholt . Aber man wird ja älter.“ l
Kurzerhand erklärt er Michael in seiner Abwesenheit zum Platzwart und Einweiser für evtl. noch kommende Wohnmobile.
Wir sitzen nach der ganzen Ankunftsaufregung später bei einem Begrüßungsgetränk vor den Mobilen und genießen die frische, klare Bergluft.Ich mag solche urigen Plätze, auch wenn die Versorgung nur aus einem Wasserhahn, einem Abflussloch und die Nutzung der bereit liegenden Kabeltrommel besteht. Es ist schön, so mitten in der bayerischen Landschaft zu stehen, vis a vis von Schäfchen mit Glöckchen um den Hals.Vom Bauern haben wir den Tipp für das Gasthaus „Zum Bauern“ bekommen.
Ein Fußweg von knapp einem Kilometer stramm den Berg hinauf. Hier gibt es im Biergarten leckere bajuwarische Küche und Brauhaus Bier, und dazu leuchten im Hintergrund die Berge rot in der Abendsonne.
Was will man mehr? Beim Essen beschließen wir, noch einen weiteren Tag in dieser schönen Gegend zu verweilen und morgen eine Radtour zu den Tatzelwurm Wasserfällen zu machen. Voll gefuttert und müde „rollen“ wir später den Berg hinunter. Mein Tagebuch muss leider bis morgen warten.
Radtour nach Kiefersfelden und Kufstein
30. August in Deutschland ⋅ ☀️ 21 °C
Unser Stellplatz: Stellplatz Pechlerhof
Die Nacht am Pechlerhof war sehr ruhig, obwohl die kleine Straße hinter dem Stellplatz tagsüber stark frequentiert wird, vor allem von Motorrädern. Die Tatzelwurm Straße scheint bei Zweiradfahrern absolut beliebt zu sein.
Die Sonne grüsst wieder aus allen Kopflöchern und nach dem Frühstück wird erst einmal die nähere Umgebung inspiziert. Es gibt eine Frichwasserzapfstelle und auch eine Möglichkeit Toilette und Grauwasser zu entsorgen.
Das Umfeld ist ein wenig, hm, wie soll ich es ausdrücken, abenteuerlich.
Wir entsorgen und bunkern ein paar Gießkannen Frischwasser.
Beim Wasserzapfen komme ich ins Gespräch mit dem Backpacker Pärchen, dass auf der Schafweide im Zelt campiert. Die Beiden sind unterwegs zum Jakobsweg und wollen mit dem 9 Euro-Ticket bis zur französischen Grenze fahren. Von dort aus geht es zu Fuß bis nach Santiago de Compostela.
Für die Wäsche unterwegs haben sie eine „Waschmaschine“ dabei, erzählt mir die Frau. Damit kann man unterwegs mit wenig Wasser ohne Strom die Kleidung waschen. Das macht mich neugierig. Eine Waschmaschine im Rucksack?
Keine Maschine, sondern eine Washbag. Der Waschsack ist die kleinste „Waschmaschine“ der Welt. Einfach befüllen, verschließen, entlüften und die Kleidung 30 Sekunden bis 3 Minuten lang in der Washing Bag reiben oder mit den Füßen treten
„Klappt hervorragend“, erzählt mir die Backpackerin. Und wenn sie nicht als Waschmaschine genutzt wird, dann zum trockenen Aufbewahren von Wertgegenständen oder zum Transportieren von nassen Sachen.
Was es alles gibt. Sehr interessant.
Wäsche waschen ist bei uns heute nicht angesagt, sondern die Räder kommen zum Einsatz. Die Tatzelwurm Wasserfälle werden uni sono abgewählt. Die Steigung auf der 8 km langen Strecke ist allen zu viel.
