Espana en Primavera

Remoulin 4.03.2020

Air de camping car Remoulins

“ Und ich fühle, dass es die Kleinigkeiten sind, die die Summe des Lebens ausmachen.“ ( frei nach C.Dickens)

Vogelgezwitscher weckt mich am Morgen. Der Duft von frischem Kaffes steigt mir in die Nase. Einen kurzen Moment brauche ich, um mich zu orientieren, wo ich mich befinde. Ah.. im Wohnmobil, auf der Reise nach Spanien. Wenn das nicht ein schönes Erwachen ist. Michael bringt mir eine Tasse Kaffee und während ich trinke, schau ich aus dem Fenster auf den schnell dahin fließenden Fluss, der alles, was sich ihm in den Weg stellt, mit sich nimmt. Einen Fluss vergleiche ich immer mit dem Leben. Nicht nur wegen des Wassers, das Ursprung allen Lebens ist, sondern auch wegen der unbändigen Kraft, die ihn immer in eine Richtung voran treibt, allen Hindernissen zum Trotz. Aus dem Rinnsal einer Quelle wird ein mächtiger Strom, der nur ein Ziel hat. Bevor er ins Meer mündet, durchläuft er schöne und weniger schöne Landstriche lässt Nebenflüsse entstehen, vereint sich mit anderen Flüssen zu einem neuen Fluss, speist Seen und dient Flora und Fauna. Aber genug philosophiert
Es ist wolkig, doch die Sonne ist schon auf dem Vormarsch. Ich springe aus dem Bett. Ein neuer Tag mir Erlebnissen und Eindrücken kann kommen. Ich bin bereit.
Unser Frühstück fällt wie immer klein aus. Morgens hat keiner von uns Hunger. Wir hängen den Hänger an Dabei sehe ich , dass am Abend noch ein weiteres Mobil gekommen ist und kann innerlich nur mit dem Kopf schütteln. Dieser riesige Platz ist bestimmt für 30 Mobile ausgelegt, und der Neuankömmling stellt sich genau in die freie Lücke zwischen zwei bereits dort stehenden Fahrzeuge. Wohlgemerkt, wir haben mit 4 Fahrzeugen die Nacht hier verbracht. Ob der wohl kuscheln wollte, weil er so einsam und allein war? Was geht in den Köpfen so mancher Menschen eigentlich vor? Vielleicht will ich das gar nicht wissen.

Der will doch nur kuscheln

Wir fahren fort von dem schönen Platz, und beim Verlassen der Stadt sehe ich, dass es noch einen großen Parkplatz am Fluss gibt, der ausschließlich für LKWs und Wohnmobile gedacht ist. Platz wird hier also immer zu finden sein.

Unser Stellplatz in Louhans

Wir wollen noch tanken, denn der Diesel aus Luxembourg reicht nicht bis an die spanische Grenze und hier in der Kleinstadt ist es günstiger als später auf der Autobahn. Die erste Tankstelle ist zu eng und zu kurz. Das merken wir aber erst, als wir bereits vorgefahren sind. Beim E.Leclerc Supermarkt am Ortsausgang klappt es besser. Weiter geht es zur A39 und dann in Richtung Lyon. Das „Bip and Go “ zur automatischen Mauterfassung funktioniert. Kaum sind wir auf der Autobahn müssen wir den nächsten Parkplatz anfahren. Die Abdeckung des Tankverschlusses klappert lustig im Fahrtwind. Scheinbar haben wir uns einen der größten Rastplätze ausgesucht. Es gleicht einer Irrfahrt, bis wir zum Stehen kommen, den Deckel andrücken und Weiterfahren können.
Wir wechseln von der A42 auf die A46, die direkt nach Lyon führt. Durch unseren kleinen Schlenker nach Louhans müssen wir allerdings jetzt auf der D636 mitten durch Lyon und nicht wie sonst auf der A7. Das wird noch einmal spannend. Aber Mathilde, unser Womo-Navi, macht das ausgezeichnet, Überwacht von Googlemaps im Radio-Navi. …Und Michael natürlich so wie so!! Wie haben wir das früher bloß gemacht? Ganz einfach: ich hätte nach Schildern Richtung Marsaille geschaut, Michael wäre gefahren und spätestens, wenn ich nicht die richtige Spur parat gehabt hätte, wäre sämtliche Anspannung auf mich nieder gegangen. Was bin ich froh, dass ich diesen Job abgeben konnte und dafür nun nur noch in beratender Weise tätig sein kann. Wir fahren wieder ein ganzes Stück entlang der Rhone. Sie gefällt mir allerdings heute so mit Hochwasser und schmutzig brauner Farbe gar nicht. Umso mehr aber die Landschaft, die zusehends grüner und blühender wird. Lyon, das Tor zum Süden,und wir sind auf der „Autoroute du soleil“.