Wir wählen eine andere Route, die aber, wie es sich später zeigt, auch nicht ohne ist
Die Strecke führt durch recht belebten Ort Oberaudorf. Als wir an einer Apotheke vorbei kommen, besorge ich mir einen einen „Bite heat“. Damit geht es jetzt den Mückenstiche an den Juckreiz und die Schwellung.
Nach dem Ortsausgang führt unser Weg leicht bergauf zum Luegsteinsee. Der See ist ein Naturbadesee mit Strandbad und großer Liegewiesen. Ein wunderschöner Badesee. Warum haben wir nur keine Badesachen mitgenommen? Bei der Wärme wäre das jetzt eine willkommene Abkühlung.
Wir genießen noch ein wenig die Aussicht und rätseln über das Hinweisschild zum Grafenloch. Erst später erfahren wir, dass sich hier in der Nähe die Luegsteinhöhle befindet. Aber der alpine Steig zur Höhle sowie die hohe Leiter, die zu bewältigen wären, wären nichts für uns Radler gewesen.
Auf dem Weg liegt auch etwas erhöht direkt an einer Felswand das Gasthaus “Weber an der Wand”, das wir im Vorbeifahren sehen können.
Im Jahr 1666 wurde es als einfache Eremitenklause gegründet, später diente es als erstes Schulhaus von Oberaudorf, bevor es dann Gasthaus wurde.
Wir radeln ganz entspannt durch die herrliche Luft bis ein Schild uns darauf aufmerksam macht, dass wir nun eine Steigung von 16 Prozent zu bewältigen haben. Oh ha!!! Da kommt man selbst mit einem E-Bike an seine Grenzen, und wer den Fehler macht, wie ich, abzusteigen und zu verschnaufen, hat Probleme an der Steigung wieder in Gang zu kommen.
Oben erwartet uns der Gfall Stausee und lädt zu einer kleinen Pause ein.
Danach geht es wunderbar eben weiter durch die Landschaft und am Cafe Dörfli vorbei. Aber die nächste Herausforderung wartet schon, denn nun geht es durch den Wald und dann ziemlich steil einen unebenen Waldweg hinunter. Irgend jemand hat Schotter auf den Weg geworfen, aber vergessen die Haufen zu verteilen. Es wird echt spannend und anstrengend bis wir über diese Strecke unten auf der asphaltierten Straße am Parkplatz zur Gießenbach-Klamm angekommen sind. Im weiteren Verlauf, bis nach Kiefersfelden an den Inn, rollt es wieder hervorragend.
Irgendwo kommen wir an einem großen Brunnen mit eiskaltem Quellwasser vorbei und können uns ein wenig abkühlen, was dann in einer kleinen Wasserschlacht endet. Am Inn fahren wir über die Grenze nach Österreich, denn erst in Kufstein können wir den Inn mit seinem jadegrünen Wasser überqueren, um auf der anderen Seite auf dem Inntalradweg zurück nach Oberaudorf zu fahren. Noch in Österreich kommen wir an einer „Radler Jause“ direkt am Inn vorbei, und kehren ein.
Lecker, lecker die Tiroler Brotzeit, die sich Michael mit mir teilt. Davon hätten noch zwei weitere Personen satt werden können und das „Radler“ zischt richtig.
Am späten Nachmittag kommen wir mit 35km auf dem Tacho zurück zum Wohnmobil. Da erfrischt doch ein kurzer Sprung unter die kalte Außendusche.
Den Rest des Tages lassen wir es dann etwas ruhiger angehen. Für manchen Po war das heute etwas ungewohnte Kost.
Aber schön war es. Die Landschaft ist wirklich traumhaft. Gut, dass wir noch einen Tag geblieben sind.
Unsere Radtour: Kufsteinrunde von Oberaudorf
https://www.komoot.de/tour/909344581?ref=atd
Einkehr am Inn
https://vuyo.me/de-view.php?seo=einkehrplatzl-4…
Zwei Tage Oberaudorf
https://youtu.be/RYKlKX0KRLk