Die Rhone bei Lyon


D ie Temperaturen sind leicht angestiegen und erreichen inzwischen auch draußen den zweistelligen Bereich. Was sich nicht anhebt, ist die Schranke an der Mautstation hinter Lyon. Sie reagiert nicht auf unsere elektronische Erfassung, obwohl wir in der entsprechenden Spur sind, sondern wirft uns statt dessen ein Ticket aus . Und dann auch noch von oben. Na so was! Wie sind doch kein LKW.
Nach einer kurzen Pause zwischen den LKWs geht es weiter Richtung Orange. Inzwischen tauchen Zypressen auf. Die Landschaft wird mit jedem Kilometer mediterraner.

Am frühen Nachmittag erreichen wir Remoulins. Und siehe da, bei der Abfahrt funktioniert das „Bib and Go“ wieder und öffnet uns die Schranke.
Der Stellplatz oberhalb des Gard gehört zu der Camping -Car -Gruppe. Um ihn benutzen zu können, benötigt man die Karte der Gesellschaft. Die kann man sich vorher schicken lassen oder wie wir, am Kassenterminal kaufen und mit der Kreditkarte aufladen. Mit der Karte kann man dann alle Angebote, wie Wasser und Entsorgung nutzen. Der Übernachtungspreis von 12 Euro beinhaltet außer Ver- und Entsorgung auch Strom. Die Parzellen sind nicht lang genug, um mit Hänger stehen zu können, aber breit genug, um ihn neben das Womo zu stellen. Wir sichern uns wieder einen Eckplatz mit einem schönen Blick auf den Fluss. Michael fährt den Hänger rückwärts in die Parzelle. Das kann er schon echt gut.

Remoulins
Remoulins Infos zum Stellplatz


Es ist mal wieder wolkenverhangen und Regen ist angesagt. Irgendwie hat der sich an uns dran gehängt. Gerade bin ich fertig zum Erkundungsgang, fängt es an zu schütten. Die Wanderung zum Pont du Gard, die eine Stunde dauern würde, känzele ich. Wir haben vor einigen Jahren schon direkt am Pont du Gard gestanden und ich bin damals sogar auf der Brücke gewesen. Ich wähle den kürzeren Weg in den Ort und hinunter an den Fluss. Da kann ich doch gleich das Baguette des Tages besorgen. Der Ort liegt noch ein wenig im Winterschlaf. Viele Restaurants sind geschlossen und sehr zu meinen Leidwesen hat auch der Bäcker zu. Ich besichtige den historischen Stadtteil von Remoulins. Die Häuser sind im povenzalischen Stil aus gelben Sandstein gebaut. Von Weitem fällt schon die Kirche Notre-Dame et Saint Martin mit dem schmiedeeisernen Turmaufsatz und der freihängenden Glocke auf. Von der ehemaligen Hängebrücke von 1830 sind nur noch zwei Pfeiler und das Strassenzollhäuschen übriggeblieben . Ich gehe an den Gard und laufe noch ein wenig das Flußbett entlang und sammele die kleinen weißen Kieselsteinen für mein neues Projekt „Travel and Found“, bevor ich „brotlos“ und „steinreich“ zum Wohnmobil zurückkehre. Keine 10 Minuten später gehen wir noch einmal in den Ort und gemeinsam dann finden wir einen zweiten Bäcker. Und der hat geöffnet Das Baguette ist noch warm und ich kann der Versuchung nicht widerstehen mir ein kleines Stück davon abzubrechen.


Eigentlich wollen wir in Narbonne noch einen Stopp machen Aber der Regen ist wohl vor uns dort. Deshalb geht es bereits morgen über die spanische Grenze. In Pineda de Mar soll es Sonne geben. Zumindestens morgen.